Black Mirror angespielt: Technik zum Gruseln

Das Horror-Abenteuer Black Mirror von KING Art Games will mit Story und Atmosphäre punkten. Der Spielspaß wird aber von der mauen Technik deutlich ausgebremst.

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Black Mirror angespielt: Technik zum Gruseln

(Bild: KING Art)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Black Mirror ist der Reboot der gleichnamigen Horror-Abenteuerserie, die 2003 begann. Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, denn das Spiel geht neue Wege: Aus dem düsteren Point-and-Klick-Gruselspiel ist ein 3D-Abenteuer im Stil von Telltale geworden.

Schottland, Mitte der 20er Jahre: Ich spiele David Gordon, der zum abgelegenen Familiensitz zurückkehrt, um das Erbe seines Vaters anzutreten. Der Empfang der restlichen Familienmitglieder ist frostig und langsam entdecke ich, dass hinter dem Tod des angeblich wahnsinnigen Vaters ein düsteres Geheimnis steckt. Seine Briefe und geheimnisvolle Aufzeichnungen enthüllen einen Familienfluch, der bis in die Keltenzeit zurückreicht. Aus diesen Mosaiksteinen entsteht eine morbide Horrorstory, die wie ein Mix aus H.P. Lovecraft, Edgar Allan Poe und Edgar Wallace wirkt.

Black Mirror (5 Bilder)

In alten Gemäuern findet Held David Hinweise auf den Familienfluch.
(Bild: KING Art)

Das Spielkonzept ist simpel: Ich suche in der 3D-Perspektive die Hotspots ab oder führe Gespräche mit allen Beteiligten, um an Informationen zu gelangen. Das ist nicht nur mühsam, sondern auch nicht sehr anspruchsvoll. Nur selten gibt es echte Rätsel. Manchmal muss ich meinen Generalschlüssel so anpassen, dass er ins Schloss passt oder löse kleine Rechenaufgaben, um einen Code zu knacken. Dazwischen gibt es Quicktime-Events, in denen ich nur den richtigen Knopf drücken muss. Trotzdem muss ich vorsichtig sein, denn wenn ich nicht schnell genug bin, ereilt mich der Bildschirmtod.

In den Dialogen kann ich zwar entscheiden, ob gelogen oder die Wahrheit gesagt werden soll, aber entscheidende Entwicklungen sind mir nach den ersten Spielstunden nicht aufgefallen. Etwas frustrierend sind die versperrten Wege. Zwar kann ich in der 3D-Umgebung theoretisch frei herumlaufen, aber manchmal öffnen sich Türen erst, wenn ich eine bestimmte Notiz gefunden habe.

Als die größte Spaßbremse entpuppt sich die Technik, die ein paar Jahre hinterher hinkt. Einerseits spielen die Entwickler geschickt mit Licht und Schatten, aber andererseits enttäuschen die leblosen Gesichter und die fehlenden Bewegungsanimationen. Deshalb wirken die die Charaktere leblos, obwohl die deutschen Sprecher sehr stimmungsvoll agieren. Irritierend sind manchmal die grafischen Proportionen von Figuren und Räumen. Außerdem stören die langen Ladezeiten, die den an sich schon trägen Spielverlauf weiter ausbremsen. Zur schlechten technischen Umsetzung passt die ungenaue Steuerung. Sowohl mit Maus und Tastatur, als auch mit dem Gamepad ist sie sehr hakelig und oft bleibe ich an einem Gegenstand hängen.

Ich hatte mich in dieser Blockbustersaison auf ein klassisches und stimmungsvolles Horror-Abenteuer gefreut und wurde enttäuscht. Mit dem geringen spielerischen Anspruch kann ich zwar gut leben, weil die Story spannende Momente hat. Dank der hölzernen Gesichter wirken aber manche Dialoge unfreiwillig komisch und die ungenaue Steuerung treibt mich wie Hauptfigur David in den Wahnsinn. Warum mussten die Entwickler das Spiel unbedingt in eine frei begehbare 3D-Welt packen? Ich hätte wunderbar mit dem klassischen Look der alten Spiele leben können. Stattdessen stellt sich Entwickler KING Art selbst ein Bein.

Black Mirror ist nur etwas für genügsame Fans der Reihe, die sich auf die düstere Story konzentrieren und mit den technischen Mankos leben können. Das Spiel erscheint am 28. November für PC, PS 4 und Xbox One und kostet zwischen 30 und 40 Euro. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden auf dem PC gespielt. (mho)