Bargeldreform in Indien: Opposition geht auf die Straße

Fast drei Wochen nach der unerwarteten und radikalen Bargeldreform in Indien ist kein Ende des damit verbundenen Chaos' in Sicht. Tausende protestierten nun gegen den Schritt, nachdem der Premier die Jugend des Landes zur Mithilfe aufgefordert hatte.

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Smartphone-Markt Indien

Inder sollen viel mehr mobil bezahlen.

(Bild: dpa, Doreen Fiedler)

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In Indien sind viele Menschen gegen die Bargeldreform auf die Straße gegangen, mit der die Regierung das Land vor wenigen Wochen überrascht hat. Besonders in den großen Städten Neu Delhi, Mumbai, Kolkata und Hyderabad folgten am Montag Tausende einem Protestaufruf der Opposition, wie Fernsehbilder zeigten. Der Aufruf zu einem 12-stündigen Generalstreik wurde aber nicht von allen linken Oppositionskräften geteilt, wie The Hindu zusammenfasst – auch weil es in den Parteien teilweise Unterstützung für die Reform gebe.

Am 8. November hatte die Regierung überraschend alle Banknoten im Wert von mehr als 100 Rupien (1,37 Euro) für ungültig erklärt. Neue Noten bekommt seitdem nur noch, wer sein Geld zuvor auf ein indisches Konto einzahlt. Die Regierung möchte mit diesem radikalen Schritt illegales Schwarzgeld und Korruption bekämpfen. Der Umtausch läuft jedoch sehr schleppend, insbesondere in ländlichen Gegenden mit geringer Bankendichte.

In der armen Grenzregion zu Bhutan benutzen Anwohner laut Medienberichten teilweise die Währung des Nachbarstaats. Auch in Nepal, in dem oft mit der indischen Rupie bezahlt wird, herrscht Unklarheit, wie die alten Banknoten umgetauscht werden sollen. Außerdem gibt es erste Berichte zu fehlerhaften neuen Banknoten, was Indiens Zentralbank mit der Hektik rund um die Reform begründete, wie die Times of India berichtete. Die fehlerhaften Banknoten seien trotzdem zu akzeptieren. Nichtsdestotrotz könnte das zur Konfusion beitragen und sogar Falschgeld Vorschub leisten, was gerade verhindert werden sollte.

Mit der Kongresspartei wirft größte Oppositionspartei im Parlament, Permierminister Narendra Modi vor, die arme Bevölkerung in eine Notlage gebracht zu haben und die indische Wirtschaft zu gefährden. "Menschen aus allen Schichten – ob die Jugend, Hausfrauen, Arbeiter oder Landwirte – leiden unter der Entscheidung", sagte der führende Kongress-Politiker Mallikarjun Kharge. Seit Tagen ist auch das indische Parlament blockiert, weil die Opposition einen Auftritt Modis und eine Abstimmung über die Maßnahme verlangt.

Modi selbst hat die Reform am Wochenende verteidigt, aber nicht im Parlament, sondern in einer Radioansprache. Wie The Hindu berichtet, warb der Premier dabei für eine bargeldlose Gesellschaft und forderte die Jugend des Landes auf, den Alten dabei zu helfen. Junge Inder sollten mindestens 10 Familien Mobile-Banking und andere E-Commerce-Technik erklären. So sollten sie als "Soldaten des Wechsels" helfen, Indien in eine bargeldlose oder zumindest weniger auf Bargeld angewiesene Wirtschaft umzuwandeln. (mit Material der dpa) / (mho)