Angacom: Schlagabtausch über die Fusion von Vodafone und Unitymedia
Auf der Messe der Kabelbranche erneuerte die Telekom ihre Kritik an der geplanten Großfusion. Auch TV-Konzerne sehen den Zusammenschluss mit Unbehagen.
Die geplante Übernahme von Unitymedia durch Vodafone erhitzt auch auf der Kabelmesse Angacom in Köln die Gemüter. Im Mai hatte Vodafone die Übernahmepläne bestätigt – ob die Fusion der zwei größten deutschen Kabelnetzbetreiber tatsächlich zustande kommt, müssen jedoch erst staatliche Kontrolleure entscheiden. Auf der Angacom zeigte sich einmal mehr die Deutsche Telekom als Gegner des Vorhabens. Doch auch andere Marktteilnehmer haben Bedenken.
Gigabit für Millionen
Manuel Cubero, Chief Commercial Officer von Vodafone, versuchte die Bedenken im vorhinein zu zerstreuen. Er erneuerte das Versprechen, dass Vodafone bis 2022 in insgesamt 25 Millionen Haushalten Gigabit-Anschlüsse anbieten wolle, wenn der Zusammenschluss genehmigt wird. Im Internetmarkt seien die Unternehmen nur ein Marktteilnehmer unter vielen - Monopolbedenken seien deshalb unnötig.
Widerspruch dazu gab es von Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner. Der neue TV-Kabel-Riese in spe werde so marktbeherrschend sein, dass er im Gegensatz zu allen Konkurrenten von TV-Sendern Einspeiseentgelte verlangen könnte - während kleinere Konkurrenten wie die Deutsche Telekom bei ihrem Angebot T-Entertain die Anbieter für ihre Inhalte bezahlen müssten.
"Wir freuen uns über Wettbewerb", sagte Wössner, "Aber: Der Wettbewerb muss fair sein." So seien Kabel-Anbieter insbesondere in der Wohnungswirtschaft fest verankert, wo der Anschluss teilweise direkt über die Miete abgerechnet werde – andere Infrastrukturen hätten so keine Chance.
Zwischen Inhalten und Infrastruktur
Ein Grundproblem: Carrier und Inhalte-Anbieter wachsen immer weiter zusammen. So hatte die Telekom auf der Messe angekündigt, vermehrt in eigene Inhalte wie die Eigenproduktion "Germanized" investieren zu wollen. Auf der anderen Seite löst sich TV-Anbieter Sky mit dem neuen Internet-Receiver Sky Q immer weiter aus den alten Vertriebspartnerschaften. Damit stoßen die Unternehmen in einen anderen Regulierungsrahmen vor – und müssen gleichzeitig mit OTT-Anbietern wie Amazon und Google konkurrieren.
Mit den neuen Kabelkunden von Unitymedia könnte Vodafone gerade beim Einkauf von Inhalten seine Marktmacht ausspielen. Auch bei TV-Sendern sorgt der Zusammenschluss für Unbehagen: "Unitymedia und Vodafone sind gute Geschäftspartner von uns – deswegen wollen wir nicht von einem Skandal reden", sagte der Sky-Deutschlandchef Carsten Schmidt in Köln. Doch sehe sein Unternehmen auch Missbrauchspotenzial in einer solchen Verbindung.
Auch ProSiebenSat1 zeigte sich vorsichtig misstrauisch. Bereits am Vortag hatte Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, gefordert, dass sein Haus bei der kartellrechtlichen Prüfung des geplanten Kaufs konsultiert werde, um den Effekt auf die mediale Versorgung in Deutschland zu prüfen.
Konkurrenz gefördert?
Unitymedia-Chef Lutz Schüler betonte, dass der Zusammenschluss insbesondere für die Endkunden positive Folgen hätten. Der mangelhafte Breitband-Ausbau in Deutschland sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass das deutsche Kabelnetz von der Bundesregierung auf unterschiedliche Anbieter aufgeteilt worden sei. "In den Ländern, in denen das Kabelnetz in einer Hand war, war die Konkurrenz gezwungen in Glasfaser zu investieren." Für die eigene Infrastruktur sieht Schüler selbst langfristig keine Engpässe: Über das Koaxialkabel auf der letzten Meile seien bis zu 10 Gigabit pro Sekunde zu transportieren.
Wössner hingegen sieht die Infrastruktur der Deutschen Telekom jedoch als konkurrenzfähig: "Mit Super-Vectoring kommen wir gegen das Kabelnetz gut an. Das hat zwar eine höhere Nominalgeschwindigkeit, aber abends um acht kann es schon eng werden", betonte der Telekom-Manager. Sein Unternehmen hingegen habe in den vergangenen Jahren den Ausbau des Backbones immer weiter vorangetrieben, so dass auch beim Ausbau von Glasfaseranschlüssen ins Haus auf dieser Seite keine Engpässe zu erwarten seien. (vbr)