iPhone X: Datenschützer fürchten Missbrauch von Face-Tracking

Die TrueDepth-Kamera auf der Vorderseite des iPhone X soll den Gesichtsausdruck in Echtzeit erfassen. Werbefirmen könnten so emotionale Reaktionen des Nutzers auf Anzeigen ermitteln, warnen US-Datenschützer.

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iPhone X TrueDepth

(Bild: Apple-Werbevideo)

Lesezeit: 2 Min.

US-Datenschützer warnen vor einer missbräuchlichen Verwendung des Gesichtserfassungssystems im iPhone X: Die Datenschutzfragen rund um die Gesichtserkennung Face ID seien “völlig überzogen” gewesen, erklärte ein Mitarbeiter der Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union
(ACLU) gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die “echten Datenschutzprobleme” lägen stattdessen in den “Zugriffsmöglichkeiten durch Dritt-Entwickler”.

Während das durch Face ID zur Entsperrung erstellte mathematische Abbild des Nutzergesichtes abgeschottet und lokal in der “Secure Enclave” des iPhone X verwaltet wird, erhalten auch Apps umfangreiche Möglichkeiten, das neue TrueDepth-Kamerasystem einzusetzen: Laut Apple ist auf dem iPhone X im Rahmen von ARKit ein Tracking von Gesichtsausdrücken in Echtzeit möglich, über 50 spezifische Muskelbewegungen sollen erfasst und erkannt werden. Apple setzt dies für die sogenannten "Animojis" ein.

Dies könnte etwa “skrupellosen Werbern” ermöglichen, eine emotionale Reaktion auf Werbeeinblendungen zu ermitteln sowie Nutzerprofile zu erstellen, fürchten die Datenschützer. Apple schließt in den Entwicklerrichtlinien und App-Store-Zulassungsbedingungen die Verwendung der Kameradaten zu diesem Zweck zwar explizit aus, doch dürfte dies nicht jeden davon abschrecken, das System zu missbrauchen.

Apple habe die Regeln in der Vergangenheit zwar gewöhnlich durchgesetzt, so der Bürgerrechtler, aber der Konzern müsse die Zweckentfremdung dafür erst entdecken. Bekannte App-Anbieter dürften die Gesichtserfassung kaum missbrauchen, es gebe aber “viel Platz für Widerlinge”.

Bevor eine Gesichtserfassung möglich ist, müssen Nutzer einer App den Zugriff auf die Kamera des iPhones einmalig erlauben. Anschließend kann eine iPhone-App im Vordergrund die Kameras dann jederzeit unbemerkt aktivieren und Aufzeichnungen anfertigen sowie an eigene Server übertragen – der Nutzer sieht davon nichts. Zum Schutz empfiehlt es sich, regelmäßig einen Blick in die Datenschutzeinstellungen des iPhones oder iPads zu werfen und zu prüfen, welche Apps eigentlich Zugriff auf die Kamera haben – und dies wieder zu deaktivieren, wenn es keinen triftigen Grund dafür gibt. (lbe)