EU-Kommission: Auch Europäer im Ausland sollen .eu-Domains nutzen können

Die EU-Kommission will die Top Level Domain .eu für europäische Bürger und Firmen öffnen, die ihren Wohn- oder Firmensitz in Drittstaaten außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums haben. Ein neuer Beirat für die Domainverwaltung ist geplant.

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EU-Kommission: Auch Europäer im Ausland sollen .eu-Domains nutzen können

Länder mit den meisten registrierten .eu-Domains.

(Bild: EU-Kommission)

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Die Verwalterin der europäischen Top Level Domain (TLD) Eurid hat seit 2006 über 3,8 Millionen Internetadressen unter der Domain .eu vergeben. Im Vergleich zu 21,4 Millionen registrierten Domains in China (.cn) oder 16,3 Millionen .de-Adressen ist das zwar vergleichsweise wenig, ergibt pro Jahr aber einige Millionen Euro pro Jahr. Dieses Geschäft will die EU-Kommission jetzt ausweiten: Sie hat am Freitag vorgeschlagen, die vergleichsweise rigiden Nutzungsbedingungen für europäische Domain etwas zu lockern.

Bisher konnten nur Personen, Unternehmen und Organisationen Adressen mit der Endung .eu beantragen, die in den 28 Mitgliedsstaaten beziehungsweise dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) wohnen beziehungsweise sitzen, der zusätzlich Island, Liechtenstein und Norwegen umfasst. Künftig soll die Registrierungsmöglichkeit ausgeweitet werden auch auf europäische Bürger, Firmen und sonstige Einrichtungen, die in bislang nicht erfasste Drittstaaten ausgewandert sind.

Der Europäische Gerichtshof hatte 2012 entschieden, dass etwa Unternehmen, die eine Marke als .eu-Domainnamen anmelden, diese auch selbst gewerblich nutzen und in einem Mitgliedsstaat beziehungsweise im EWR sitzen müssen. Für nichteuropäische Firmen waren die Adressen also bislang nicht gedacht.

Dies will die Kommission nun ändern. Eventuell will sie damit auch die Verluste wettmachen, die mit dem Brexit entstehen sollen: So stellte die Generaldirektion für Kommunikationsnetze jüngst klar, dass mit dem Tag des Ausscheidens britische Firmen, Organisationen oder Bürger "nicht länger berechtigt sein werden, Domainnamen mit der Endung .eu zu registrieren". Die bestehenden rund 317.000 .eu-Adressen, die aus Großbritannien heraus angemeldet sind, sollen gekündigt werden.

Die Kosten für die TLD will die Kommission nicht verändern. Die Eurid hatte zwar schon 2007 die Preise für .eu-Domains und deren jährliche Erneuerung von zehn auf fünf Euro gesenkt, macht damit aber immer noch ein ganz gutes Geschäft.

In einer Zusammenfassung der Ergebnisse einer öffentlichen Konsultation zu der Reform kommt die EU-Kommission zu dem Resultat, dass die .eu-Registrierungsstelle trotz ihres vergleichsweise späten Einstiegs einen "gesunden Marktanteil" in der EU und im EWR errungen habe und "exzellente Verbindungen" mit 700 angeschlossenen Registrierungseinrichtungen unterhalte. Die Wachstumsrate befinde sich auf einer Linie mit den "Industrietrends" in der Gemeinschaft. Trotz der Einführung von rund 1300 neuen Domains leiste .eu einen guten Beitrag zum E-Commerce, zum Binnenmarkt und zur europäischen Identität. Die Wettbewerbsbedingungen müssten aber noch verbessert werden.

Mit der neuen Initiative will die Kommission auch eine weitere Anregung aus der Umfrage aufgreifen und dem privaten Sektor, der Zivilgesellschaft, internationalen Organisationen sowie der technischen Community mehr Mitsprachemöglichkeiten zum künftigen Kurs der TLD-Verwaltung geben. So soll nach dem "Multistakeholder-Prinzip" ein Beirat mit Interessensvertretern eingerichtet werden. Er soll die Funktionsweise der Domain zu verbessern und die Kommission zu beraten. (anw)