Europäisches HDTV-Projekt Euro1080 geht an den Start

Euro1080 startet am 1. Januar 2004 mit zwei Kanälen für High Definition TV (HDTV), die über Astra ausgetrahlt werden sollen.

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Von
  • Nico Jurran

Euro1080 will am 1. Januar 2004 mit zwei Kanälen für HDTV (High Definition TV) starten, gab Projekt-Manager Gabriel Fehervari im Rahmen der mediavision cologne bekannt. Beide Kanäle werden über Astra ausgestrahlt und sollen somit in ganz Europa zu empfangen seien.

HD-Fans dürften sich über den "Main Channel" freuen, auf dem täglich in der Prime-Time von 20 bis 24 Uhr ein HD-Programm in der Auflösung 1920 × 1080 unverschlüsselt gesendet werden soll. Es wird zwischen 12 und 18 Uhr am darauffolgenden Tag wiederholt. Dies soll vor allem Händlern beim Verkauf ihrer HD-fähigen Displays unterstützen. In den vier Stunden sollenvor allem Konzerte und Sportveranstaltungen frei gesendet werden, die über ganz Europa ohne Sprachprobleme ausgestrahlt werden können. Laut Gabriel Fehervari will man bei den Sportübertragungen sogar auf einen Kommentar verzichten und lediglich (einige wenige) Infotafeln einblenden. Dokumentationen, die Euro1080 früher auch erwähnt hatte, nannte der Projekt-Manager in Köln nicht mehr -- ohne Kommentar kommt man da eben auch nicht aus.

Euro1080 selbst geht zu Beginn lediglich von wenigen Zuschauern aus, wodurch sich die Kosten für die Senderechte in Grenzen halten sollen. Der wesentliche Hemmschuh dürfte allerdings in der Verfügbarkeit HD-fähiger DVB-S-Receiver zu sehen sein. Auch wenn einige kleinere Hersteller laut Fehervari daran interessiert seien, entsprechende Geräte zum Preis um die 200 Euro anzubieten, fehlt es bislang doch an der offiziellen Unterstützung großer Unterhaltungselektronik-Hersteller, die den ganzen europäischen Markt mit Geräten versorgen. Firmen der Unterhaltungselektronik-Branche wie Sony wollten sich laut Fehervari nicht an Euro1080 beteiligen, sondern lieber abwarten -- hätten aber eben auch nichts dagegen, mit Hilfe des HD-Senders ihre Displays zu verkaufen. Der Manager geht jedenfalls davon aus, dass in den nächsten drei Jahren kein zweiter europäischer HD-Sender zu Euro1080 in Konkurrenz treten werde. Finanzkräftige Partner will das ergeizige Projekt dennoch genug haben: "Zwei in den USA, einer im Mittleren Osten und einer in Asien", erläutert Fehervari. Immerhin den asiatischen Mitstreiter wollte er bekannt geben: NHK. Der japanische Sender hatte schon mit dem Mitteldeutschen Rundfunk bei der Aufzeichnung der Brandenburgischen Konzerte in HDTV kooperiert.

Dennoch muss Euro1080 Geld einnehmen -- dies soll vor allem der zweite HD-Kanal mit der Bezeichnung "Event" gewährleisten, der beispielsweise große Pop- und Rock-Konzerte und Opernaufführungen verschlüsselt an Kinos mit Digitalprojektoren überspielen soll. Die Betreiber dieser E-Cinemas sollen das HD-Programm entweder live zeigen oder vom eigenen Server abspielen, auf den die Sendung (gesichert mit digitalem Rechtemanagement) aufgezeichnet wurde. Dafür müssten sie ihre Einnahmen mit Euro1080 und den Rechteinhabern teilen. Zudem will Euro1080 zusammen mit Barco für Preise ab 75.000 Euro Kinobetreibern E-Cinema-Komplettpakete inklusive Digital-Projektor anbieten. Zum HD-Bild soll es übrigens sowohl beim Main Channel als auch beim Event Channel auch den entsprechenden Sound in Form von digitalem 5.1-Surround-Sound geben.

Ausstrahlen will Euro1080 seine Kanäle in MPEG-2 mit einer Datenrate von 28 (Event Channel) beziehungsweise 19 MBit/s (Main Channel) -- jedenfalls vorerst. Laut Fehervari kommt später aber auch eine Umstellung auf effizientere Kompressionsverfahren in Frage, sobald diese verfügbar sind. Neben H.264 sprach der Projekt-Manager dabei auch Windows Media 9 von Microsoft an. Bislang fehlt es den Redmondern nach Aussagen von Fehervari jedoch noch an einer Realtime-Encoding-Lösung für HD-Live-Übertragungen. Immerhin erhielte er hier aber Rechtemangement gleich inklusive. Ob Früheinsteiger von einem späteren Codec-Wechsel jedoch begeistert wären, ist mehr als fraglich. Auf wenig Begeisterung bei den Zuhörern im Köln stieß auch Fehervaris Ankündigung, dass man interlaced mit 50 Hertz Bildwiederholfrequenz ausstrahlen wolle. (nij/c't) / (jk)