Jahresend-Replay: Die meistgelesenen Meldungen des Jahres

Ein aggressiver Kryptotrojaner, reich werden mit Krypto-Mining, ein Neustart und ein Abgesang: die beliebtesten Meldungen aus 2017.

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Jahresend-Replay: Die meistgelesenen Meldungen des Jahres
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Inhaltsverzeichnis

2017 ist so gut wie vorüber – Zeit, einmal ausführlich zurückzuschauen und nachzulesen, welche Meldungen Sie in diesem Jahr am meisten interessiert haben. Einige erwartbare Themen waren dabei, etwa das Windows Creators Update oder der neue Firefox Quantum. Aber auch einige überraschende Tickermeldungen haben es in die Top Ten geschafft, etwa eine Skurrilität mit Amazon Echo.

#1 Ein PC mit dicker Grafikkarte – mehr braucht es nicht, um reich zu werden. Das hofften in diesem Jahr nicht nur Gamer, die mit Blick auf die steigenden Kurse der Krypto-Währungen in fiebrigen Träumen von einem süßen Leben am Strand fantasierten. Und die Kurse stiegen immer weiter und mit ihnen auch die (Neu)gier der Menschen.

Mining-Rig im Eigenbau: Zwei Radeon RX 480 schaffen 51 Megahashes pro Sekunde.

(Bild: heise online/chh)

"Ethereum statt Nebenjob", schrieb der Kollege Martin Fischer – und traf mit seiner Anleitung zum Geldverdienen mit Gaming-PCs den Nerv der Leser. Die meistgelesene Meldung des Jahres erklärt, wie Krypto-Goldgräber mit einem Desktop-PC Ethereum schürfen. Die benötigten Highend-Grafikkarten sind jedoch wegen der großen Nachfrage nicht so leicht zu bekommen. In vielen Shops waren sie ausverkauft und bei eBay teuer gehandelte Ware. Das nächste Problem dürfte dann die Stromrechnung am Ende des Monats sein, das Schürfen frisst viel Energie. Ob sich das alles also wirklich lohnt? Platzt am Ende womöglich die Blase? Und wird der Traum zum Alptraum? 2018 wissen wir mehr.

#2 Bis Ende Juli 2016 konnten Besitzer von Windows 7 und 8.1 noch kostenlos auf Windows X, äh, Windows 10 wechseln. Dann war Schluss mit dem Gratis-Windows-Upgrade. Eigentlich. Denn über kleine Umwege gibt es das Upgrade auch weiterhin kostenlos – und das ganz legal und offiziell. Es sind sogar zwei Wege, die zu Windows 10 führen: eine saubere Neuinstallation und eine Upgrade-Installation. Wie das alles genau funktioniert, erklärt unsere Meldung. Die ist zwar schon über ein Jahr alt, stieß aber auch 2017 auf großes Interesse – schließlich gibt's was umsonst.

Windows 10: Fall Creators Update (8 Bilder)

Die neue, kleine Bildschirmtastatur bringt eine Smartphone-artige Wischgesteneingabe auf Tablets.

#3 Es war das Jahr der Kryptotrojaner. Im Mai richtete WannaCry große Schäden bei befallenen Systemen an und verbreitete sich über eine Sicherheitslücke in Windows-Rechnern. Fies: Der Trojaner verschlüsselte die Dateien auf den PCs und forderte ein Lösungsgeld für die Entschlüsselung. Eine Garantie, den Schlüssel dann auch zu erhalten, gab es natürlich nie.

Weltweit waren hunderttausende Systeme infiziert, mit Auswirkungen auf die "echte Welt": In Großbritannien etwa konnten Kranke nicht mehr behandelt werden, weil die Rechner des National Health Systems befallen waren. Der französische Autohersteller Renault stoppte den Betrieb in einigen Werken. In Deutschland erwischte es die Bahn, das Anzeigesystem auf vielen Bahnhöfen fiel aus. Am Frankfurter Hauptbahnhof behalfen sich die Bahnmitarbeiter mit schwarzen Schiefertafeln, auf denen in Schönschrift die Abfahrtszeiten notiert waren. Das hatte durchaus Charme.

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Mittlerweile hat Microsoft die Sicherheitslücke zum Glück gestopft. WannaCry war nur einer aus einer ganzen von Kryptotrojanern, mit denen sich Anwender 2017 herumschlagen mussten: Im Juni grassierte auch eine neue Variante des Kryptotrojaners Petya. Ein Backup kann also nie schaden.

#4 Schriiing, Schriiing, ein Anruf! Auf dem Handy! Wie aufregend, passiert ja nur noch selten. Am anderen Ende der Leitung fragt einer: "Können Sie mich jetzt hören?" – Wer bejaht, verliert. Bei dem Anruf handelt es sich nämlich um eine gemeine Betrugsmasche: Der Angerufene soll "Ja" sagen, dann schneiden die Betrüger diesen Teil der Aufnahme mit anderen Aufnahmen des Anrufers zusammen. So entsteht der Eindruck, dass der Angerufene eine teure Bestellung aufgegeben hat, obwohl er nur nett sein wollte. Die Betrüger wollen ihr Opfer dann zur Zahlung drängen; oder sie beauftragen ein Inkassobüro mit der Eintreibung der angeblichen Schuld. Für Betroffene eine ärgerliche Sache.

