Smartphone-Akkus per NFC laden: Aus für skurrile BattBump-Kampagne
Das Kickstarter-Projekt BattBump versprach volle Smartphone-Akkus per NFC. Nach viel Spott haben die Macher ihre Kampagne zurückgezogen.
Es ist eines der Ärgernisse des Alltags: Der Smartphone-Akku neigt sich dem Ende zu und man steht vor der Alternative, von der Außenwelt abgeschnitten zu sein oder den Akku schnell nachzuladen. Für dieses Problem wollte eine Kickstarter-Kampagne eine revolutionäre neue Lösung anbieten: Smartphone-Besitzer sollten per App die wichtige Energie austauschen können – über den Nahbereichfunk NFC. Technisch ist dies jedoch unmöglich.
Startup-Pitch mit Kryptowährung
Der Pitch hinter dem offenbar eilig erstellten Projekt erschien dabei im Prinzip zeitgemäß: Eine Community von App-Nutzern hilft sich gegenseitig in einer Notlage und rechnet die Gefälligkeit per einer eigens geschaffenen Kryptowährung – den "BB Tokens" – ab. Das vorgesehene Geschäftsmodell von BattBump unterscheidet sich insofern wenig von dem vieler anderer Krypto-Startups.
Für die Entwicklung der App wollte die Initiatorin Cat Clarke auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter 30.000 australische Dollar einwerben – umgerechnet knapp 19.000 Euro. Grundlage der Kampagne war jedoch bestenfalls ein technisches Missverständnis. So beharrte die Initiatorin in der Projektbeschreibung auch auf Anfrage von heise online darauf, dass die Technik zur drahtlosen Übertragung von Energie von Smartphone zu Smartphone bereits existiere. "Unsere Software wird diesen Prozess beschleunigen", beschied Clarke.
Smartphones sind keine NFC-Tags
Doch einen solchen Prozess gibt es tatsächlich nicht. Zwar können per NFC-Funk Kleinstgeräte wie NFC-Tags kurzzeitig mit Energie versorgt werden. Doch Smartphones haben keine Möglichkeit, diese Energie zu empfangen. Selbst wenn die Hersteller einen solchen Chip nachrüsteten, wäre die Energieausbeute wahrscheinlich so gering, dass der Akku des Smartphones während des Ladevorgangs sogar entladen würde.
Der Smartphone-Hersteller Sony hatte 2017 zwar ein Patent angemeldet, um Energie zwischen Smartphones drahtlos auszutauschen, verwirklicht wurde die Idee bisher aber nicht. Smartphone-Akkus können mit dem aktuell vorherrschenden Qi-Standard zur drahtlosen Energieübertragung zwar geladen werden, allerdings können Smartphones keine Energie abgeben.
Nachdem BattBumps Kickstarter-Kampagne auf Reddit und im YouTube-Kanal EEVBlog von Dave Jones für reichlich Spott gesorgt hatte, versuchte Clarke das Projekt noch zu retten. Sie änderte ihre Projektbeschreibung insoweit, die notwendige Technik existiere zwar noch nicht, aber sie wolle sie lizenzieren, wenn sie denn schließlich erscheine.
Kritisches YouTube-Video gesperrt
Wenige Stunden später wurde die Kickstarter-Kampagne jedoch gestoppt. Zudem versuchten die Initiatoren offenbar jede Spur der Kampagne zu tilgen. Obwohl die eigentliche Kickstarter-Kampagne weiterhin online ist, wurden sowohl die BattBump-Webseite als auch die persönliche Webseite der Initiatorin vom Netz genommen.
Außerdem wurde das BattBump-kritische Video des YouTubers Dave Jones aufgrund einer Privatsphäre-Beschwerde gesperrt, was dieser nicht nachvollziehen kann: "Hier geht es um die Grundlagen von Journalismus", beklagt sich Jones in einem Video. So habe er lediglich die Informationen verwendet, die auf Kickstarter von den Initiatoren selbst veröffentlicht worden seien.
Auf Anfrage konnte Kickstarter nicht erklären, wieso die Kampagne überhaupt freigeschaltet worden war – eigentlich verbieten die Regeln der Plattform Projekte, die mit technisch falschen Angaben arbeiten. Der britische Blogger David Gerard warnt: "Wir dürfen nicht vergessen: Wer bei Plattformen wie Kickstarter Geld einzahlt, kauft kein Produkt, sondern spendet für eine Vision in der Hoffnung, dass sie Wirklichkeit wird." (olb)