Fake-Follower für B-Promis: Untersuchungen in den USA und erste Konsequenzen

Eine US-Firma hat jahrelang automatisch betriebene Twitter-Accounts an Kunden verkauft, die damit ihr Profil in dem sozialen Netzwerk aufhübschen wollten. Die Geschäfte sollen nun untersucht werden, für mindestens einen Käufer hat das schon Konsequenzen.

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Fake-Follower auf Twitter: US-Politiker kündigen Untersuchung an, Filmkritiker suspendiert
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In den USA sorgt ein Artikel der New York Times für Aufsehen, in dem die US-Zeitung detailliert die Praktiken einer US-Firma beleuchtet, die massenhaft gefälschte Twitter-Profile verkauft. Der Justizminister des US-Bundesstaats New York hat bereits eine Untersuchung angekündigt, die Justizministerin von Florida bittet um Hinweise zu den Praktiken. Die Vorsitzenden des Senatsausschusses für Verbraucherschutz haben die US-Handelsaufsicht aufgefordert, eine eigene Untersuchung der Firma Devumi und ähnlicher Anbieter einzuleiten. Und zumindest für einen Käufer der gefälschten Follower hat der Bericht weitergehende Konsequenzen: Einer seiner Auftraggeber beendete die Zusammenarbeit.

In dem Artikel "The Follower Factory" hatte die New York Times Erkenntnisse aus gerichtlichen Unterlagen zusammengetragen, um zu rekonstruieren, wie zahlreiche Twitter-Nutzer die Zahl ihrer Follower oder deren Interaktionen manipulierten. Der Unternehmer Michael Dell, das Modell Kathy Ireland, der ecuadorianische Präsident Lenín Moreno, die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua und Dutzende andere bezahlten demnach Geld an eine angeblich in New York sitzende Firma namens Devumi und erhielten dafür Zehn- oder Hunderttausende zusätzliche Follower für ihre Twitter-Accounts. Die so gehandelten Profile bestanden demnach aus automatisch betriebenen Accounts, die auf dem Diebstahl der Identitäten realer Twitter-Nutzer beruhten.

Auf die Recherchen angesprochen haben die als Käufer enttarnten Promis das mit verschiedenen Ausflüchten zu erklären versucht. Oft soll ein Mitarbeiter für die Käufe verantwortlich gewesen sein, ohne dass dies entdeckt wurde. Einige hätten erklärt, dass sie das Kaufen lediglich hätten ausprobieren wollen – auch wenn sie laut New York Times mehrmals einkauften. Der bekannte und für die Chicago Sun-Times schreibende Filmkritiker Richard Roeper soll einer der Käufer sein, woraufhin die Zeitung eine Untersuchung ankündigte. Bis zu deren Abschluss sollen keine Kritiken oder Kommentare von Roeper mehr veröffentlicht werden.

Wie die New York Times inzwischen festgestellt hat, geht Twitter nun offenbar gegen die Fake-Profile vor: Mehrere der genannten Nutzer hätten seit dem Artikel merklich an Followern verloren, viele Bots seien aber auch dann noch verblieben. Für das soziale Netzwerk sind die Fake-Accounts kein neues Problem und immer wieder wird darüber diskutiert, wie viele sich davon auf Twitter tummeln und welchen Einfluss sie tatsächlich haben. Auf dem 34C3 hatte der Datenjournalist Michael Kreil die Ergebnisse seiner eigenen Analyse vorgestellt und resümiert, dass der Einfluss automatisierter Accounts zumindest auf die politische Meinungsbildung nicht groß sei. (mho)