heise meets … Strafverteidiger spart mit KI bis zu 60 Minuten täglich
Rechtsanwalt Florian Schoenrock gibt zu, KI im Arbeitsalltag einzusetzen. Für die Auswertung umfangreicher TKÜ-Daten sei sie inzwischen ein Muss.
Künstliche Intelligenz hilft der Juristerei, schneller und effizienter zu arbeiten. Das berichtet der Berliner Rechtsanwalt und Strafverteidiger Florian Schoenrock im Gespräch mit dem Podcast heise meets. Schoenrock ist einer der ersten Anwälte in Deutschland, der zugibt, KI regelmäßig in seiner täglichen Arbeit einzusetzen.
"Ob ich einer der ersten Anwälte bin, der künstliche Intelligenz im Alltag einsetzt, das weiß ich nicht. Ich bin auf jeden Fall einer, der es gerne macht", sagt Schoenrock. Seit Anfang 2023 nutzt er KI-Tools, um seine Arbeit zu erleichtern. Damit spare er täglich zwischen 30 und 60 Minuten Zeit ein.
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KI hilft beim Analysieren großer Datenmengen
Ein Beispiel, was KI Strafverteidigern an Arbeit abnehmen kann, sind sogenannte TKÜ-Daten. TKÜ steht für Telekommunikationsüberwachung. Dabei werden etwa Telefonate oder Chatverläufe von Verdächtigen aufgezeichnet.
Als Strafverteidiger müssen die Anwälte diese Daten sichten und auswerten. Das geschieht meist in Form von Akteneinsicht auf CD-ROMs. KI-Tools können diese Daten viel schneller und effizienter analysieren als Menschen.
Vor dem Einsatz von KI mussten die Anwälte in Schoenrocks Kanzlei die Daten noch von Hand durchgehen. Durch den Einsatz von KI könne die Kanzlei jetzt auch Fälle annehmen, bei denen die Mandanten wenig Geld haben.
KI wird Dienstleister ersetzen, die mit Wörtern arbeiten
Trotz der vielen Vorteile sieht Schoenrock aber auch Grenzen und Herausforderungen beim KI-Einsatz in der Strafverteidigung. Vor allem der Datenschutz spiele eine wichtige Rolle.
Schonrock würde gerne noch sehr viel mehr machen. Sein Traum wäre eine komplette Ermittlungsakte mit allen Daten, Namen, Nummern, Geburtsdaten und Polizeibeamten, die er mit KI einlesen und dann in einem Frage-Antwort-Spiel durcharbeiten könne. "Aber das ist datenschutzrechtlich einfach nicht möglich", sagt er.
Einen generellen Trend hin zu Legal Tech sieht Schoenrock für die Zukunft aber schon. KI werde Dienstleister, die mit Wörtern arbeiten, irgendwann ablösen. "Vertragsjuristen zum Beispiel", werden sich seiner Ansicht nach umorientieren müssen.
Ein vollständiges Transkript der aktuellen Podcast-Episode von heise meets gibt es unter den Shownotes bei Podigee zu lesen.
(mki)