ELEX angespielt: Ansprechendes Action-Rollenspiel der Gothic-Macher

Mit ELEX kommt eine der großen deutschen Spielehoffnungen in den Handel. Das Open-World-Action-Rollenspiel von Piranha Bytes wirbt mit einem Mix aus Fantasy und Science Fiction, jeder Menge Action und dem derben Humor der ehemaligen Gothic-Macher.

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ELEX angespielt: Ansprechendes Action-Rollenspiel der Gothic-Macher

ELEX

(Bild: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Das Rollenspiel ELEX bietet eine große, offene Welt. Überall gibt es etwas zu entdecken.

(Bild: heise online/Andreas Müller)

Ein Meteorit schlägt auf dem Planeten Magalan ein, tötet fast alle Lebewesen und setzt das titelgebende Material Elex frei. Die Überlebenden sind alle ganz wild auf das Zeug, es kommt zu Konflikten. Schnell werden die rücksichtslosen Albs zu Unterdrückern, während die Berserker, Kleriker und Outlaws verzweifelt um ihre Freiheit kämpfen. Ich selbst bin der Alb Jax, der auf einer geheimen Mission abgeschossen wird, sein Gedächtnis verliert und ganz von vorne anfangen muss.

Kaum bin ich mit meinem Gleiter abgestürzt, stecke ich schon im Schlamassel. Nach einer kurzen Flucht geht's zu den Berserkern, die mich mit ersten Aufträgen versorgen. Kämpfen gehe gehe ich mangels ordentlicher Ausrüstung und Erfahrung erstmal aus dem Weg. Das kann mühsam sein, ist aber erfolgreich. Und bloß nicht vergessen, ständig abzuspeichern.

"Gothic"-Fans fühlen sich sofort heimisch. Unterschiedliche Fraktionen, keine festgelegte Klasse und derbe Gesellen. Nach ein paar Botengängen muss ich mich für eine der drei spielbaren Fraktionen entscheiden: Kleriker, Berserker oder Outlaw – alle sind mir ziemlich unsympathisch. Sie sind entweder ideologische Fanatiker, die nach strengen Gesetzen leben oder brutale Verbrecher. Klassische Rollenspieler dürften mit den mittelalterlich angehauchten Berserkern zurechtkommen, die Mass Effect- oder Fallout- Fans wählen am besten die Kleriker oder die Outlaws. Eine Klassenwahl gibt es abseits der Fraktionen nicht.

Culture Clash. Mittelalter trifft Zukunft.

(Bild: heise online/Andreas Müller)

Jeder erfolgreich ausgeführte Auftrag bringt mir Erfahrung und die rare Währung Elexit. Mit jedem Stufenanstieg kann ich Attributspunkte auf Stärke, Kondition & Co verteilen und erhalte bei bestimmten Lehrern Sonderfähigkeiten. Dadurch lassen sich PSI-Kräfte nutzen, an Werkbänken Waffen umbauen oder Tränke herstellen. Mit Elexit kaufe ich Waffen und Rüstungen. Später kann ich damit in meiner Basis sogar eine unnütze, aber hübsche Inneneinrichtung kaufen. Mikrotransaktionen gibt es nicht und sind auch nicht geplant.

Die Auftraggeber schicken mich auf Botengänge, lassen mich Gegenden erkunden oder eine Basis infiltrieren. Klassische Bosskämpfe, etwa gegen eine künstlich gesteuerte Riesenbombe, sind selten. Tutorial-Missionen gibt es nicht und schnell schickt mich ein Auftrag schon mal in ein Gebiet, in dem ich anfangs kaum überleben kann. Gutmütige Geister nennen das ein Open-World-Feature, andere mangelndes Balancing.

Mass Effect lässt grüßen. Die Grafik ist ordentlich, aber nicht überragend.

(Bild: heise online/Andreas Müller)

Die Nahkämpfe laufen stumpf ab und lassen jegliche Finesse vermissen. Erst mit Zaubersprüchen, PSI-Kräften oder einer ordentliche Wumme kommt die nötige Taktik ins Spiel. Einfach wird es deshalb jedoch nicht. Theoretisch könnten daran meine Kampfgefährten etwas ändern, aber ich kann ihnen keine Befehle geben und ihre K.I. ist miserabel. Deshalb taugen sie eher zur Ablenkung als zum Kampf.

Visuell und technisch spielt ELEX nicht in der Oberliga. Zwar sehen die Wald-, Wüsten- und Eislandschaften hübsch aus, aber sobald es ins Detail geht, wird es ziemlich klobig. Besonders Cutscenes und Dialogszenen wirken leblos.

Immerhin greift Piranha Bytes auf die altbekannten Sprecher zurück – „Gothic“-Fans wird’s freuen.

Wo Piranha Bytes draufsteht, ist auch Piranha Bytes drin. Kaum ein anderes deutsches Studio hat so einen unverwechselbaren Stil. Die unterschiedlichen Fraktionen sorgen wieder für teilweise komplexe Verwicklungen, es gibt viel zu entdecken und die ruppigen Dialoge sorgen für eine wohltuende Abwechslung.

Allerdings gehören zum typischen Stil der Essener auch die üblichen Ärgernisse, wie die chaotischen Kämpfe, die langweilige Story oder die mangelnde K.I. Wer ELEX genießen will, muss mit diesen ganzen Ecken und Kanten leben können. Neue Spieler führt das Spiel nicht ins Geschehen ein, es geht gleich handfest zur Sache. Gothic-Fans sind das gewohnt, aber neue Fans wird Piranha Bytes damit schwer finden.

Es gibt ELEX für PC (ab 10,31 €), ELEX für PS4 (ab 16,90 €) und ELEX für Xbox One (ab 9,55 €) und es kostet zwischen 40 und 50 Euro. Für unser Angespielt haben wir die PC-Fassung einige Stunden ausprobiert. (mfi)