IBM schließt vier deutsche Standorte

Der Personalabbau geht weiter: Nach der Schließung eines Werkes in Mainz wird nun die DVO aufgelöst.

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Von
  • Torge Löding

IBM Deutschland will vier Standorte der Datenverarbeitungs Service GmbH (DVO) -- darunter der Stammsitz des IT-Dienstleisters in Oberhausen -- schließen. Das erklärte die Geschäftsführung den insgesamt 400 Mitarbeitern an sieben Standorten heute auf einer Betriebsversammlung. Bis spätestens Ende des Jahres soll die DVO aufgelöst werden. Damit fallen 317 Arbeitsplätz weg, die übrigen Mitarbeiter werden von der IBM direkt übernommen. "Die Geschäftsbeziehungen mit DVO-Kunden und Partnern bleiben von den Maßnahmen unberührt", meinte DVO-Geschäftführer Werner Both. "Mit dieser Maßnahme leisten wir einen maßgeblichen Anteil zur Verbesserung unserer Kostenstruktur und zur Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit."

Für die Arbeitnehmer und ihre Vertreter kam diese Mitteilung völlig überraschend. "Noch vor wenigen Wochen wurden die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat darüber informiert, dass IBM in Deutschland die Umsatz- und Absatzkrise mit Kosteneinsparungen und sozialverträglichen Lösungen wie Vorruhestand, Altersteilzeit und freiwilligen Aufhebungsverträgen meistern will", kritisierte Rolf Schmidt -- er sitzt für die Gewerkschaft ver.di im Aufsichtsrat der Gesellschaft. Nun will er eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung beantragen. "Wir Arbeitnehmervertreter werden alles tun, um so viele Arbeitsplätze wie möglich zu retten", sagte Schmidt gegenüber heise online. "Aus 20 Jahren Gewerkschafterfahrung weiß ich, dass wir die Standortschließung kaum verhindern können -- aber bei den Arbeitsplätzen können wir etwas erreichen. Wir werden mit Nachdruck verhandeln und dabei für entsprechende Begleitmusik sorgen." Begleitmusik -- darunter versteht er "alles, was man sich bei Gewerkschaften so vorstellen kann."

Bereits Anfang Juni war IBM mit der Schließung des Mainzer Werkes der Speichersysteme GmbH in die Schlagzeilen gekommen. Dort sind mehr als 1.000 Arbeitsplätze gefährdet. Erstmals wird es in der Unternehmensgeschichte von IBM Deutschland nun zu massiven betriebsbedingten Kündigungen kommen. Für Rolf Schmidt ist es der Führungsstil des neuen IBM-CEO Samuel Palmisano, der das deutsche Management zu bisher unbekannt hartem Durchgreifen dränge. In der deutschen Unternehmenszentrale wird diese Einschätzung nicht geteilt. "Die Schließung des Mainzer Werkes und die Konsolidierung der DVO haben nichts miteinander zu tun", so Sprecherin Annette Dingeldein zu heise online.

DVO entstand 1972 durch Fusion aus Bereichen der zentralen Datenverarbeitung der Firmen Babcock, Oberhausen, und der Firma Borsig, Berlin. Seit 1995 ist die IBM mit 75 Prozent an der DVO beteiligt. Die Servicegesellschaft ist als Betreiber von IT-Systemen für IT-Dienstleistungen zuständig und übernimmt bislang das komplette Outsourcing im IT-Bereich. (tol)