Übernahmeschlacht um drittgrößte US-Telefongesellschaft

Die US-Telefonkonzerne Bell South und MCI Worldcom schlagen sich um den Branchendritten Sprint; auch die Deutsche Telekom ist als Interessent im Gespräch.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Die US-Telefonkonzerne Bell South und MCI Worldcom liefern sich die größte Übernahmeschlacht der Geschichte um den amerikanischen Branchendritten Sprint. Die Deutsche Telekom, die derzeit mit 10 Prozent an Sprint beteiligt ist, erwägt nach Informationen des Wall Street Journal ebenfalls mitzubieten.

BellSouth bot am Wochenende 100 Milliarden Dollar (93,5 Mrd Euro) für Sprint. Die MCI Worldcom habe 93 Milliarden Dollar für Sprint offeriert, berichtete die New York Times am Montag. Beide Angebote sind größer als der bisher weltweit kostspieligste Firmenaufkauf, die anstehende Übernahme des US-Ölkonzerns Mobil durch den Weltmarktführer Exxon für 82,5 Milliarden Dollar.

1998 hatte BellSouth rund 23,1 Milliarden Dollar umgesetzt. MCI Worldcom hat dagegen allein im ersten Halbjahr 99 rund 18 Milliarden Dollar umgesetzt und ist mit zahlreichen Fusionen und Übernahmen nach AT&T zum Branchenzweiten in den USA aufgerückt. Mit dem Kauf von Sprint (Jahresumsatz: 16 Mrd Dollar) würde MCI Worldcom weiter zum Branchenprimus AT&T aufschließen, der die Branche mit 53,2 Mrd Dollar anführt. Für MCI Worldcom hätte der Deal aber auch einen großen strategischen Vorteil, denn das Unternehmen würde dank des großen Sprint-Mobilfunknetzes in diesen schnell wachsenden Markt einsteigen. Sprint und MCI Worldcom sind auch im Internet-Bereich sehr stark.

Ob die Deutsche Telekom tatsächlich in die Übernahmeschlacht einsteigt, ist dem Wall Street Journal zufolge eher unwahrscheinlich, denn die Telekom könne nicht die gleichen Kostenersparnisse wie MCI Worldcom verbuchen und daher auch nicht so hoch bieten. Weder die Deutsche Telekom noch die France Telecom, die gleichfalls zehn Prozent hält, können ihre Beteiligungen an Sprint ohne Erlaubnis der Firma aufstocken. Auch sei es den europäischen Unternehmen nicht möglich, eine Sprint-Fusion zu blockieren, schreibt die New York Times. Sprint, Deutsche Telekom und France Telecom betreiben gemeinsam die internationale Telefonfirma Global One. Das Gemeinschaftsunternehmen richtet sich vor allem an große Unternehmen, hat aber noch nicht die Erwartungen erfüllt.

Marktbeobachter rechnen damit, dass sich Sprint für MCI entscheiden wird, da die beiden Firmen besser zusammen passen als Sprint und BellSouth. Ein gewichtiges Wort in der Übernahmeschlacht dürften jedoch die Aufsichtsbehörden sprechen. MCI müsste vermutlich "nur" Abstriche im Internet-Geschäft hinnehmen. BellSouth hat dagegen schlechtere Startvoraussetzungen, denn dem Unternehmen fehlt wie den anderen regionalen US-Telefongesellschaften die Genehmigung für das Ferngesprächsgeschäft. BellSouth ist auch im Mobilfunkgeschäft, das sich teilweise mit dem von Sprint überschneidet. (dz)