Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht neue Bevölkerungsprognose im Internet

Auf Basis von Daten zum 31. Dezember 2006 hat die Bertelsmann-Stiftung neue Zahlen und Fakten zur Bevölkerungsentwicklung vorgelegt. Sie lassen sich interaktiv im Internet betrachten.

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Die Bertelsmann-Stiftung hat den Wegweiser Kommune aktualisiert, der online Aufschluss über die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland gibt. Laut Mitteilung können dort ab sofort neue Daten und Fakten zu den Auswirkungen des demographischen Wandels für alle Kommunen ab 5000 Einwohnern abgerufen werden, das sind knapp 3000 Gemeinden. Dort leben 85 Prozent der Einwohner Deutschlands.

Für einzelne Kommunen lässt sich die allgemeine Bevölkerungsentwicklung nach Geschlecht und Alter aufgeschlüsselt bis ins Jahr 2025 aufrufen. Diese Zahlen lassen sich mit anderen Kommunen vergleichen und in interaktiven Grafiken beispielsweise als Bevölkerungspyramide ausgeben. Dort lässt sich anschaulich darstellen, wie im Laufe der Jahre der "Bauch" der stärksten Altersgruppe immer mehr nach oben wandert.

Insgesamt sind im Rahmen der Vorausberechnungen etwa 200 Millionen Daten mit Hilfe der mathematisch-technischen Software Matlab verarbeitet und berechnet worden. Die Datenein- und -ausgabe kann bei dieser Software über eine Schnittstelle mit Microsofts Excel erfolgen. Die Daten wurden vom Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung an der Universität Hannover (ies) beschafft, aufbereitet und dem Berechnungsteam zur Verfügung gestellt.

Im Unterschied zur Vorausberechnung aus dem Jahr 2003, die bisher im "Wegweiser Kommune" zur Verfügung stand, sind die neuen Berechnungen auf Grundlage einer Datenbasis zum 31. Dezember 2006 durchgeführt worden. Sie haben laut Bertelsmann-Stiftung ermöglicht, gegenwärtige Trends und Entwicklungen insbesondere bei den Wanderungsbewegungen zu berücksichtigen.

Bevölkerungsentwicklung 2006 bis 2025

(Bild: Bertelsmann-Stiftung, wegweiser-kommune.de)

Das Ergebnis: Deutschland altert rapide. Bis 2025 steigt die Zahl der über 80-Jährigen um 70 Prozent. Damit verdoppelt sich der Anteil der Hochbetagten an der Gesamtbevölkerung nahezu auf mehr als 8 Prozent. Während 2006 jeder zweite Bundesbürger jünger als 42 Jahre war, wird demnach bis 2025 die Hälfte der Bevölkerung älter als 47 Jahre sein, im Osten sogar älter als 53. Bundesweit lebten vor zwei Jahren 82,32 Millionen Menschen, 2025 sollen es noch 80,64 Millionen sein.

Spitzenreiter beim Anteil alter Menschen über 80 werden der Stiftung zufolge ostdeutsche Städte wie Hoyerswerda (15,3 Prozent), Suhl (12,7 Prozent) und Dessau (12,1 Prozent) sein. Aber auch westdeutsche Städte wie Baden-Baden (10,8 Prozent) werden "ihr Gesicht verändern", urteilte die Stiftung. Die betroffenen Städte müssten rasch umsteuern und beispielsweise altengerechte Wohnungen bauen. "Unsere Analysen zeigen, dass sich das Leben und Zusammenleben in den Städten und Gemeinden durch den rasch fortschreitenden Alterungsprozess erheblich verändern wird", sagte Stiftungsvorstand Johannes Meier.

In der Wirtschaft werden die Belegschaften laut der Prognose immer älter. Die Gruppe der älteren potenziell Erwerbstätigen (45 bis 64 Jahre) nimmt bis 2025 um 1,4 Millionen Menschen zu, gleichzeitig sinkt die Zahl der Jüngeren (25 bis 44 Jahre) um 3,7 Millionen. Und auch die Zahl der 16- bis 24-Jährigen sinkt um rund zwei Millionen Menschen, daher fehlt Nachwuchs für den Arbeitsmarkt. Allein in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern bricht die Zahl junger Erwerbstätiger um die Hälfte ein. Deutlich sinken bis 2025 die Schülerzahlen, vor allem im Grundschulalter. Während beispielsweise Köln bis 2025 einen leichten Zuwachs von fünf Prozent erzielt, verliert der Kreis Höxter 27 Prozent der Kinder im Grundschulalter.

Immer stärker wird der Trend zum Umzug in die Stadt – mit regionalen Unterschieden: Im Osten verzeichnen Dresden (plus 8 Prozent), Potsdam (plus 7 Prozent) und Leipzig (plus 3,3 Prozent) Zuwächse, Chemnitz (minus 15 Prozent), Halle (minus 12 Prozent) und Rostock (minus 8,6 Prozent) schrumpfen. In Westdeutschland wachsen München (plus 11,7), Köln (plus 5,8) und Hamburg (plus 5,9), Hagen und Gelsenkirchen (beide minus 10) sowie Wolfsburg (minus 8,7) verlieren Einwohner. (anw)