Hybrider Pflanzen-Roboter: Elowan, die Cyborgpflanze auf Rädern

Das MIT hat einen pflanzlichen Cyborg entwickelt. Die Pflanze reagiert auf Licht und steuert den Roboter.

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Elowan, die Cyborgpflanze auf Rädern

(Bild: Harpreet Sareen. License: CC-BY 4.0)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Die Vorstellung von Cyborgs, also der Verbindung von biologischen Organismen und Elektronik, kreist meistens um Menschen oder Tiere, deren Fähigkeiten durch elektronische Implantate erweitert werden. Am Media Lab des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben Forscher jetzt einen pflanzlichen Cyborg entwickelt.

Die Verbindung von Pflanzen und Robotern ist nicht neu. In der Regel geht es dabei jedoch um Roboter im landwirtschaftlichen Einsatz, die gezielt Unkraut beseitigen, Krankheiten bekämpfen oder Dünger ausbringen. Gelegentlich dienen Pflanzen auch als Inspirationsquelle für die Konstruktion von Robotern. Beim Projekt Elowan hingegen steuert die Pflanze selbst den Roboter.

Elektroden, die mit Boden, Stängel und Blättern verbunden sind, erfassen dabei die schwachen Ströme, die zwischen Gewebe und Organen einer Topfpflanze ausgetauscht werden. „Pflanzen sind elektrisch aktive Systeme“, erläutert Projektleiter Harpeet Sareen. „Elektrische Signale werden erzeugt in Reaktion auf Veränderungen in der Umwelt, etwa bei Licht, Schwerkraft oder Temperatur, bei Berührungen oder Verletzungen.“ In einer ersten Konfiguration haben die Forscher Elowan so programmiert, dass die Pflanze auf Licht reagiert: Die Signale im pflanzlichen Nervensystem werden in Motorbefehle eines Roboters umgesetzt, auf dem der Blumentopf steht, sodass sich die Pflanze auf die Lichtquelle zubewegen kann.

Als Menschen stützten wir uns auf Technologie, um uns an die Umwelt anzupassen, meint Sareen. Die Beschleunigung der Evolution durch Technologie mache es aber erforderlich, von einer Menschen-zentrierten Sichtweise zu einer umfassenderen, Natur-zentrierten zu wechseln. Elowan sei ein Versuch, zu zeigen, was Ergänzung und Erweiterung der Natur bedeuten könne. Zukünftige Erweiterungen könnten dafür sorgen, dass die Pflanze auch ihre Ernährung, ihr Wachstum oder die Verteidigung gegen Schädlinge selbst steuert.

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Ein weiterer Aspekt sei die Nutzung des pflanzlichen Nervensystems in elektronischen Geräten. „Unsere Vorstellung von Schnittstellen oder interaktiven Systemen ist immer noch von der industriellen Denkweise geprägt, wonach alles von Grund auf künstlich geschaffen werden müsste“, sagt Sareen. „Aber wenn die Natur Fähigkeiten wie Wahrnehmung oder Reaktion auf bestimmte Reize bereits hat, warum sollten wir sie dann nicht nutzen?“

Zunächst soll Elowan aber als Experimentierkasten auf den Markt kommen – und vielleicht dazu beitragen, dass Pflanzen nicht mehr so schnell im Mülleimer landen, bloß weil mal wieder das Gießen vergessen wurde. (bme)