iPhone-App Clubhouse: Soziales Netzwerk nur für Audio

Mit künstlich begrenztem Zugang hat die Social-Media-App Clubhouse einen Hype losgetreten. c’t hat reingeschaut – oder besser: reingehört.

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(Bild: Alok Mallick via Pixabay)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Offenbar war es ein kluger Schachzug, den Hype um die Social-Media-App Clubhouse durch künstliches Verknappen der Zugänge anzufeuern: Bei Redaktionsschluss fanden wir auf eBay Kleinanzeigen über 50 Verkaufsangebote für Einladungen in die App, die Preise lagen zwischen 10 und 50 Euro. Zurzeit bekommt man nämlich nur Zugang, wenn man von einem anderen Mitglied empfohlen wird. Wir haben Clubhouse auf iPhone und iPad ausprobiert, auf Android-Geräten läuft die App noch nicht.

Nach dem Starten der App erscheint eine Liste mit aktuell laufenden "Rooms", wobei es sich meist um Diskussionen oder Vorträge zu bestimmten Themen handelt, zum Beispiel "Was machen soziale Medien mit der Demokratie?". Die Diskussionen sind nach der "Fishbowl"-Methode aufgebaut: Eine kleine Gruppe von Teilnehmern diskutiert im Innenkreis (quasi dem "Goldfischglas"), die größere Gruppe hört zu. Die Teilnehmer im Außenkreis können sich zu Wort melden und werden dann temporär (oder permanent) ins virtuelle Goldfischglas geholt – nur dort hat man Rederecht. Im Prinzip handelt es sich also um Live-Podcasts, bei denen man mitmachen kann. Kritischere Naturen könnten allerdings auch einwenden, dass man Dampfplauderern bei unstrukturiertem Gelaber zuhört. Ein Reiz ist in dieser frühen Phase des sozialen Netzwerks, dass man dort leicht mit Politikern und Prominenten ins Gespräch kommen kann. Hierzulande sind unter anderem Joko Winterscheidt, Sascha Lobo und Dorothee Bär auf der Plattform aktiv. Thematisch ist ein deutliches Internet-Business-Tech-Bro-Übergewicht zu erkennen.

In der Clubhouse-App hört man Live-Diskussionen zu – oder spricht selbst mit.

Die Clubhouse-Mutterfirma Alpha Exploration macht in den AGBs klar, dass Clubhouse-Inhalte nicht auf anderen Plattformen veröffentlicht werden dürfen – organisiert man beispielsweise eine Panel-Diskussion in der App, kann man diese anschließend nicht selbst vermarkten (zum Beispiel als Podcast), sondern schenkt Clubhouse die Inhalte exklusiv.Problematisch ist der Umgang mit den Nutzerdaten: Für den Zugang benötigt man eine Telefonnummer; will man jemanden einladen, muss man das iPhone-Telefonbuch zwingend Clubhouse zur Verfügung stellen. Alles andere läuft aber auch ohne Telefonbuch-Upload. Ein weiteres Problem: Bis Redaktionsschluss war es nicht möglich, den eigenen Account wieder zu löschen.

Der Ansatz von Clubhouse ist frisch: Ein soziales Netzwerk nur mit Audio gab es bislang noch nicht. Außerdem schätzen viele Menschen "virtuelle Lagerfeuer" wie Twitch oder Podcasts, die ein Gefühl der Nähe transportieren, aber keine hundertprozentige Aufmerksamkeit erfordern – für derartige Nebenbeiberieselung eignet sich Clubhouse zurzeit schon super. Ob die Plattform zukünftig auch inhaltlich aufwendig produzierten Podcasts Konkurrenz machen kann, wird auch von den geplanten Erlösmodellen abhängen. Zurzeit ist Clubhouse vor allem eins: ein Experimentierfeld.

c’t Ausgabe 4/2021

In c’t 4/2021 haben wir im Werkzeugkoffer von Windows gestöbert und die besten Tools für Sie hervorgeholt. Die kostenlosen Beigabe für Nutzer, Admins und Entwickler helfen Ihnen, das System in den Griff zu kriegen. Wer unterwegs Musik oder Podcasts hören möchte, nutzt vielleicht schon einen der kleinen Knöpfe fürs Ohr. Wie Bluetooth-In-Ears funktionieren, was sie über die Audioausgabe hinaus alles können und wie man beim Einkauf Fakes entlarvt, beleuchten wir in einem weiteren Schwerpunkt. Brauchen Sie einen neuen Büro-Monitor, eine richtig schnelle Grafikkarte oder einen PDF-Editor fürs Homeoffice? Auch dann sollten Sie unbedingt c’t 4/2021 lesen. Die Ausgabe ist ab dem 29.1.2021 im Heise-Shop und am gut sortierten Zeitschriftenkiosk erhältlich.

(jkj)