.travel-Betreiber in der Krise

Ohne eine Finanzspritze wird das US-Unternehmen TheGlobe.com nach eigenen Aussagen seine Geschäft wohl einstellen.

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Von
  • Monika Ermert

Der Betreiber der .travel Top Level Domain (TLD), das US-Unternehmen TheGlobe.com, steht nach eigenen Angaben vor dem finanziellen Ruin. Im jüngsten, für US-Aktiengesellschaften obligatorischen Quartalsbericht an die US-Wertpapieraufsicht teilte das Unternehmen mit, die angehäuften Schulden machten den weiteren Betrieb des Unternehmens zweifelhaft. Für einen Weiterbetrieb des laufenden Unternehmens sei ein rascher Kapitalzufluß nötig.

.travel wurde 2005 in einer zweiten Runde zur Einführung neuer Top Level Domains von der privaten Netzverwaltung Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) an die TheGlobe.com-Tochter Tralliance vergeben. Es könnte die erste TLD sein, die Konkurs anmelden muss. Nach dem Bankrott eines einzelnen Registrars, des US-Unternehmens Registerfly, droht damit erneut Ärger für Domainkunden, die um ihre Internetadressen bangen müssen.

.travel hat sich trotz vollmundig verkündeter Wachstumszahlen (PDF-Datei) schwer damit getan, Nutzer für die speziell für die Reisebranche reservierte Adresszone zu gewinnen. Ähnlich wie bei anderen neuen Adresszonen – etwa .coop für Kooperativen oder .pro für Berufsgruppen – blieb der erhoffte Run bislang aus. Nach Angaben von TheGlobe.com seien aktuell rund 25.000 .travel-Domains registriert. Die wenigen .travel-Inhaber, etwa Disney oder die British Airways, nutzen ihre Registrierungen lediglich zur Weiterleitung auf ihre Hauptadressen. Bestätigt fühlen dürfte sich der .travel-Gegner Edward Hasbrouck, der die Nutzervertretung der ICANN auf die finanziellen Schwierigkeiten aufmerksam gemacht hatte. Hasbrouck hatte bei der ICANN alle verfahrenstechnischen Register gezogen, da er die Zuteilung von .travel an Tralliance für nicht begründet hielt.

TheGlobe.com setzt nun zur Rettung in erster Linie auf eine Kapitalspritze vom Firmenvorsitzenden und CEO Michael Egan. Allerdings ist man sich nicht sicher, ob es die auch geben wird. Auf 7, 8 Millionen US-Dollar beziffert der Quartalsbericht das angehäufte Betriebskapitaldefizit, bei einem Nettoeinkommen von 432.000 US-Dollar fürs erste Quartal. Schwer bluten musste das Unternehmen durch einen verlorenen Rechtsstreit gegen MySpace, dessen Kunden mit unerlaubter Werbung zugespammt wurden. Dafür bekam TheGlobe.com eine Strafe von über 2,5 Millionen US-Dollar Strafe aufgebrummt. Unklar ist derzeit, ob sich das Unternehmen erholt, ob jemand die .travel weiterführen wird oder ob sie verschwindet. Mit betroffen wäre immerhin auch das erst kürzlich gestartete Portal der UN World Tourism Organisation zum Management von Krisensituationen. (Monika Ermert) / (anw)