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iOS 11: Siri soll Interessen des Nutzers lernen

Leo Becker
iOS 11

WWDC 2016 in San Francisco: Als weitere mögliche WWDC-Neuheiten in diesem Jahr gelten aktualisierte Modelle des iPad Pro und ein mit schnelleren Intel-Prozessoren aufgefrischtes MacBook-Pro-Notebook.

(Bild: dpa, Christoph Dernbach)

Mit iOS 11 liefert Apple zahlreiche neue Funktionen und Verbesserungen für iPhone und iPad – darunter einen Nicht-stören-Modus, der Nachrichten beim Autofahren unterdrückt.

Apple hat auf der Entwicklerkonferenz WWDC [1] am Montag einen ersten Blick auf iOS 11 gewährt (siehe dazu auch den Mac & i-Liveticker [2]). Das gewöhnlich für Herbst angesetzte Betriebssystem-Update verspricht eine ganze Reihe von Verbesserungen und neuen Funktionen.

Die sehr versteckten iMessage-Apps sollen künftig leichter zu finden sein, zudem will Apple die teils wackelige Synchronisation von Konversationen zwischen Geräten verbessern: “Messages in iCloud” stelle sicher, dass eine auf dem iPhone gelöschte Nachricht auch auf dem Mac gelöscht wird, erklärte Apples Software-Chef Craig Federighi. Beim Einloggen auf einem neuen Gerät werde zudem die Konversationshistorie komplett heruntergeladen – die Nachrichten bleiben dabei Ende-zu-Ende-verschlüsselt, betonte Federighi.

iOS 11 (0 Bilder) [3]

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Apple Pay wird außerdem – wie schon länger erwartet – in Apples Nachrichten-App respektive iMessage integriert [5], um die Überweisung von Beträgen zwischen zwei Personen direkt innerhalb einer Unterhaltung zu ermöglichen. Eine “Apple Pay Cash Card” verwaltet die Geldbeträge. Neue Apple-Pay-Länder kündigte das Unternehmen nicht an. Für Deutschland wird der Start des Bezahldienstes offensichtlich vorbereitet [6] – ein konkreter Termin liegt aber weiterhin nicht vor.

Das Sprachassistenzsystem Siri erhält künftig überarbeitete Stimmen, die natürlicher klingen. Zudem soll Siri Folgefragen besser beantworten sowie Gesprochenes übersetzen können – vorerst nur aus dem Englischen in andere Sprachen wie Chinesisch und Deutsch, die Sprachunterstützung soll im Laufe der Zeit ausgebaut werden. Siri stelle außerdem erweiterte Assistenzfunktionen bereit, so Apple, und dafür die Interessen des Nutzers erfassen, etwa im Browser Safari durchgeführte Aktionen – eine Reisebuchung zum Beispiel. All dies erfolgt lokal, soll nun aber zwischen den Geräten des Nutzers synchronisiert werden, so Federighi – das stelle sicher, dass alles “komplett privat” bleibe. Siri soll außerdem mit weiteren Apps von Dritt-Entwicklern kommunizieren, darunter Notiz- und To-Do-Apps.

Apple verspricht mit iOS 11 außerdem weniger Speicherplatzverbrauch bei Videoaufnahmen, eine bessere Bildqualität für Fotos sowie Verbesserungen bei Aufnahmen mit geringem Licht. Live-Fotos lassen sich umfangreicher nachbearbeiten, etwa um das gewünschte Standbild festzulegen. Die Foto-App erkennt weitere Dinge und stellt daraus automatisch neue Erinnerungen zusammen.

Den hauseigenen Kartendienst will Apple um Innenraumkarten von Einkaufszentren und Flughäfen in ersten Städten erweitern. Bei der Navigation zeigt die Karten-App künftig Informationen zu Geschwindigkeitsbegrenzungen und Spurwahl.

iOS 11 nicht Stören Auto

Autofahrer sollen nicht länger durch Benachrichtigungen abgelenkt werden.

(Bild: Apple)

Ein neuer Nicht-stören-Modus soll sicherstellen, dass der Fahrer im Auto nicht mehr durch Benachrichtigungen abgelenkt wird – diese werden dafür automatisch unterdrückt, sobald das iPhone die Fortbewegung im Auto bemerkt. Das Display bleibt dann schwarz, statt wie gewohnt neu eingehende Mitteilungen anzuzeigen – diese lassen sich erst bei einem Stopp des Fahrzeugs einsehen. Der Nutzer habe die Option, die Funktion jederzeit abzuschalten, wenn er zwar im Auto sitzt, aber nicht der Fahrer ist, so Apple. Das funktioniert, anders als CarPlay, auch ohne Unterstützung des Autoherstellers.

