Geplante EU-Copyright-Richtlinie gefährdet Entwicklung von Open-Source-Software

Das EU-Parlament soll noch in diesem Jahr über eine neue Urheberrechtsrichtlinie abstimmen. Software-Entwickler schlagen Alarm: Eine geplante Monitoring-Verpflichtungen könnte Plattformen wie Github, Stackoverflow und Gitlab den Garaus machen.

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Softwareentwickler fürchten Bug in der geplanten EU-Copyright-Richtlinie
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

Beim 6. Copycamp in Warschau warnten Vertreter von Free Software Foundation Europe (FSFE) und openforum Europe vor den negativen Konsequenzen der geplanten EU-Urheberrechtsnovelle. Sie kritisieren die Verpflichtung für Plattformbetreiber, Urheberrechtsverletzungen ihrer Nutzer zu überwachen beziehungsweise durch Upload Filter zu verhindern: Das könnte die kollaborative Software-Entwicklung auf Websites wie Github behindern oder sogar unmöglich machen, die viele Unternehmen inzwischen überaus schätzen. Unter dem Motto "SafeCodeShare" rufen die beiden Organisationen zur Unterzeichnung eines offenen Briefes an den EU Gesetzgeber auf.

Egal ob der WLAN-Router, das Smartphone oder der Flieger nach Brüssel: Viele Geräte setzen dieser Tage auf freie und Open-Source-Software. Artikel 13 in der Entwurfsfassung der Copyright-Richtlinie aber will Urheberrechtsverletzungen im "Nutzer-generierten" Content im Netz um jeden Preis verhindern. Jeder Nutzer von Plattformen wie Github, Gitlab oder Stackoverflow werde zum potentiellen Urheberrechtsverletzer.

Die Plattformbetreiber müssten mögliche Rechteverletzungen durch automatische Filterung zu verhindern versuchen. Bloß: Eine automatisierte Filterung ist gerade im Bereich Software-Rechte eigentlich kaum denkbar, erklärten Diana Cocoru von openforum Europe und Polina Malaja von der Free Software Foundation Europe in Warschau.

Whitepaper zur den befürchteten Auswirkungen der Copyright-Reform.

Die Befürchtung der beiden Organisationen, aber auch vieler Experten aus dem Bereich Softwareentwicklung, die an einem ausführlichen Whitepaper zum Problem mitarbeiteten: Der Software-Markt in Europa könne erheblichen Schaden nehmen. Software-Entwicklung gehört zu den Wachstumsmärkten, unterstreichen FSFE und openforum Europe in ihrem Whitepaper: Der Software-Markt in den 28 Mitgliedsstaaten soll von 229 Milliarden im Jahr 2009 auf 290 Milliarden im Jahr 2020 wachsen. Freie Software, die mehr und mehr über Onlineplattformen wie Github entwickelt wird, macht einen erheblichen Teil davon aus.

Mit dem offenen Brief wollen FSFE und openforum Europe vor den bevorstehenden Beratungen und Abstimmungen die Europa-Parlamentarier und die Politiker der Mitgliedsstaaten auf den Bug in ihrem Code aufmerksam machen. Der Brief soll nach der Vorstellung der Coder von möglichst vielen Softwareexperten und -nutzern mit unterzeichnet werden. (thl)