Grindr: Chinesischer Konzern muss Dating-App nach US-Einspruch wieder verkaufen

Der für Auslandsinvestitionen zuständige US-Ausschuss hat der Übernahme der Dating-App Grindr nachträglich widersprochen. Bis 2020 muss sie verkauft werden.

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Datenschutz: Chinesischer Konzern muss Dating-App Grindr verkaufen
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Der chinesische Konzern Beijing Kunlun Tech muss auf Druck des US-Ausschusses zur Kontrolle von Auslandsinvestitionen bis Juni 2020 die beliebte Dating-App Grindr verkaufen. Das teilte der Konzern am Montag mit und bestätigte damit frühere Berichte, schreibt Reuters. Der Fall sei ein seltenes Beispiel für einen nachträglichen Einspruch gegen eine ausländische Übernahme in den USA, ordnet die Nachrichtenagentur den Bericht ein. Kunlun habe Grindr eigentlich an die Börse bringen wollen, stattdessen sei nun eine Investmentbank damit beauftragt worden, den Verkauf vorzubereiten.

Die 2009 veröffentlichte App Grindr ist nach eigenen Angaben das größte soziale Netzwerk für Homosexuelle, Bisexuelle, Transgender und Queer-Menschen. Mehr als drei Millionen Menschen nutzen die Dating-App jeden Tag. Vergangenes Jahr war Grindr wegen der Weitergabe von HIV-Daten der Nutzer an Fremdunternehmen in die Kritik geraten, 2014 soll die Anzeige des Standorts einzelner User in der App vom ägyptischen Geheimdienst dazu benutzt worden sein, um Jagd auf homosexuelle Männer zu machen. Grindr hatte daraufhin die Standortangabe in einigen Ländern automatisch unkenntlich gemacht.

Beijing Kunlun Tech hatte 2016 für 93 Millionen US-Dollar die Mehrheit an dem App-Anbieter erworben und 2018 den Rest übernommen, schreibt Reuters. Beide Male sei keine Meldung an das zuständige Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) erfolgt. Welche Gründe der Ausschuss nun dafür hat, diese Übernahme nachträglich rückgängig zu machen, ist nicht bekannt. Es habe aber immer wieder Bedenken von Datenschützern und US-Politikern gegeben. Die US-Regierung habe den Schutz von Personendaten verstärkt ins Visier genommen, erklärt Reuters – vor allem, wenn es auch um Daten von US-Militärangehörigen oder Geheimdienstmitarbeitern gehe.

Im Rahmen der Einigung hat sich Kunlun demnach bereits verpflichtet, Grindrs Firmenzentrale in den USA zu belassen und den dreiköpfigen Verwaltungsrat mit mindestens zwei US-Bürgern zu besetzen. Sensible personenbezogene Daten dürften nicht nach China gesendet werden und Kunlun dürfe die Daten auch nicht einsehen. Kunlun ist dem Bericht zufolge 2008 gegründet worden. Der chinesische Konzern hält unter anderem auch eine Mehrheit an dem norwegischen Browser Opera. (mho)