iPhone-Prototyp: Hausdurchsuchung bei Blogger

Die US-Behörden haben auf Hinweis von Apple Ermittlungen eingeleitet und beschlagnahmten im Haus von Gizmodo-Redakteur Jason Chen Computer und Handys. Die Herausgeber des Blogs halten die Durchsuchung für rechtswidrig.

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Mit Bildern eines mutmaßlichen Prototyps der nächsten iPhone-Generation sorgte das US-Blog Gizmodo in der vergangenen Woche für weltweite Schlagzeilen. Doch hat der journalistische "Scoop" der Gadget-Blogger nun ein ernstes Nachspiel: eine Spezialeinheit der Polizei durchsuchte die Wohnung von Jason Chen und beschlagnahmte Computer, Handys sowie weiteres Eigentum des Gizmodo-Redakteurs. Das Blog veröffentlichte den von einem US-Richter unterschriebenen Durchsuchungsbeschluss, eine Liste der beschlagnahmten Gegenstände sowie Chens Schilderung der Ereignisse.

Bei der Durchsuchung ging es den Behörden um die Sicherstellung von Diebesgut und Informationen im Zusammenhang mit einer schweren Straftat. Apple habe die zuständigen Behörden in San Maeto (US-Bundesstaat Kalifornien) auf einen Diebstahl hingewiesen, sagte der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt dem Wall Street Journal. Die daraufhin eingeleiteten Ermittlungen konzentrierten sich auf alle Personen, die mit dem fraglichen Gerät Kontakt hatten. Chen selbst wird bisher nicht beschuldigt, auch sonst gibt es keine Anklagen.

Gizmodo-Herausgeber Gawker Media hält die Maßnahme der Behörden für rechtswidrig und hat bei der Staatsanwaltschaft interveniert. Das Medienunternehmen beansprucht den für Journalisten geltenden Informantenschutz und das Privileg, Informationen vor den Behörden zurückzuhalten. Bis zur Klärung der Rechtslage sei die Auswertung der beschlagnahmten Gegenstände erst einmal ausgesetzt worden, erklärte der Vertreter der Staatsanwaltschaft weiter.

Damit wächst sich Apples PR-Panne (oder, je nach Meinung, gezielte PR-Aktion) zu einer echten Affäre aus. Die Frage, ob Blogger die gleichen Schutzrechte genießen wie Journalisten der traditionellen Medien, wird nun zu klären sein. Zugleich geht es um das – auch für das Medien-Establishment nicht neue - ethische Problem des sogenannten "Scheckbuch-Journalismus". Gizmodo hatte für das von einem Apple-Mitarbeiter verlorene iPhone nach eigenen Angaben 5000 US-Dollar an den Finder gezahlt. Zumindest der Verkäufer könnte sich dabei der Hehlerei schuldig gemacht haben, möglicherweise aber auch der Käufer, vermuten ungenannte Quellen aus dem Umfeld der Ermittlungen laut der New York Times. (vbr)