Das Kontrollzentrum hat Apple in iOS 11 wieder auf einer Seite zusammengefasst, nachdem iOS 10 es auf mehrere Seiten aufgeteilt hatte. Neue Funktionen wie das Abschalten der Mobilfunkverbindung stehen nun ebenfalls im Kontrollzentrum zur Verfügung. Die dargestellten Funktionen lassen sich erstmals in den Einstellungen anpassen. Die Benachrichtigungen des Sperrbildschirms will Apple außerdem besser mit den Nachrichten in der Mitteilungszentrale integrieren.

Mit AirPlay 2 will Apple die Ausgabe und Steuerung der Musikwiedergabe auf kompatiblen Lautsprechern in mehreren Räumen unterstützen. Der Streaming-Dienst Apple Music soll nun (optional) zeigen, welche Musik Freunde gerade hören – wenn die das erlauben. Die “Nächste Titel”-Liste lässt sich teilen und dadurch etwa auf einer Party durch mehrere Nutzer steuern.

Der App Store erhält in iOS 11 eine neue Bedienoberfläche und trennt nun besser zwischen Apps und Spielen. Neue Ansichten sollen Nutzern interessante Software besser präsentieren. Die App nutzt dafür das neue Bedienoberflächen-Design, das Apple in iOS 10 schon in der Karten-App, Apple Music und Apple News eingeführt hat.

[2. Update 5.06.2017 22:15 Uhr]

Mit iOS 11 berücksichtigt Apple speziell das iPad mit einer Reihe an neuen Funktionen: Ein anpassbares Dock soll jederzeit schnellen Zugriff auf häufig benutzte Apps und Dokumente sicherstellen und der App-Wechsler wurde überarbeitet, um den bislang meist umständlichen Wechsel zwischen Programmen in der geteilten Ansicht zu erleichtern, die zwei Apps nebeneinander zeigt – dies funktioniert außerdem im Slide-Over-Modus.

iOS 11 iPad

iOS 11 unterstützt erstmals Drag & Drop – auf dem iPhone.

(Bild: Apple)

Die neue App “Files” soll die Arbeit mit Dateien erleichtern und bindet darin auch Cloud-Dienste ein, sowohl Apples iCloud Drive als auch Dritt-Anbieter, darunter Dropbox, Google Drive und Box. Bislang war dies auf den iOS-Dokumentenwähler beschränkt. Durch die Unterstützung von “Drag & Drop” können Nutzer in iOS 11 außerdem Bilder und Text von einer App in eine andere ziehen – auch das allerdings offenbar nur auf dem iPad und nicht auf dem iPhone. Apple integriert obendrein den Apple Pencil tiefer in das System, um ihn etwa zum Zeichnen und Markieren sowie für Handschriftnotizen einzusetzen. Letztere lassen sich anschließend auch per Spotlight durchsuchen. Notizen werden also per OCR erkannt, bleiben aber Handschrift – und werden nicht etwa in editierbaren Text umgewandelt.

Für Entwickler bietet der iPhone-Konzern mit ARKit künftig die Möglichkeit, Augmented-Reality-Funktionen für iOS 11 umzusetzen. Apple demonstrierte die Integration von virtuellen Inhalten wie einer Kaffeetasse in die reale, durch die Kamera des iPhones erfasste Umgebung. Dies soll neue Anwendungen ermöglichen etwa für interaktive Spiele oder “Einkaufserlebnisse”. Das neue CoreML-Framework ermöglicht Entwicklern den Rückgriff auf maschinelles Lernen, das komplett lokal auf dem Gerät ausgeführt werden soll. (lbe [7])


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[1] https://www.heise.de/thema/wwdc
[2] http://live.mac-and-i.de/Event/WWDC_2017_2
[3] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_3733952.html?back=3733903;back=3733903
[4] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_3733952.html?back=3733903;back=3733903
[5] https://www.heise.de/news/Apple-Pay-Ueberweisungsfunktion-angeblich-in-Arbeit-3699010.html
[6] https://www.heise.de/news/Apple-Pay-Apple-baut-Bezahldienst-in-Europa-aus-3716158.html
[7] mailto:lbe@heise.de