Amazon: "FC Botschafter" verteidigen ihren Arbeitgeber auf Twitter

Offenbar unter der Kontrolle von Amazon verteidigen Dutzende Mitarbeiter des Onlinehändlers diesen auf Twitter. Das Vorgehen weckt Zweifel.

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Amazon: "FC Botschafter" verteidigen ihren Arbeitgeber auf Twitter

(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Mehrere Dutzend Mitarbeiter von Amazon betätigen sich auf Twitter im Gegenzug für einen Geschenkgutschein und einem zusätzlichen Urlaubstag als "Botschafter" des US-Konzerns und verteidigen ihren Arbeitgeber gegen Kritik.

Diese "FC Botschafter" (für "Fulfillment Center") gibt es inzwischen auch aus Deutschland und diese Woche rückten sie wieder einmal in den öffentlichen Fokus, als nicht weniger als sieben solcher "Botschafter" auf eine einzelne Kritik an Amazon reagierten, wie Engadget zusammengetragen hat. Daraufhin haben auch andere Medien Details zu den einander auffallend ähnlichen Accounts gesammelt.

Die ältesten Accounts mit dem typischen Kürzel "@AmazonFC" plus Vornamen gibt es offenbar seit Sommer 2018, fast alle sieben deutschen Accounts wurden im Oktober eingerichtet. Alle haben als Hintergrund das Amazon-Logo, relativ wenige Follower und folgen sich höchstens gegenseitig beziehungsweise Accounts von Amazon. Einige Accounts haben inzwischen ihre Besitzer gewechselt, was zu anderen Kürzeln und Profilbildern führte. Die Rechercheplattform Bellingcat hat insgesamt 53 Accounts gefunden, die sie für solche Botschafter-Accounts halten – nach der neuerlichen Aufmerksamkeit gibt es nun außerdem jede Menge Satire-Accounts.

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Bei den Botschaftern handele es sich um Mitarbeiter, die in einem Amazon-Logistikzentrum arbeiten und "Fakten auf Grundlage ihrer persönlichen Erfahrungen weitergeben", erklärte eine Unternehmenssprecherin gegenüber der New York Times. Angesichts negativer Berichte über die Arbeitsbedingungen in den Fulfillment Centern von Amazon schlägt den Accounts auf Twitter inzwischen jede Menge Häme entgegen. Unter anderem werden ihre Beiträge mit Geiselvideos verglichen. Die Kritik entzündet sich etwa an Einträgen, in denen "Botschafter" auf Kritik an Amazon-Chef Jeff Bezos, seinem Reichtum und der Arbeitsbedingungen bei Amazon anspringen und dabei noch ein "Gewerkschaften sind Diebe" einstreuen.

Die New York Times setzt die "Botschafter" in eine Reihe mit einem ähnlichen Vorgehen von US-Industriemagnaten vor einem Jahrhundert. Nachdem Arbeitsbedingungen damals Proteste und einen Streik ausgelöst hatten, die schließlich blutig niedergeschlagen wurden, griff Konzernchef John D. Rockefeller auf Mitarbeiter zurück, die ihren Boss loben sollten. In ähnlicher Weise wolle sich Amazon mit den "Botschaftern" direkt an die Öffentlichkeit wenden. Das sei zwar keine Falschinformation meint Jonathan Albright vom Tow Center for Digital Journalism gegenüber der Zeitung, es sei aber eine Art "dunkler PR".

(mho)