China will DVD aus dem Markt drängen

Um Druck auf die Patentinhaber der DVD auszuüben, wollen chinesische Elektronikhersteller zukünftig billige EVD-Player produzieren und drohen, aus der DVD-Produktion auszusteigen.

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Führende chinesische Hersteller für Heimelektronik wollen ab 2008 keine DVD-Player mehr produzieren, meldet das chinesische Online-Magazin China Daily. 20 Firmen, darunter Shinco, Amoi, Hisense und TCL, wollen dazu am morgigen Mittwoch eine offizielle Erklärung abgeben und gleichzeitig 50 neue EVD-Player vorstellen, die durchschnittlich für umgerechnet 67 Euro angeboten werden sollen.

Auslöser für die neue EVD-Initiative sind die hohen Lizenz-Abgaben, die chinesische Hersteller an die Halter der DVD-Patente (dazu gehören Sony, Philips, Pioneer, Panasonic, JVC, Hitachi, Mitsubishi, Toshiba, Thomson und Time Warner) zahlen müssen. Diese Lizenzabgaben betragen bis zu 20,60 Euro und machen bis zu 30 Prozent der Herstellungskosten aus. Firmen aus der Patenthaltergruppe würden die Lizenzkosten zum Teil erlassen, was ihnen einen stattlichen Preisvorteil verschafft. Nachdem die Patenthalter 2004 die Einfuhr unlizenzierter Geräte in die EU und USA stoppen konnten, brachen die Exporte chinesischer DVD-Player in die EU um 95 Prozent ein, in den USA verschwanden sie nahezu vollständig vom Markt.

Bisher konnten die chinesischen Firmen die DVD-Patenthalter zu keinen Preisnachlassen bewegen, weshalb sie jetzt die EVD (Enhanced Versatile Disc) für die heimischen Markt vorantreiben. Die EVD setzt wie die DVD auf eine Abtastung mit rotem Laserlicht. Allerdings setzt sie ein anderes Dateiformat und andere Codecs ein, mit denen hochauflösende Filme gespeichert werden können. Über die Rechte wacht die EVD Industry Alliance. Die chinesische Regierung hatte die Entwicklung eigener Formate beschlossen, um Filmdatenträger unabhängig von ausländischen Firmen produzieren zu können.

Bisher konnte sich die EVD in China allerdings nicht durchsetzen, da lediglich Shinco passende Player verkaufte. Die neuen Modelle sollen ein Digital Rights Management mitbringen, dass es den Anwendern erlaubt, die Filme zum Beispiel einmalig auf mobile Videoplayer zu kopieren.

Mit der EVD als Datenträger für HD-Filme koppelt sich China auch von den Konkurrenzformaten HD DVD und Blu-ray Disc ab, für die noch höhere Lizenzabgaben fällig wären und die sich aufgrund der rigiden Kopierschutzverfahren nicht einfach duplizieren lassen. Fraglich ist allerdings, ob Hollywood-Studios die EVD unterstützen werden. Bisher haben nur chinesische Produzenten und Verkaufsketten ihre Unterstützung zugesagt. (hag)