+- 30 Jahre Informatik in Deutschland

"30 Jahre Informatik an deutschen Hochschulen" will auf den Beginn eines wichtigen Abschnittes der Wissenschaftsgeschichte verweisen. Die Anfänge dieses Studienganges datieren indes viel früher.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit einem Fach-Kolloqium und einer Podiumsdiskussion zur "Universität der Zukunft" wird am Montag, den 29. April, an der technischen Universität Darmstadt ein Jubiläum gefeiert: "30 Jahre Informatik an deutschen Hochschulen" will auf den Beginn eines wichtigen Abschnittes der Wissenschaftsgeschichte verweisen. Ein historisches Streiflicht zu dieser Geschichte ist bereits am heutigen Montag online geschaltet worden. Das Jubiläum in Darmstadt bezieht sich auf den 15. Mai 1972, als die konstituierende Sitzung des Fachbereiches Informatik stattfand.

Die Anfänge dieses Studienganges datieren indes viel früher. Seit 1929 gab es an der technischen Universität Darmstadt das Institut für Praktische Mathematik, das sich um analoge wie digitale Rechentechnik kümmerte. Mit dem Tod des Institutsleiters Professor Alwin Walther wurde es im Jahre 1967 trotz internationalenen Protestes aufgelöst. An Alwin Walther und die Zerschlagung des Institutes soll die Alwin Walther-Medaille erinnern, die zum diesjährigen Festtag den Professoren Karl-Heinz Hoffman und Hartmut Wedekind verliehen wird.

Darmstadt war eine von mehreren Universitäten, die Anfang der 70er Jahre in Westdeutschland die Informatik in den Fächerkanon aufnahmen. Ab dem Sommsersemester 1968 gab es die Informatik an der Universität Bonn -- doch ohne Studien- und Prüfungsordnung, die erst später fertig wurde. Im Wintersemester 1969/70 wurde Informatik als Vollstudium an der Universität Karlsruhe angeboten. Der Name Informatik wurde dabei aus dem Französischen entlehnt: Die dortigen Universitäten vergaben ab 1966 den Titel eines "Maîtrise d'Informatique" an Diplom-Ingenieure mit dem Spezialfach Programmierung. Vorbild der Franzosen waren wiederum die USA. Dort wurde 1965 an der Stanford University mit der "Division of Computer Science" die erste eigenständige Informatik-Fakultät eingerichtet. Schon vorher gab es in den amerikanischen Universitäten so genannte Summer Schools, die Computer Science und Programmierung unterrichteten.

Ab 1955 gab es "Informatik" auch in der DDR, in der sogar eine eigene Zeitschrift dieses Namens erschien; das Fach bezeichnete jedoch eine Art Informationswissenschaft für Bibliotheken und Archive. Die eigentliche Computerinformatik wurde als "Maschinelle Rechentechnik" geführt und kam erstmals im Jahre 1956 an der TH Dresden auf den Lehrplan. Als Vollstudium wurde das Fach 1969 unter dem Oberbegriff "Mathematische Kybernetik und Rechentechnik" in Dresden, Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), Ilmenau, Magdeburg, Leipzig und Weimar eingeführt. Daneben wurde ab 1959 beim VEB Kombinat Robotron die Fachrichtung "Ingenieurökonomie der Datenverarbeitung" unterrichtet. (Detlef Borchers) / (jk)