KIC 8462852: Rätselhafte Stern-Verdunkelungen haben wohl Ursprung in habitabler Zone
Ein Hobbyastronom hat eine mögliche Periodizität der mysteriösen Verdunkelungen von KIC 8462852 beschrieben. Das Rätsel wird dadurch nicht kleiner.
Die mysteriösen Verdunkelungen des Sterns KIC 8462852 könnten in einem Abstand von jeweils rund 1574 (Erd-)Tagen aufeinander folgen. Sollte das durch weitere Beobachtungen bestätigt werden, müsste Material dafür verantwortlich sein, das den fernen Stern in einem Abstand von rund 3 Astronomischen Einheiten umkreist – also der dreifachen Distanz zwischen unserer Erde und der Sonne.
Das hat der Hobbyastronom Gary Sacco in einem Artikel zusammengetragen, der von der American Association of Variable Star Observers zur Veröffentlichung angenommen wurde. Damit würde sich das verantwortliche Material in der habitablen Zone des Sterns befinden. Was genau dahintersteckt, könne er nicht erklären. Das Rätsel werde also größer nicht kleiner.
Reddit findet Antworten
In einem Blogeintrag beschreibt Sacco (der erst durch die Debatten auf Reddit zum Hobbyastronomen wurde), wie er diese Periodizität ermittelt und sogar durch historische Aufnahmen verifiziert hat. Die drei 2017 von Kickstarter-Nutzern getauften Verdunkelungen namens "Elsie", "Celeste" und "Angkor" passten demnach auf Verdunkelungen, die in den Daten der Kepler-Sonde zu KIC 8462852 auftauchten. Zwei davon fanden sich wieder, einer wäre genau während einer Beobachtungspause von Kepler zu sehen gewesen. Damit prognostizierte er eine weitere Verdunkelung für den 9. August 2017 und tatsächlich erfolgte dann jene namens "Skara Brae". Sacco und seine Mitstreiter hatten nun eine erste Hypothese für den Zeitraum, in dem sich die Verdunkelungen wiederholen.
Angesichts des großen Interesses an KIC 8462852 hatten andere Forscher außerdem auf alten Sternenaufnahmen nach Verdunkelungen des Sterns gesucht. Insgesamt wurden dabei fünf mögliche Ereignisse identifiziert. Zwei davon passten auf die von Sacco untersuchten – eine Verdunkelung am 22. Oktober 1974 (die möglicherweise durch eine Platte vom 24. Oktober 1974 aus Sonneberg unabhängig bestätigt wird) und eine am 21. August 1935. Damit gibt es gleich mehrere Vorläufer der 2017 beobachteten Verdunkelungen. Die Periodizität kann aber erst bestätigt werden, wenn sich diese und andere beobachtete Verdunkelungen zu prognostizierbaren Terminen wiederholen. Mit seiner Arbeit wirbt Sacco auch für Hobbywissenschaftler, nicht zuletzt weil KIC 8462852 ja überhaupt erst durch Amateurastronomen entdeckt worden war.
Ganz unterschiedlicher Staub
Neben Sacco haben diese Woche noch andere Astronomen ihre Erkenntnisse zu KIC 8462852 vorgestellt. Auf einer Veranstaltung der American Astronomical Society haben Schüler der renommierten Thacher School erläutert (Video), wie sie mit dem Teleskop ihrer Schule Spektralanalysen der Verdunkelungen vorgenommen haben. Genau wie Eva Bodman von der Arizona State University bestätigten sie, dass sehr feiner Staub die Verdunkelungen auszulösen scheint. Solcher Staub wird aber eigentlich sehr schnell von dem Stern aus dem System gedrückt. Beide Analysen haben auch ergeben, dass die kurzfristigen Verdunkelungen und die langsame Abdunkelung des fernen Sterns durch unterschiedliches Material ausgelöst wird. Bodman hat darüber hinaus auch ermittelt, dass sogar hinter den kurzen Verdunkelungen jeweils unterschiedliches Material steckt.
Die Fragen um KIC 8462852 sind dadurch nicht beantwortet. Der Stern sorgt seit 2015 für Spekulationen wegen seiner merkwürdigen Helligkeitsschwankungen. Das Weltraumteleskop Kepler hatte welche aufgezeichnet, die so stark waren, dass vor dem Stern vorüberziehende Objekte viel größer sein müssten als ein Planet. Eine proto-planetare Scheibe oder ein durch eine Kollision durcheinandergewirbeltes System schieden als Erklärung aus. Als Erklärungsversuch wurden unter anderem Megastrukturen einer außerirdischen Zivilisation vorgeschlagen, eine natürliche Erklärung galt aber immer als wahrscheinlicher. Rätselhafter wurde es noch, als bekannt wurde, dass der Stern insgesamt seit mehr als 100 Jahren dunkler wird. (mho)