Bitkom: Deutsche Rechenzentren aufgrund hoher Stromnebenkosten im Nachteil
Die Stromnebenkosten machen Deutschland zum teuersten Standort für Rechenzentren in Europa. Das könnte schwere Folgen für die digitale Zukunft haben.
Die Strompreise in Deutschland sind innerhalb Europas am höchsten. Das macht auch den Betrieb deutscher Rechenzentren bis zu sechsmal teurer als in Nachbarländern. So betrugen die Stromnebenkosten laut einer Preisanalyse des Digitalverbands Bitkom im Jahr 2019 in Deutschland 113,11 Euro pro Megawattstunde (MWh) für Rechenzentren-Betreiber, während in den Niederlanden die Summe der Nebenkosten bei 17,08 Euro pro MWh lag. Der Digitalverband fordert eine Verbesserung der Standortbedingungen, sonst würden immer mehr Kapazitäten ins Ausland abwandern.
Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer von Bitkom, fordert politische Anreize für Energieeffizienz und eine am CO2-Ausstoß orientierte Bepreisung. "Rechenzentren tragen einen großen Anteil zur Finanzierung der Energiewende bei und haben in den vergangenen Jahren ihre Energieeffizienz immer weiter gesteigert", sagt Rohleder. Immerhin seien Rechenzentren ein entscheidender Wirtschaftsfaktor und die deutsche Internetwirtschaft, mit einem Umsatz von mehr als 100 Milliarden Euro jährlich, auf sie angewiesen. Laut Bitkom arbeiten 130.000 Beschäftigte in deutschen Rechenzentren und weitere 80.000 Jobs hingen indirekt von der Branche ab.
Stromkosten – die Hälfte der Betriebskosten in Rechenzentren
Steuern, Abgaben und Netzentgelte machen laut Preisanalyse fast 70% des Strompreises aus, dabei sei die EEG-Umlage für erneuerbare Energien in Deutschland der größte Preistreiber und im Gegensatz zu anderen energieintensiven Sektoren seien deutsche Rechenzentren nicht davon befreit. Die Stromkosten betragen nach Angaben von Rechenzentren-Betreibern oftmals die Hälfte der gesamten Betriebskosten. Auch der digitalen Souveränität und der damit verbundenen strategischen Bedeutung von Rechenzentren in Deutschland, die Bitkom unterstütze, müsse die Politik Rechnung tragen.
Die Grundpreise für Strom sind in Europa relativ identisch, während die Stromnebenkosten von der Politik festgelegt werden, und die liegen nach Angaben von Bitkom in Schweden (17,70 Euro/MWh) und Finnland (21,97 Euro/MWh) im unteren Bereich, gefolgt von Frankreich (29,31 Euro/MWh), Irland (45,76 Euro/MWh), Großbritannien (67,01 Euro/MWh), der Schweiz (79,93 Euro/MWh) und Italien (82,89 Euro/MWh). Rohleder: "Unser Vorschlag ist, die entsprechenden Leitlinien und Gesetze auf europäischer und nationaler Ebene zu überarbeiten und zu prüfen, inwieweit zumindest besonders klimafreundliche Rechenzentren bei Stromsteuer und weiteren Abgaben entlastet werden können." (bme)