.org-Domains: Namecheap legt Beschwerde gegen ICANN ein

Die ICANN hob die Preisobergrenze für .org-Domains auf, was zu lauten Protesten führte. Nun legte der Registrar Namecheap offiziell Beschwerde dagegen ein.

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Überwachung, Sicherheit, Abhören

(Bild: Gerd Altmann, Public Domain (Creative Commons CCo))

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Weil die ICANN die Preisobergrenze für .org-Domains aufhob, regte sich lauter Protest. Nun hat Namecheap, einer der weltweit größten Registrare, Beschwerde gegen die ICANN eingelegt. Zuvor hatte das Unternehmen bereits dazu aufgerufen, sich gegen die Pläne zur Wehr zu setzen. Daraufhin hatte es eine überwältigende Resonanz gegeben, erklärte Namecheap. Die öffentlichen Kommentare habe die ICANN aber ignoriert – und damit auch den Willen der Kunden. Die ICANN hat insgesamt 90 Tage Zeit, auf die Beschwerde von Namecheap zu reagieren.

"Unsere Bedenken waren und sind, dass der Wegfall von Preisobergrenzen bei älteren Top-Level-Domains zu unvorhersehbaren Preisanstiegen führt", schreibt Namecheap-Chef Richard Kirkendall in einem Blog-Eintrag. Dieser Umstand würde den Internetnutzern schaden und Innovationen "ersticken". Auch andere Kritiker befürchten negative Auswirkungen, im April hatte es deshalb deutliche Proteste gegen die Aufhebung der Preisschranken gegeben.

Bislang durfte die Registry der .org-Adresszone, Public Interest Registry (PIR), ihre Preise um jährlich 10 Prozent erhöhen. Diese Beschränkung hob die ICANN auf, weil sie die .org-TLD mit neueren gTLDs (generic Top Level Domains) gleichstellen wollte. Für die Adresszonen beispielsweise von .berlin gab es nie eine Preisgrenze, gleiches gilt für alle anderen neuen Domainendungen. Die ICANN argumentiert, dass der Markt die Preise regeln würde, schließlich gebe es dank der vielen neuen TLDs genug Konkurrenz.

Anderer Meinung dürften diejenigen sein, die seit Jahren oder gar Jahrzehnten unter einer .org-Domain erreichbar sind. Die TLD gibt es immerhin seit 1985. Ein Umzug zu einer anderen TLD (etwa .guru, .cool oder .sexy) ist in vielen Fällen nicht so einfach möglich, weil dann zum Beispiel ein gutes Google-Ranking verloren geht. Die Kunden müssen deshalb etwaige Preiserhöhungen von PIR wohl oder übel hinnehmen.

Gerade für gemeinnützige Organisationen, NGOs oder Vereinigungen seien .org-Domains von großer Bedeutung, schreibt Namecheap. Die TLD sei "sehr bekannt, sicher und vertrauenswürdig". Es gebe keine andere Domainendung, die ein ähnlich hohes Ansehen aufweise wie .org. Die Entscheidung der ICANN würde am Ende nur PIR zu Gute kommen, meint Namecheap – und nicht den Kunden oder dem Netz im Allgemeinen. Zudem befürchtet Namecheap, dass irgendwann auch die Preisschranke für .com-Domains fallen könnte, was sich 2024 bei der Vertragsneuverhandlung entscheiden wird. Der Wegfall der Preisgrenze bei .org-Domains wäre der Präzedenzfall.

Am Ende will Namecheap auch eigene Interessen schützen: Die neuen Verträge gefährden das Geschäft des Registrars. Kunden könnten wegen steigender Preise ihre Domains kündigen und auf andere Plattformen ausweichen – statt einer eigenen Website tut's vielleicht auch ein Facebook-Auftritt. (dbe)