ATI gibt CrossFire-Technik zur Kopplung zweier Grafikkarten frei

Mit einiger Verzögerung bietet ATI mit CrossFire ein Verfahren an, um mit zwei parallel arbeitenden Grafikkarten die Pixel-Leistung zu erhöhen. Zu CrossFire gehört auch ein neuer Mainboard-Chipsatz für AMD- und Intel-Prozessoren.

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Von
  • Manfred Bertuch
  • Laurenz Weiner

Vier Monaten nach der Ankündigung hat ATI erste Testmuster seiner Kopplungs-Technik CrossFire an die Fachpresse verteilt. Wie das vom Konkurrenten Nvidia bereits seit einem Jahr verfügbare Verfahren SLI arbeiten auch bei CrossFire zwei Grafikkarten parallel. Ein solches Gespann berechnet in gleicher Zeit theoretisch doppelt so viele Bildpunkte, was sich für höhere Bildpunkt-Auflösungen, hohe Antialiasing-Einstellungen oder eine gesteigerte Zahl von Grafikeffekten nutzen lässt.

Der wesentliche Unterschied zwischen CrossFire und SLI besteht in der Art der elektrischen Kopplung für die Übertragung der Bilddaten von der Slave- zur Master-Karte. Bei CrossFire schickt die Slave-Karte ihren Bildanteil über einen der beiden DVI-I-Ausgänge. Die Master-Karte empfängt ihn über eine DMS-59-Buchse. Ein als Compositing-Engine bezeichneter Chip nimmt auf dem CrossFire-Master die digitalen Pixelströme der beiden Karten entgegen und fügt sie zu einem homogenen Ausgangssignal zusammen. Um auch analoge Monitore ansteuern zu können, ist der Engine noch ein Digital-Analog-Wandler (DAC) nachgeschaltet, der wie die integrierten DACs der Grafikchips Pixeltaktfrequenzen bis 400 MHz verträgt.

Ein spezieller Y-förmiger Kabeladapter zur Kopplung der beiden Karten gehört zum Lieferumfang der Masterkarte. Der Adapter führt auch die Ausgangssignale der Compositing-Engine auf eine eigene DVI-I-Ausgangs-Buchse, sodass beide Ausgangsbuchsen des Masters für den Mehrschirmbetrieb ohne CrossFire nutzbar bleiben. Die Slave-Karte opfert allerdings einen ihrer DVI-I-Ports für die Verbindung mit der Master-Karte, solange man den Adapter nicht abzieht.

Besonders in Tests mit dem Spiel Splinter Cell -- Chaos Theorie sind mit CrossFire tatsächlich Steigerungen von nahezu 100 Prozent nachweisbar, die man beim Konkurrenzverfahren SLI bislang nicht beobachten konnte. Wie bei SLI liegen die Steigerungen in der Mehrzahl der Fälle aber lediglich bei 50 bis 70 Prozent, da vor allem die Leistung der CPU den Gewinn begrenzt. Bei Spielen mit hoher CPU-Last sinkt der Effekt sogar auf völlig uninteressante Werte ab.

Im Vergleich zu SLI erscheint CrossFire unflexibler, da es eine spezielle Masterkarte voraussetzt; bei Nvidia gibt es keine Unterscheidung zwischen Master und Slave. Außerdem kann man von der Mittelklasse an aufwärts ein SLI-System mit zwei typgleichen GeForce-Karten aufbauen. ATI bietet lediglich die Oberklasse-Chips Radeon X850 XT und X800 XT als CrossFire-Master an. Die Beschränkung der Bildschirmmodi durch den TMDS-Transmitter der Slave-Karte auf maximal 1600 × 1200 Bildpunkte bei 60 Hz Bildwiederholrate ist ärgerlich, weil sich die hohe 3D-Leistung -- wenn überhaupt -- nur bei dieser Auflösung nutzen lässt. Zudem sollen die Zusatz-Elektronik und der Kabeladapter die Masterkarten möglicherweise um 30 Euro und mehr verteuern.

Allerdings ist auch die durch SLI mögliche Mehrleistung nur in sehr wenigen Fällen von praktischem Wert, weil Spiele in der Regel nicht für solch hohe Grafikleistungen ausgelegt sind. ATI und Nvidia wenden sich mit ihren Kopplungstechniken überwiegend an Spiele-Enthusiasten, die ständig auf der Jagd nach Benchmark-Rekorden sind.

ATIs Mainboard-Chipsatz für AMD- und Intel-Prozessoren Radeon Xpress 200 unterstützt in der jetzt vorgestellten CrossFire Edition zwei PCIe-x8-Slots, die zwei Grafikkarten über jeweils acht PCIe-Lanes ansteuern können. Außerdem kann er bis zu vier weitere PCIe-Geräte ansteuern.

ATI ist zuversichtlich, dass CrossFire-Masterkarten und CrossFire-Mainboards noch in dieser Woche in den Handel kommen. Händler sehen diesen Termin jedoch skeptisch und rechnen mit der Verfügbarkeit erst ab Mitte Oktober. Testergebnisse und weitere Information bringt c't in Ausgabe 21/05, die am 4. Oktober erscheint. (Manfred Bertuch) / (law)