Kehrtwende? Ubuntu behält 32-Bit-x86-Unterstützung vorerst bei

Überrascht vom Aufruhr um die Ankündigung, die Unterstützung für 32-Bit-x86-Systeme einzustellen, rudert Canonical nun zurück und wählt ein Ende auf Raten.

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Kehrtwende? Ubuntu behält 32-Bit-Unterstützung nun doch bei

Dass Zurückrudern keine Schande ist, weiß jeder Sportler.

(Bild: pixabay)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dieter Petereit
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Canonical, das Unternehmen hinter Ubuntu, ist dafür bekannt, seine Entwicklungstätigkeit über diverse Kanäle stark mit der Anwender- und Entwicklergemeinde rückzukoppeln. Deswegen schien es für das Unternehmen konsensfähig zu sein, die 32-Bit-x86-Unterstützung mit dem kommenden Update 19.10, also schon im Oktober dieses Jahres, komplett aufzugeben. Immerhin gibt es entsprechende Installationsmedien schon seit gut zwei Jahren nicht mehr. Das Ende des 32-Bit-Supports ist somit nicht völlig überraschend.

Mit dieser Einschätzung lag Canonical indes daneben. Der Hersteller Ubuntu räumt dies nun in einem Blog-Post ein – und rudert bezüglich seiner Abkündigung des 32-Bit-Supports (zumindest teilweise) zurück.

Gerade unter Bezugnahme auf die im Grunde gute Rückkopplung zur Community zeigte man sich überrascht von deren teils heftigen Reaktionen. Immerhin habe Canonical bereits zur Version 18.04, also vor über einem Jahr, die Absicht bekanntgegeben, den 32-Bit-Support zu beenden – ohne derart deutliches Feedback zu erhalten.

Die entschiedensten Reaktionen der letzten Tage kam insbesondere aus den Communities um WINE, Ubuntu Studio und Steam. Valve, Entwickler der wichtigsten PC-Spieleplattform der westlichen Welt, Steam, kündigte an, Ubuntu damit ab Version 19.10 nicht mehr unterstützen zu wollen. Man werde sich stattdessen auf andere Distributionen konzentrieren. Diesem Statement schlossen sich die Entwickler des Windows-API-Emulators WINE an.

Auch bei den Nutzerinnen und Nutzern der Distribution Ubuntu Studio, die sich gezielt an Multimedia-Enthusiasten richtet, führte die Ankündigung Canonicals zu Unmut. Wie die Macher des Ubuntu Studio in einem Blog-Post erklären, liegt die Problematik vornehmlich in diversen Audio-Plugins begründet, die ursprünglich für Windows entwickelt wurden und die in maßgeblicher Zahl ausschließlich in 32-Bit-Versionen vorliegen. In Ubuntu Studio können diese Plugins nur per WINE-Bridge eingesetzt werden.

Hier gäbe es zunächst keinen Workaround. Die Macher des Ubuntu Studio empfehlen, die jeweiligen Audio-Plugin-Entwickler sanft zu bedrängen, ihre Plugins in 64-Bit verfügbar zu machen.

Insbesondere die drei genannten Player nennt Canonical als bestimmende Faktoren für die Revision der Support-Abkündigung. Gleichwohl stellt diese Revision keine komplette Kehrtwende dar.

Denn immerhin sollen künftig nicht alle bisherigen 32-Bit-Pakete fortentwickelt werden. Vielmehr wird es einen noch zu implementierenden Prozess geben, der die Community insgesamt einbezieht und innerhalb dessen Jede und Jeder benennen können soll, welche 32-Bit-Pakete weiterhin zwingend erforderlich sind und warum.

Das Ziel Canonicals besteht nach wie vor darin, das finale Ende des 32-Bit-Supports zu erreichen. Allerdings erweitert sich der Zeithorizont nach hinten, um in absehbarer Zeit verträgliche Lösungen finden zu können. Ubuntu-Enthusiasten müssen also nicht kurzfristig nach Alternativen suchen. (ovw)