ESA-Weltraumteleskop Gaia: 3D-Atlas der Milchstraße mit fast 1,7 Milliarden Sternen

Seit Jahren scannt Gaia den gesamten Nachthimmel ab und vermisst alle sichtbaren Sterne und Himmelskörper. Nun hat die ESA den zweiten Datensatz veröffentlicht und damit die mit Abstand genaueste Karte der Umgebung unserer Sonne.

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ESA-Weltraumteleskop Gaia: 3D-Atlas der Milchstraße mit fast 1,7 Milliarden Sternen

Die Milchstraße im Blick von Gaia (Bild nach Zoom über 15 Megabyte groß)

(Bild: ESA/Gaia/DPAC )

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Die ESA hat die zweite große Sammlung von Daten des Weltraumteleskops Gaia öffentlich gemacht und erwartet eine Vielzahl an Entdeckungen auf Basis der bislang genauesten und umfangreichsten Karte unserer Milchstraße. Der Katalog umfasst Messdaten zu fast 1,7 Milliarden Sternen – in verschiedenem Umfang – und enthüllt bislang Unbekanntes über unsere Heimatgalaxie, schreibt die Europäische Weltraumagentur. Innerhalb von 22 Monaten hat das Teleskop Daten zur Position, zur Distanz und zur Bewegungsrichtung der Sterne gesammelt. Daraus lässt sich eine genaue dreidimensionale Karte der Umgebung unserer Sonne erstellen. Für Astronomen ist das von unschätzbarem Wert.

Einen Eindruck der gesammelten Daten bietet das an der Universität Heidelberg entwickelte Gaia Sky in Version 2.0.0. Die Software für Windows, Linux und MacOS X visualisiert die von Gaia gesammelten Daten nicht nur zu den Sternen der Milchstraße, sondern auch zu Asteroiden im Sonnensystem, fernen Sternenhaufen und sogar der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung. Noch stärker eintauchen können Interessierte in einer VR-Anwendung für Windows und MacOS, die für die HTC Vive entwickelt wurde. Für Wissenschaftler gibt es ein weiteres Visualisierungswerkzeug, das noch mehr Möglichkeiten gibt, den immensen Datenschatz zu erkunden.

Gaia war Ende 2013 gestartet worden und galt danach als "vielleicht wichtigstes Teleskop im Weltraum". Mit einer Gigapixelkamera lichtet es kontinuierlich den gesamten Sternenhimmel ab. Da es sich gleichzeitig mit der Erde um die Sonne bewegt, können die dabei gewonnenen Daten zur Parallaxenmessung genutzt werden, um die genaue Position von weit mehr als einer Milliarde Sternen zu ermitteln. Das ist etwa ein Prozent der Sterne in unserer Milchstraße. Die so errechnete Sternenkarte dient Astronomen als Grundlage und es ist nicht abzusehen, welche Erkenntnisse sie im Laufe der Zeit ermöglichen wird. Die erste Veröffentlichung 2016 umfasste noch genaue Entfernungsdaten zu zwei Millionen Sternen, nun ist diese Zahl auf rund 170 Millionen angestiegen.

Der Gaia-Atlas ermöglicht es, den wahren Weg festzustellen, den diese Sterne in der Milchstraße zurücklegen. Der unterscheidet sich durchaus von jenem, den sie scheinbar am Nachthimmel zurücklegen und der sich vor allem durch die Eigenbewegung der Erde erklärt. Darüber hinaus umfasst der Datensatz noch jede Menge andere Daten, die zu den einzelnen Sternen bekannt sind, also etwa zur Helligkeit sowie zur Farbe und bei vielen sogar zur Oberflächentemperatur. Für Sterne im Umkreis von 1000 Lichtjahren zur Sonne hat Gaia die Geschwindigkeit in allen drei Dimensionen vermessen und kann damit Muster in ihrer Bewegung öffentlich machen. (mho)