Computerspiel "Deus Ex" wird doch nicht aufgeführt

Der Spielepublisher Eidos hat sich zwei Wochen vor der Uraufführung aus dem Vertrag mit dem Theater zurückgezogen.

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Am Kasseler Staatstheater ist eines der spektakulärsten Projekte der Spielzeit zwei Wochen vor der geplanten Uraufführung geplatzt. Eigentlich sollte am 15. November eine Bühnenbearbeitung des Computerspiels Deus Ex gezeigt werden, und zwar als interaktives Theaterstück, bei dem die Zuschauer über den Fortgang der Handlung entscheiden sollten. Doch wie das Theater am Freitag mitteilte, zog sich der Spielepublisher Eidos kurzfristig aus dem Vertrag zurück und will die szenische Umsetzung des Abenteuerspiels untersagen.

Hintergrund sei, dass Eidos die Exklusivrechte bereits im Mai an das Filmstudio Columbia Pictures verkauft habe. Davon habe das Staatstheater aber erst jetzt erfahren. Da dem Theater wegen der späten Absage Kosten sowie ein erheblicher Imageschaden entstanden seien, will Intendant Christoph Nix für sein Haus Schadensersatz von Eidos fordern. "Wir sind nicht bereit, die vermutete Vertragspanne der beiden US-Unternehmen auszubaden", sagte Nix. Vor drei Jahren hatte er sich in einem Interview geäußert, er wolle wieder "Leute fürs Theater interessieren". Insbesondere unter Jugendlichen nahm die Zahl der Abonnenten kontinuierlich ab. Die Aufführung von Deus Ex hätte eine Chance sein können, das junge Publikum anzusprechen.

Bei Deus Ex geht es um einen hochtechnologisch ausgerüsteten Terroristenjäger, der in einer apokalyptischen Zukunftswelt gegen eine internationale Verschwörung kämpft. Dem Publikum sollte die Steuerung der Handlung in die Hand gegeben werden. Es sollte keinen fertigen Handlungsstrang geben, sondern eine Reihe alternativer Szenen auf der Basis der verschiedenen Spiellevels, aus denen das Publikum per Mehrheitsentscheid seine Lieblingsvariante wählt. So sollte sich das Stück bei jeder Vorstellung neu und anders entwickeln. (anw)