Airbnb will nicht Treiber der Wohnungsnot in Großstädten sein
Bezahlbarer Wohnraum in Großstädten wird knapp. Der Übernachtungsvermittler Airbnb begehrt, nicht Schuld daran zu sein.
Die Online-Plattform Airbnb wehrt sich mit einer Studie gegen Vorwürfe, in Großstädten zu Wohnungsnot und steigenden Mieten beizutragen. Untersucht wurden dabei die Städte Berlin, Hamburg, München und Dortmund. Das Ergebnis: Ein Großteil der dort über die Plattform angebotenen Unterkünfte würde nur gelegentlich und für kurze Zeiträume vermietet. Der Untersuchung zufolge, die das Unternehmen beim Institut Empirica in Auftrag gab, hätten solche Kurzzeitvermietungen keine belastende Wirkung auf den Wohnungsmarkt.
Für die Betrachtung seien vor allem die kompletten Wohnungen relevant, weniger die nebenbei vermieteten Gästezimmer: In Berlin sind das laut Studie 13.045, in Hamburg 5883, in München 6016 und in Dortmund 185. In Berlin, München und Hamburg seien laut Studie 2018 jeweils über die Hälfte der kompletten Wohnungen nur für Zeiträume bis zu 30 Tagen im Jahr vermietet worden. Nur 11 Prozent der Komplettwohnungen in Berlin und bis knapp 6 Prozent in Hamburg und München würden mehr als die Hälfte des Jahres über Airbnb an den Mann gebracht.
2600 Berliner Wohnungen als Renditeobjekte
Für Berlin geht die Studie insgesamt von rund 2600 Wohnungen aus, bei denen die Bewohner nicht gelegentlich vermieten, sondern die als reine Renditeobjekte betrieben werden. Das seien nur 1,5 Prozent dessen, was Berlin tatsächlich an Neubauwohnungen bis 2030 benötige. Für die anderen drei Städte wurden Anteilswerte von einem Prozent oder niedriger am Bedarf ermittelt. "Ein spürbarer Zusammenhang zwischen Mietpreissteigerungen und der Entwicklung angebotener Unterkünfte auf Airbnb in den Städten ist insgesamt nicht erkennbar", erklärte Studienleiterin Annamaria Deiters-Schwedt. Der wesentliche Faktor seien hingegen zu wenig neu gebaute Wohnungen, bedingt auch durch einen Mangel an ausgewiesenem Bauland und kostentreibende Anforderungen.
Das sieht nicht jeder so: Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, sagte dem Handelsblatt, das zuerst über die Studie berichtet hatte: "Welche Auswirkungen Sharing-Angebote haben, muss kleinräumig je Wohnquartier untersucht werden." Wenn Wohnraum ohnehin knapp sei, werde dauerhafter Wohnungsentzug durch gewerbliche Fremdvermietungen durchaus problematisch.
Kampf gegen illegale Ferienwohnungen
In vielen Metropolen gibt es Streit um Airbnb, da Ferienwohnungen als Gewerbe gelten und nicht in Wohngegenden angeboten werden dürfen. Mittels der Plattform würden Zweckentfremdungsverbote und Steuerzahlungen umgangen, klagen Behörden. Lokalpolitiker werfen der Plattform auch vor, das Angebot an normalen Wohnungen zu verknappen und so die Mieten hochzutreiben. Konkrete Zahlen, die das untermauern, fehlen aber mitunter.
Airbnb hat die Verantwortung lange von sich gewiesen, denn "für die Einhaltung lokaler Regeln sind die Gastgeber selbst verantwortlich". Inzwischen wurde aber mit mehreren Hundert Städten und Kommunen eine Vereinbarung zur automatisierten Einziehung und Ausschüttung von Beherbergungsabgaben geschlossen. In Deutschland ist Dortmund 2017 als erste Kommune eine Vereinbarung mit Airbnb über die Abführung der Bettensteuer eingegangen.
Berlin hatte vergangenen Sommer Bußgelder für unangemeldete Vermietungen eingeführt. Wer ohne erforderliche Registrierung oder Genehmigung vermietet, muss seit August 2018 mit Bußgeldern bis zu 500.000 Euro rechnen. Dieser Höchstbetrag wurde bislang aber bei weitem nicht erreicht. Rund 6.000 Euro müssen die Wohnungsinhaber im Durchschnitt aber schon überweisen. Bislang wurden gegen 250 Gastgeber Bußgelder verhängt und gut 1,5 Millionen Euro eingenommen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben hatte. Auch in Städten wie München oder Frankfurt wurden Rufe laut, genauer unter die Lupe zu nehmen, ob Airbnb die Lage am Wohnungsmarkt mit zweckentfremdeten Ferienwohnungen verschärft. (axk)