z/OS 3.1: Mainframe-Betriebssystem erhält KI-Features

Weil z/OS 3.1 das Mainframe-Betriebssystem um derart zentrale KI-Funktionen ergänzt, überspringt IBM bei der Versionsnummer sogar die Hauptversion.

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(Bild: IBM)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Berthold Wesseler
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Nachdem die Ende Mai 2022 von IBM lancierte sechzehnte Mainframe-Generation z16 bereits mit dem neuen KI-Prozessor Telum auf den Markt gekommen war, zieht der Hersteller jetzt mit der Integration von künstlicher Intelligenz in das Betriebssystem nach. Die so ausgestattete Version 3.1 von z/OS will IBM am 29. September 2023 veröffentlichen.

Alle zwei Jahre bringt IBM eine neue Version seines Mainframe-Betriebssystems z/OS heraus. Weil der Vorgänger z/OS 2.5 aus dem September 2021 stammt, also vor der aktuellen Hardware fertiggestellt wurde, war der Fokus des Herstellers auf KI-Features im neuen OS-Update zu erwarten, die den neuen Telum-Prozessor verwenden. Um den funktionalen Sprung zu verdeutlichen, springt IBM auch bei der Versionsnummerierung deutlich. Weitere Verbesserungen von z/OS 3.1 betreffen unter anderem die Einbindung von Cloud-Speicher und die Performance von Linux-Workloads.

z/OS 3.1 soll künftig den Einsatz von KI-Workloads in Verbindung mit klassischen Mainframe-Anwendungen ermöglichen, schreibt der Hersteller in einem Vorschaubrief an die Kunden. Das neue Betriebssystem wird deshalb am besten mit der neuesten Hardware des Big Iron, der z16, funktionieren, aber auch noch die z15- und die z14-Modelle unterstützen. Diese Nachricht ist für Nutzer der z14 interessant, da IBM den Verkauf dieses Modells bereits 2021 eingestellt hat und den Support wahrscheinlich 2027 oder 2028 beenden wird. z/OS 3.1 könnte daher schon die letzte Gelegenheit für ein Upgrade dieser Maschinen sein.

Der Fokus der Ankündigung liegt aber klar auf KI. Der z16-Prozessor Telum verfügt über einen integrierten KI-Beschleuniger, der rund 300 Milliarden Deep-Learning-Inferenzen pro Tag mit einer Latenzzeit im Bereich von Millisekunden durchführen kann. Bisher war es aufgrund von Latenzproblemen nicht möglich, Deep-Learning-Modelle im großen Maßstab in Echtzeit einzusetzen, weil die Echtzeitdaten – beispielsweise einer Kreditkarten-Transaktion – dazu ausgelagert und von einem speziellen KI-System verarbeitet werden mussten. Neu ist laut Hersteller auch die Möglichkeit, vorgefertigte KI-Modelle und integrierte KI-Methoden in Betrieb zu nehmen, ohne dass die Benutzer über spezielle KI- oder Data-Science-Kenntnisse verfügen müssen.

Die ersten Schritte in Richtung KI auf dem Mainframe geht IBM mit z/OS 3.1 durch die Unterstützung eines neuen KI-Frameworks für den Systembetrieb, das z/OS um KI erweitert, die IT-Prozesse optimiert, die Verwaltung vereinfacht und die Performance verbessert. Außerdem verbindet IBM KI mit z/OS-Anwendungen, die für niedrige Latenzzeiten ausgelegt sind. Zudem ist die Steuerung des Mainframe mithilfe eines KI-gestützten Workload-Managements möglich, das auf anstehende Workloads mit der Zuweisung einer angemessenen Anzahl von Batch-Läufen reagiert, was manuelle Feinabstimmungen und Trial-and-Error-Ansätze überflüssig machen soll.

Das kommende Betriebssystem bietet auch Verbesserungen bei seinen Cloud-Funktionen. "z/OS 3.1 wird Aspekte des Cloud-nativen Managements von z/OS auf der Grundlage von Industriestandards und den Zugang zu konsistenten und modernen browserbasierten Schnittstellen umfassen, die es den Benutzern ermöglichen, z/OS und die zugehörige Software effizient zu aktualisieren und zu konfigurieren", heißt es in dem Kundenbrief. Eine verbesserte Management-Infrastruktur und ein Self-Service-Zugang zu den diversen Tasks sollen die Verwaltung des Betriebssystems weiter vereinfachen und automatisieren. Vor diesem Hintergrund verspricht IBM in z/OS 3.1 folgende Features:

  • Einen neuen z/OS-Callable-Service inklusive Cloud Data Access für den Zugriff auf Daten in Cloud Object Stores – und um Cloud-Objektdaten in z/OS-Workloads einzubinden.
  • Eine Reihe moderner APIs mit C-basierter Schnittstelle, die den Aufwand für den Anwendungszugriff auf NoSQL-Datensätze – bekannt als VSAMDBs – reduzieren soll.
  • z/OS Container Extensions (zCX) zur Verbesserung von Performance und Security bei der Ausführung containerisierter Linux-Workloads und zur Unterstützung von NFS, HTTPS und Websphere Hybrid Edition.
  • Dedizierte Real-Memory-Pools zur Optimierung des Verhaltens von Anwendungen, die einen großen Speicherbedarf haben.
  • Eine Erweiterung des z/OS Authorized Code Scanner zur besseren Abdeckung potenzieller Schwachstellen.
  • Verbesserte COBOL/Java-Unterstützung, mit der 31-Bit-COBOL auch 64-Bit-Java-Programme aufrufen kann, und zwar unter Verwendung der IBM Semeru Runtime Certified Edition für z/OS.

(jvo)