Autostereoskopische 3D-Monitore

Forschungsgruppen zeigen 3D-Displays, die eine plastische Bildwahrnehmung ohne betrachterseitige Hilfsmittel wie Brillen erlauben.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Gleich mehrere Arten "brillenloser" 3D-Displays, die die plastische Wahrnehmung dreidimensionaler Objekte durch passende Bildperspektiven für beide Augen ohne betrachterseitige Hilfsmittel erlauben (=Autostereoskopie), sind auf der CeBIT 2000 zu sehen.

Bei den gezeigten Lösungen handelt es sich um Umbauten und Erweiterungen handelsüblicher TFT-Bildschirme, die zwei Bilder gleichzeitig erzeugen, eines für jedes Auge. Die Bilder erscheinen ineinander verschränkt auf dem Schirm – je eine Spalte des linken und des rechten Bildes wechseln einander ab. Ein vorgesetztes, variables Linsen- oder Prismenrastersystem trennt dann die Bildinformationen, indem es die Spalten wechselseitig ablenkt, und führt sie so dem jeweils zuständigen Auge zu. Damit der Betrachter dabei nicht an einen allzu eng begrenzten Standort gebunden ist, macht ein optischer Tracker dessen Augenposition ausfindig und veranlasst ein passendes Nachführen der Linsen oder Prismen. Zur Zielgruppe für die vorgestellten durchweg hochpreisigen Lösungen gehören in erster Linie CAD-Anwender, etwa in der Autoindustrie oder im architektonischen Bereich, sowie Mediziner.

Bereits auf der letztjährigen CeBIT wurde das autostereoskopische Dresdner 3D-Display vorgestellt. Seine Entwickler, eine Forschungsgruppe der TU Dresden unter Leitung von Dr. Armin Schwerdtner, präsentieren es nun in verbesserter und weiter entwickelter Form in verschiedenen Größen. Während das Ausstellungsstück in Halle 16 an Stand B23 noch ein analoges Basisdisplay verwendet und damit die typischen Nebeneffekte wie Moirés und Bildschatten aufweist, zeigen die Dresdner "Raumöffner" in Halle 24 (Stand D24) und 21 (Stand A34) bereits das glasklare und ruhige plastische Bild, das mit digitalen Basisdisplays zu Stande kommt. Der Betrachter kann sich in einem horizontalen Bereich von 25 Grad vor dem Bildschirm bewegen, dessen Auflösung 1280 mal 1024 Pixel beträgt.

Eine entscheidende Frage bei der Stereo-Darstellung mit dem PC betrifft stets die Treiberunterstützung. Es gibt mittlerweile einen Open-GL-Treiber für das Dresdner Display in Verbindung mit der Diamond-Grafikkarte FireGL 1 unter Windows NT; die Unterstützung von Windows 2000 ist geplant. Dieser Treiber erspart die Anpassung Open-GL-fähiger Software. Bei Verwendung anderer Grafikkarten steht noch kein allgemeiner Treiber zur Verfügung; hier ist bislang noch eine Modifikation der jeweiligen Anwendungssoftware erforderlich. Mit Preisen ab 40 000 Mark für ein 18-Zoll-Gerät werden vorerst nur finanzkräftige industrielle Anwenderkreise angesprochen. Bislang haben die Entwickler nach eigener Aussage auch erst 25 Displays abgesetzt. Bei höheren Stückzahlen rechnen sie jedoch mittelfristig mit einem Preisrückgang bis in die Größenordnung von 25 000 Mark.

Ein weiteres autostereoskopisches TFT-Display kommt vom Berliner Heinrich-Hertz-Institut (Halle 16, Stand D23). Es ist Teil einer blickgesteuerten 3D-Multimediastation, die unter anderem ein eigenes 3D-Betriebssystem mitbringt. Die optischen Tracker dienen hier nicht nur dazu, den Standort des Betrachters zu ermitteln, sondern erfassen auch Blickänderungen und erlauben es dem Anwender so beispielsweise, Schaltflächen durch Anschauen zu aktivieren. Anders als ihre Dresdner Kollegen unterstützen die Wissenschaftler des Heinrich-Hertz-Instituts jedoch auch Spieler unter Windows 98: In Zusammenarbeit mit der Firma 3DTV System House haben sie einen Treiber für die GeForce-256-Grafikkarte entwickelt, der mit gängigen Spielen wie beispielsweise Rally Championship 2000 zusammenarbeitet. (wst)