Emotionen beim Lesen von Texten erfasst

Spätestens seit das Magazin der Süddeutschen im August 2010 mit Augmented Reality experimentiert hat, dürften viele diesen Begriff kennen. Einige Forscher arbeiten jetzt daran, emotionale Reaktionen auf Texte zu analysieren.

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Von
  • Henning Behme

Augmented Reality bedeutet wörtlich, die Wirklichkeit durch Zusatzinformationen zu ergänzen – wie es das SZ Magazin am 20. August 2010 vorführte, indem ein spezieller Browser im iPhone, über das Magazin gehalten, Ergänzendes einblendete. Emotional Text Tagging (Textauszeichnung mit Emotionen) als Teil solcher Technik könnte ein nächster Schritt sein, die Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu verändern.

Ralf Biedert vom DFKI, der das Text-2.0-Projekt leitet, hat gemeinsam mit Farida Ismail (deutsche Universität, Kairo) und Georg Buscher (Microsoft) in einem noch nicht veröffentlichten Papier zusammengefasst, welche Erfahrungen sie im Bereich Emotional Text Tagging gemacht haben. Entweder per Webcam oder über einen Neuro-Headset sowie einen Eye-Tracker registrierten die Forscher die Reaktionen von Probanden auf bestimmte Textstellen. Dabei setzten sie vier Grundarten von einander ausschließenden Emotionen voraus: Freude, Langeweile, Zweifel und Interesse. Für ihren Prototyp nutzten sie letztlich das Neuro-Headset, in diesem Fall von Emotiv (statt der Webcam), weil es präzisere Ergebnisse verspricht.

Ausgangspunkt für die Untersuchung sind mit dem Text-2.0-Framework angereicherte HTML-Dokumente. So erhalten span-Elemente einen onGazeOut-Event-Handler, der wenn der Leser ein Wort "verlässt", die aufgenommene Emotion prüft und speichert. Letztlich lassen sich mit solchen Systemen Anwendungen realisieren, die es Lesern (und anderen) ermöglichen, ein Dokument daraufhin zu analysieren, welche Passagen beim vorherigen Lesen Freude bereitet oder gelangweilt haben. (hb)