Adblocker: uBlock Origin stellt Chrome-Vollversion ein und empfiehlt Firefox

Aufgrund von Googles Werbevorgaben kommt für Chrome nur noch uBlock Origin Lite. Der Adblocker funktioniert eingeschränkt.

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Icons verschiedener Internetbrowser

(Bild: Primakov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Der Entwickler des Adblockers uBlock Origin macht auf das nahende Ende seiner Erweiterung in Chromium-basierten Browsern aufmerksam – also allen voran Chrome. Grund ist Googles neue Architektur für Browser-Erweiterungen, Manifest V3.

Anfang Juni 2024 hat Google den Übergang von V2 auf V3 eingeleitet: Nutzer von V2-Erweiterungen bekommen eine Warnung eingeblendet, dass diese Erweiterungen bald nicht mehr funktionieren. In den nächsten Monaten soll der V2-Support auslaufen; einen konkreten Termin gibt es bisher nicht.

Der uBlock-Origin-Entwickler Raymond Hill bietet für Chromium-Browser künftig nur noch die abgespeckte Variante uBlock Origin Lite (uBOL) an. Sie hat weniger Funktionen und funktioniert unter Umständen nicht so zuverlässig. Deshalb empfiehlt Hill Firefox – "uBlock Origin funktioniert am besten im Firefox", titelte er kürzlich auf Github. Firefox verwendet eine eigene Browser-Engine, ist aber sowohl zu Manifest V2 als auch V3 kompatibel. Chrome-Nutzer müssen uBlock Origin Lite auf Wunsch manuell installieren; ein automatisierter Übergang findet nicht statt. Dazu unterscheide sich die Lite-Version zu stark, heißt es im Github-Beitrag.

Mit der dritten Manifest-Version tauscht Google die Standard-APIs für Werbeblocker aus, von webRequest zu declarativeNetRequest. Damit blockieren Erweiterungen Netzwerkanfragen nicht mehr selbst. Stattdessen geben Sie dem Browser Bedingungen und Aktionen vor, die beschreiben, wie dieser Netzanfragen behandeln soll. Mit diesen Regeln bewertet und ändert der Browser sozusagen im Auftrag der Erweiterungen Netzwerkanfragen selbst – zum Beispiel blockiert er Inhalte.

Laut Hill sind dadurch erweiterte uBlock-Origin-Funktionen nicht mehr möglich, etwa Dynamic Filtering und Dynamic URL Filtering. Damit können Nutzer die Standard-Blocklisten um eigene Regeln erweitern, um beispielsweise bestimmte Domains zu verbieten. Auch kann uBlock Origin nicht mehr das Laden von Medieninhalten ab einer festgelegten Größe blockieren, etwa Werbebilder oder -videos.

Die größte Einschränkung könnte künftig die Erkennung von Adblockern darstellen. Manche Webseiten sperren Adblocker-Nutzer aus und bitten auf Bannern, die Erweiterungen zu aktivieren.

Durch declarativeNetRequest erkennen Webseiten solche Erweiterungen leichter. Hill verweist auf einen Vergleich, bei dem eine Webseite mit uBlock Origin aufrufbar ist, mit uBlock Origin Lite hingegen nicht.

Adblocking wäre offenbar auch ohne declarativeNetRequest möglich, allerdings mit weitreichenden technischen Einschränkungen. Bei einem Browser-Start etwa würden bisherige Tabs geladen, bevor der Adblocker seine Arbeit erledigen kann, sagt Hill. Außerdem legt Chrome sogenannte Service-Worker nach 30 Sekunden Idle-Zeit schlafen. Verweilt man länger auf einer Webseite, etwa beim Lesen eines Artikels, müssten die Service-Worker erst wieder aufgeweckt werden – beim Klick auf eine neue Seite ist dann wieder Werbung sichtbar.

Ein Workaround, der die Service-Worker alle 30 Sekunden aus dem Schlaf forciert – so wie bei Adblock Plus –, funktioniert laut Hill nur unzuverlässig aufgrund überlappender Zeitfenster.

(mma)