Cyberpunk 2077: Erster Blick auf das wohl beste Spiel der E3
CD Projekt Red lässt sich in Cyberpunk 2077 von Blade Runner und den Neuromancer-Romanen inspirierieren. Wir schauten auf der E3 erste Spielszenen an.
CD Projekt Red, Schöpfer der erfolgreichen Witcher-Rollenspielserie, hat in dieser Woche auf der Electronic Entertainment Expo – kurz E3 – in Los Angeles erstmals das schon im Jahr 2012 angekündigte Cyberpunk 2077 vorgestellt. Der für PC, PlayStation 4 und Xbox One geplante Titel basiert auf den Regeln des Pen-and-Paper-Rollenspiels Cyberpunk, das der Kalifornier Mike Pondsmith 1988 auf dem Höhepunkt des Cyberspace- und Blade-Runner-Booms verfasst hatte. Pondsmith wirkt auch beratend am Spiel des Warschauer Studios mit.
Cyberpunk 2077 ist eine drastische Abkehr von der Fantasy-Welt des Hexers Geralt: Es spielt in der fiktiven Fünf-Millionen-Stadt Night City zwischen San Francisco und Los Angeles. CD Projekt Red setzt darin erstmals auf die Ich-Perspektive, bei der man die Welt aus den Augen des Protagonisten sieht. Auf den ersten Blick ungewöhnlich, doch nicht einzigartig: Die Elder-Scrolls-Rollenspiele der Bethesda Game Studios nutzen diese seit vielen Jahren, um ein stärkeres Mittendrin-Gefühl zu erzeugen.
Coolness als Charaktereigenschaft
Bei einer Vorführung auf der E3 sammelten wir einige Eindrücke aus der futuristischen Megalopole. Unser Reiseführer: Level Design Coordinator Peter Gelencser. Los geht die Spielgeschichte mit der Erschaffung der Hauptperson: Hacker V kann entweder männlich oder weiblich sein, Sie dürfen fast nach Belieben Gesichts- und Körpereigenschaften, Kleidung, Make-up und sogar eine persönliche Hintergrundgeschichte bestimmen. Klassen gibt es in Cyberpunk 2077 nicht – stattdessen legen Werte für die Eigenschaften Stärke, Körperbau, Intelligenz, Reflexe, technisches Verständnis und Coolness fest, welche Fertigkeiten V beherrscht.
Cyberpunk 2077 (17 Bilder)
(Bild: CD Projekt Red)
In einer ersten Mission geht eine weibliche V mit ihren Freunden T-Bug und Jackie auf die Suche nach einer entführten Frau. Die ist mutmaßlich in die Hände einer Diebesbande gefallen, die sich die Implantate ihrer Opfer unter den Nagel reißen will. Das Trio schießt sich den Weg in das Diebesnest frei, zerlegt dabei Wände und Türen, um schließlich die gesuchte Dame zu finden. Die liegt nackt in einer Art Nährlösung und ist zwar am Leben, aber nicht ansprechbar – Zeit für den schwebenden Krankenwagen. Eine nackte Frau ist in den prüden USA noch immer ein Ereignis, doch Gelencser kommentiert das Geraune im Publikum so: "Cyberpunk 2077 ist ein Spiel für Erwachsene". Schon in der Witcher-Serie begegnen einem immer wieder knapp bis gar nicht bekleidete Damen.
In der nächsten Szene sehen wir sogar einen nackten Mann, mit dem sich V nach der erfolgreichen Mission in ihrer Wohnung vergnügt. Ein Blick aus dem Fenster zeigt ein Wohnviertel von Night City, in der massive Häuserschluchten von einem wahren Straßengewirr durchzogen werden. In den höheren Etagen wohnen gut situierte Bürger und die Mitarbeiter der Mega-Konzerne, die die Zügel der Stadt in den Händen halten. Je tiefer wir in Stadt hinabsteigen, umso zwielichtiger werden Einwohner und deren Geschäfte. Die computergesteuerten Stadtbewohner stehen mitnichten immer am gleichen Platz: "Ob Gang-Mitglieder, Verbrecher, Mitglieder der Mega-Konzerne – jeder hat seine eigenen Tag-Nacht-Zyklen", sagt Gelencser.
Implantate vom Doktor
Derweil plant V ihre nächste Mission: Sie soll für den Verbrecherboss Dexter DeShawn einen kostenlosen Beschaffungsauftrag durchführen. Dexter will einen Militärroboter haben, der von einer Cyber-Gang angeboten wird. An dem ist auch eine Militech-Agentin interessiert, die V einen Kreditchip mit 50.000 Euro-Dollar in die Hand drückt. Vor dem Treffen mit der Gang besucht V einen Ripperdoc: Diese nicht immer ganz legalen Mediziner setzen ihren Kunden neue Cyber-Implantate ein. V entscheidet sich für einen optischen Scanner, der ihr ermöglicht, weit entfernte Personen und Gegenstände heranzuzoomen und zu analysieren. Außerdem lässt sie sich eine Waffenhalterung unter die Haut implantieren, die den Schaden ihrer Waffen erhöht, eine zweite Schussfunktion aktiviert und die vorhandene Munition anzeigt. All diese Operationen sehen wir aus den Augen der Hackerin – auch, wie ihre Augen mit Hilfe des Scanners quasi neu gestartet werden ...
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Wir fahren mit Jackies fahrbarem Untersatz zur Cyber-Gang. "In unserem Spiel gibt es viele Fahrzeuge wie Autos und Lieferwagen", sagt Gelencser. Die dürfen die Helden nutzen, um schneller durch die sechs Sektoren von Night City zu fahren. Wie auch in The Witcher haben die Entscheidungen unserer Hauptpersonen oft weitreichende Folgen. Wir könnten die Gang beispielsweise gewaltsam von ihrem Roboter trennen, mit ihr zusammenarbeiten oder das gute Stück ganz einfach kaufen. Wir wählen die letzte Option – doch es stellt sich heraus, dass die Chipkarte einen Virus enthält, der das Netz der Gang lahmlegt. Dem Militär ging es scheinbar gar nicht um ihr verlorenes Gut, sondern um das Eliminieren der Gang. V und ihre Freunde fliehen mit zahlreichen Tricks aus der Höhle des Löwen, um den Roboter schließlich bei ihrem Auftraggeber abzuliefern.
Messe-Liebling
Für viele Besucher der E3 war Cyberpunk 2077 das Spiel der Messe. Diese Aussage können wir nach sechs Tagen und vielen Dutzend angeschauter Titel bestätigen. Der Erscheinungstermin von Cyberpunk 2077 ist noch nicht bekannt, wohl aber, dass unsere Vorführung auf einem PC mit Intel-i7-8700K-CPU und einer Nvidia-Grafikkarte vom Typ GTX 1080 Ti lief. Man braucht also keinen Supercomputer, um sich in die Welt von Night City einzuklinken. (hag)