Entlassungen: AOL gibt Lokalnachrichtenportal Patch auf

Lokale Nachrichten sollten die AOL-Tochter Patch zur Reichweitenprinzessin machen. Das hat nicht geklappt. AOL gibt Patch an einen Investor für besondere Fälle ab, die meisten Mitarbeiter wurden gefeuert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

AOL entkernt sein Lokalnachrichtenportal Patch und übergibt die sterbliche Hülle an einen Investor. US-Medienberichten zufolge wurde am Mittwoch ein Großteil der Redakteure entlassen, die die rund 900 lokalen Patch-Websites mit Nachrichten bestückt haben. Demnach sollen bis zu 90 Prozent der Patch-Mitarbeiter ihren Job verloren haben. Der US-Medienblogger Jim Romenesko hat einen Mitschnitt der Telefonkonferenz veröffentlicht, in der die Betroffenen gefeuert wurden.

AOL hatte vor zwei Wochen angekündigt, Patch an den US-Investor Hale Global zu verkaufen, der sich für "besondere Situationen" empfiehlt. Der Internetkonzern selbst behält nur eine Minderheitsbeteiligung. In der Ankündigung des Deals leisteten Investor Charles Hale und AOL-CEO Tim Armstrong noch Treueschwüre für Patch, das Armstrong 2007 selbst mitgegründet und später als AOL-Chef gekauft hat. Doch darf das Konzept mittlerweile als gescheitert gelten: Die Erwartungen an Reichweite und Umsatz hat Patch nie erfüllt.

Dass es nicht gut um Patch stand, hatte sich schon im August 2013 abgezeichnet. Da hatte AOL 300 der damals 1200 Patch-Websites geschlossen und 500 der rund 1000 Mitarbeiter entlassen. Unbestätigten Meldungen zufolge will Hale das Portal auf nur noch 250 lokale Websites eindampfen und umstrukturieren. Wie viele Jobs dafür noch übrig bleiben, ist nicht ganz klar. Je nach Bericht und Quelle wurden zwischen 60 und 90 Prozent der Mitarbeiter entlassen.

Schon im August 2013 hatte Armstrongs Rolle bei der ersten Runde der Entlassungen für Schlagzeilen gesorgt. Bei Patch waren die Mitarbeiter vor den Entlassungen zu einem Meeting eingeladen worden, externe Kollegen wurden per Telefon zugeschaltet. Während Armstrong den Mitarbeitern erklärte, dass es Veränderungen geben würde, feuerte er Patch-Creative-Director Abel Lenz, weil er Fotos von dem Meeting machte.

Auch von diesem denkwürdigen Meeting gibt es bei Romenesko einen Mitschnitt. Armstrong hat sich eine Woche später für seinen Ausraster entschuldigt. Eine weitere Woche später kam es dann zu den angekündigten Veränderungen: Rund die Hälfte der Mitarbeiter wurde entlassen. (vbr)