Zunächst grassierte der Betrug in den USA und in Kanada, dann auch in Deutschland. Die Verbraucherschützer raten, dass man Fremden keine Antwort gibt. Doch ein kurzes "Ja" rutscht einem schnell über die Lippen. Am besten also gar nicht mehr rangehen und nur noch Briefe schreiben ...

#5 Wer eine Wohnung in bester Lage will, muss sich oft komplett entblößen, also im übertragenen Sinne. Die Makler und Vermieter wollen alles über potenzielle Mieter wissen und verlangen nicht selten eine Ausweiskopie. Auch Facebook will die Kopie, wenn der eigene Name zu ausgedacht klingt. Doch dürfen die das überhaupt? Steht der Wohnungssuchende oder der unglücklich benannte Facebook-Nutzer mit einem Bein im Knast, wenn er den Ausweis auf den Scanner schmeißt?

Es ist kompliziert und unfair: Während Einzelpersonen wegen Urkundenfälschung vor Gericht landen, müssen Firmen, die eine Kopie fordern, keine Strafe fürchten. "Das ist der eigentliche Skandal", schreibt c't-Redakteur Michael Link in seinem Kommentar "Unerlaubte Ausweiskopien – niemanden kümmert's". Das Personalausweisgesetz und die zugehörige Verordnung sind zu wolkig abgefasst: "Bessere Formulierungen tun Not."

#6, #10 Windows läuft immer: Wenn es wichtige Neuigkeiten über Microsoft Betriebssystem gibt, schnellen bei heise online die Klickzahlen immer in die Höhe – siehe #2. Im April erschien das Creators Update und viele Leser interessierten sich für diese zwei Service-Meldungen. Zunächst ging es darum, dass das Update per Upgrade-Assistent für bestehende Installationen verfügbar ist.

Die zweite Meldung beschrieb erste Eindrücke mit dem Upgrade. Aus heutiger Sicht sind beide Meldungen kalter Kaffee: Unter normalen Umständen sollte jeder Windows-10-Nutzer das Update bereits erhalten und seine eigenen Erfahrungen mit dem Upgrade gemacht haben.

Kiloweise Kekse!

(Bild: Megan Neitzel)

#7 Unter so manchem Weihnachtsbaum dürfte in diesem Jahr ein Echo- oder Google-Home-Lautsprecher gelegen haben. Und so warten in etlichen Wohnzimmern smarte Lautsprecher mit Assistenten permanent darauf, Sprachbefehle zu empfangen. Das kann aber auch unerwartete Folgen haben. So hat zum Beispiel ein sechsjähriges Mädchen in den USA mit Alexa in Amazons intelligentem Lautsprecher Echo ein Puppenhaus und kiloweise Kekse bestellt.

So richtig weite Kreise zog die Geschichte dann, als ein amerikanischer Fernsehsender darüber berichtete. Der Sprecher sagte den Satz "Ich liebe dieses kleine Mädchen, wie sie sagt 'Alexa hat mir ein Puppenhaus bestellt'". Das genügte offenbar, um Alexa bei den zuschauenden Haushalten auf den Plan zu rufen. Kurz darauf gingen zig Beschwerden von Zuschauer beim Sender ein, deren Echo-Box versucht hatte, ein Puppenhaus zu kaufen. Die gute Nachricht: Alle Bestellungen lassen sich kostenfrei stornieren oder zurücksenden.

#8 Nicht einmal mehr 14 Prozent – mit dieser Zahl beziffern Marktforscher den Anteil von Firefox bei den Desktop-Browsern. Der Browser der Mozilla-Stiftung war auf dem Weg, ein Randphänomen zu werden. Dabei braucht das Netz Firefox: Als das Geschäft belebende Konkurrenz für Chrome und die Systembrowser Edge und Safari sowie als Unterbau für andere Projekte, etwa den Tor-Browser.

Firefox Quantum soll das Blatt nun wenden. Der neue Browser – etwas profaner bekannt als Firefox 57 – ist deutlich schneller geworden als seine Vorgänger, hat ein neues Add-on-System, eine flexible Bedienoberfläche und viele weitere nützliche Funktionen. Firefox könnte also tatsächlich wieder Boden gut machen. Allerdings hat Mozilla mit einer dämlichen Aktion schon wieder viel Vertrauen in Firefox verspielt.

#9 Platz neun enthält einen Abgesang: c't Bankix, das Projekt für sicheres Banking, ist eingestellt. Die am 19. Februar 2016 veröffentlichte Version 12.04.7 war die letzte des Live-Surf-Betriebssystems. Das Projekt hat auf Ubuntu 12.04 aufgesetzt, eine veraltete Version des Linux. Die Fortführung des Projekts hätte die Neuentwicklung eines 64-Bit-Systems auf Basis des neuen Ubuntu 16.04 LTS oder einer anderen Linux-Distribution mit Langzeitunterstützung erfordert, wobei das neue System auf etlichen Rechnern, die aktuell mit c't Bankix verwendet werden, nicht mehr laufen würde: zu viel Aufwand. (jo)