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E3: Nintendo 3DS bringt stereoskopische 3D-Kamera mit [2. Update]

Hartmut Gieselmann

Auf der E3 hat Nintendo erstmals seine kommende Handheldkonsole vorgestellt, die Spiele, Filme und Fotos in stereoskopischem 3D ohne Brille anzeigen kann. Wir haben sie ausprobiert.

Äußerlich Ă€hnelt die 3DS der DSi-Konsole. Neu hinzugekommen sind das analoge Pad links und zwei Kameralinsen im Deckel (nicht zu sehen). Der obere Bildschirm hat eine Diagonale von 3,5 Zoll. Die Innenkamera ist vom Mittelscharnier nach oben, ĂŒber das 3D-Display gewandert.

(Bild: Nintendo)

Nintendo hat auf der Spielemesse E3 in Los Angeles seine nĂ€chste Handheldkonsole vorgestellt. Die Nintendo 3DS [1] kann erstmals stereoskopische 3D-Spiele, -Fotos und -Filme ohne Brille auf einem Handheld-GerĂ€t anzeigen. Möglich macht es ein autostereoskopisches Display mit 3,53-Zoll-Diagonale mit einer Auflösung von 800 × 240 Pixeln (400 × 240 fĂŒr jedes Auge) auf der oberen HĂ€lfte. Der 3D-Eindruck lĂ€sst sich ĂŒber einen Slider stufenlos ein- oder sogar abstellen. Erste Reaktionen auf der Pressekonferenz lobten die detaillierte, klare Darstellung des Bildschirms, der wahrscheinlich von Sharp stammt [2] und in Ă€hnlicher Form kĂŒnftig in vielen Mobiltelefonen anzutreffen sein wird [3].

Der 3-Zoll-Touch-Screen mit 320 × 240 Pixeln auf der unteren HĂ€lfte bleibt im klassischen 2D, weil 3D und Touch sich nicht vertragen, erklĂ€rte Nintendo-Chef Saturo Iwata. Die Konsole erweitert die Steuermöglichkeiten um ein analoges Pad, einen Beschleunigungssensor und ein Gyroskop. Mit diesen soll beispielsweise in Ego-Shootern der zweite Analogstick fĂŒr die Kamerasteuerung ersetzt werden. Neben der Innenkamera sind auf der RĂŒckseite des GerĂ€ts zwei Kameralinsen fĂŒr stereoskopische Fotos eingelassen, sodass die Konsole auch als 3D-Kamera funktioniert. Jede der drei Kameras arbeitet mit einer Auflösung von 640 × 480 Bildpunkten. Nintendo will auch erstmals mit Hollywood-Studios zusammenarbeiten, die stereoskopische 3D-Versionen ihrer Animationsfilme fĂŒr die 3DS veröffentlichen. Zu den Partnern gehören Disney, Warner und Dreamworks.

Nintendo hat ebenfalls die WiFi-Anbindung der Handheldkonsole ausgebaut. Sie soll ĂŒber WLAN mit dem Internet und ĂŒber 2,4 GHz mit anderen 3DS-Konsolen Daten (zum Beispiel Online-Ranglisten) im Hintergrund austauschen, ohne dass der Spieler dies mitbekommt. Die Übertragung wird nicht unterbrochen, wenn ein Spiel gestartet wird. Zu den ersten 3DS-Spielen sollen „Kid Icarus Uprising“, „3D Nintendogs & Cats“ sowie zahlreiche 3rd-Party-Spiele anderer Publisher gehören, darunter ein Metal-Gear-Solid-Titel von Konami. Auf den vorbespielten Speicherkarten können die Spiele nun bis zu 2 GByte groß werden, sodass genĂŒgend Platz fĂŒr aufwendige Rendersequenzen und Tonspuren vorhanden ist.

Nintendo gab weder einen genauen Starttermin noch einen Preis bekannt. Allerdings wolle man 3D "zu den Massen" bringen, was Luxus-Preise oberhalb 200 Euro unwahrscheinlich erscheinen lÀsst. Die 3DS soll noch in diesem GeschÀftsjahr, das am 31. MÀrz endet, auf den Markt kommen und abwÀrtskompatibel zu den DS- und DSi-Konsolen bleiben.

Update: Direkt nach der Pressekonferenz hatte unser US-Korrespondent Erich Bonnert die Möglichkeit, die 3DS-Konsole [4] auszuprobieren:

Die neue Mobilkonsole sieht mit ihrem spiegelnden GehĂ€use edel aus, ist aber wegen der glatten OberflĂ€che nicht so griffig wie das alte Modell. Das Display ist hell und brilliant. Nintendo betonte, dass die VorfĂŒhrgerĂ€te Prototypen seien; das endgĂŒltige Design könnte noch leicht modifiziert werden. Mit einem Schieber an der rechten Seite wird der 3D-Effekt geregelt. Bei grĂ¶ĂŸter Tiefendarstellung verschwimmt das Bild leicht und die Darstellung wirkt etwas verpixelt. Aufgrund der abnehmenden SchĂ€rfe sind Details bei voller 3D-Einstellung schwerer zu erkennen, bei halber Tiefe wirken viele Szenen angenehmer. Wirkungsvoll sind Aufnahmen aus der Vogelperspektive – Nintendo zeigte ein Spiel namens Rocketman, in dem der Avatar mit DĂŒsenrucksack durch die Luft dĂŒst, um Ballons abzuschießen. Ein neues analoges Pad – dem der PSP sehr Ă€hnlich – erwies sich fĂŒr die Navigation als etwas gewöhnungsbedĂŒrftig, weil es sehr empfindlich reagierte. Auch der Antrieb des Raketenmannes per gedrĂŒcktem A-Knopf war nicht ganz intuitiv und ließ Raum zum Experimentieren. Die zweite Standdemonstration war eine 3DS-Version von Metal Gear Solid. Im Trailermodus ließ sich aber lediglich die Kamera bewegen. Auch bei den Spielen verwies Nintendo auf den Prototypenstatus. Spiele mit Funktionen fĂŒr den Bewegungssensor und das Gyroskop der 3DS waren nicht zu sehen.

Mit der stereoskopischen Kamera konnte man bereits erste Fotos schießen. Die Bilder erreichen in etwa die QualitĂ€t von Handy-Fotos mit brauchbarem Tiefeneffekt. Die stereoskopische 3D-Kamera ist jedoch eher als ein nettes Gimmick als ein ernst zu nehmender Fotoaparat gedacht. Einen guten Eindruck hinterließen derweil die Ausschnitte aus dem Film "How to train your Dragon" auf dem autostereoskopischen Display, das durchaus fĂŒr zum Betrachten lĂ€ngerer 3D-Filme unterwegs taugt. (Erich Bonnert) (hag [5])


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https://www.heise.de/-1023231

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Nintendo-kuendigt-Handheldkonsole-3DS-an-961085.html
[2] http://koelling-japan.blogspot.com/2010/04/tech-blog-ubiquitous-3d-die-3d-handys.html
[3] http://www.heise.de/tr/blog/artikel/Die-3D-Handys-kommen-971795.html
[4] http://e3.nintendo.com/3ds/
[5] mailto:hag@ct.de