LG treibt OLED-Produktion voran

Der koreanische Displayspezialist LG will mit Milliarden-Investitionen seine Fertigungskapazitäten für organische Displays ausbauen. Die neuen OLEDs sind für große TVs und kleine Smartphones gedacht.

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LG treibt OLED-Produktion voran

(Bild: LG Displays)

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LG Displays will in den kommenden drei Jahren etwa 13,4 Milliarden US-Dollar (15 Billionen koreanische Won) in seine Fertigungsstätten für organische Displays investieren. Das erklärte der koreanische Displayspezialist anlässlich der Bekanntgabe seiner Quartalszahlen.

Organischen Displays von LG stecken in allen großen OLED-Fernsehern (hier ein TV von Panasonic).

(Bild: Ulrike Kuhlmann)

2,5 Milliarden US-Dollar sollen in eine neue OLED-Fabrik der Generation 10.5 fließen, in der 3,37 m × 2,94 m große Substrate verarbeitet werden können. Daraus lassen sich sehr große Panels für OLED-TVs schneiden – mit dem Verkauf großer OLED-Panels an TV-Hersteller erzielt LG Displays derzeit knapp die Hälfte seines gesamten Umsatzes.

Der Bau einer derartigen Fabrik ist allerdings auch ein Wagnis, denn bislang gibt es nur eine Gen-10-Fab für so große Muttergläser für Flüssigdisplays, weiter LCD-Fabs der Generation 10 entstehen gerade erst. Da LG aktuell aber allein auf weiter Flur ist, was die Produktion großer OLEDs angeht, könnte der Hersteller mit einer solchen Fab auch seinen technischen Vorsprung ausbauen.

Den will LG bei den kleinen OLED-Panels nun endlich aufholen: Hier ist Samsung klarer Platzhirsch, 95 Prozent aller organischen Displays für Smartphones und Tablets stammen vom koreanischen Konkurrenten. LG Displays will deshalb fast 4,5 Milliarden Dollar in neue Produktionsanlagen der Generation 6 mit 1,85 m × 1,50 m großenPlastiksubstraten investieren. Seit Apple beschossen hat, die iPhones mit organischen Displays auszustatten, ist der Reiz für die Panel-Hersteller immens: Jeder möchte mit dem US-Unternehmen ins Geschäft kommen.

Mit dem Kauf einer Vakuumanlage für die Prototypenfertigung von kleinen OLED-Panels hat Apple den Druck nun anscheinend noch erhöht. Wie taiwanische Medien berichten, hat der iPhone-Hersteller eine CVD-Anlage (Chemical Vapour Deposition) für die Beschichtung von 50 cm × 40 cm großen Substraten (Gen 2.5) vom taiwanischen Maschinenhersteller Sunic System geordert, um selbst Forschung mit OLED-Displays betreiben zu können.

Vakuummaschine von Canon Tokki für die Produtkion von OLEDs

(Bild: Canon Tokki)

Ausgerechnet eine Sunic-Maschine – Apple hatte LG jüngst angewiesen, für mögliche OLED-Panels im iPhone doch bitte die Vakuummaschinen des Quasi-Monopolisten Canon Tokki zu nutzen. Diese setzt auch Platzhirsch Samsung in seiner OLED-Fertigung ein.

Da die Maschinen von Canon Tokki ohnehin sehr rar sind –Tokki produziert im kommenden Jahr nur neun Maschinen und Samsung hat sich bereits fünf davon gesichert – wollte Apple die Engpässe durch eine eigene Bestellung womöglich nicht noch verschärfen. Schließlich benötigt das Unternehmen etwa 80 Millionen OLED-Displays für seine kommenden iPhones.

  • Produktionskapazitäten für mobile OLED-Displays werden knapp

Die werden wohl vornehmlich von Samsung geliefert, denn die anderen Hersteller sind noch nicht so weit. Auch wenn LG Displays über eine Aufstockung der Produktionskapazitäten von 35.000 auf 65.000 Substraten pro Monat berichtet, legt sich der Hersteller in seinen Mitteilungen nicht fest, wann die damit möglichen 120 Millionen 6-Zoll-Panels vom Band laufen werden.

LG stellte bereits passende OLEDs fürs iPhone vor, die Massenproduktion läuft aber wohl noch nicht rund.

(Bild: Ulrike Kuhlmann)

Zwar konnte sich LG die dafür nötige Vakuummaschine von Tokki sichern, doch bis diese für die Serienproduktion eingerichtet ist, vergehen ein paar Monate. Deshalb ist auch der Kauf einer Pilotanlage der Gen 2.5 von Apples kein Schritt, demnächst eigene OLED-Displays in Serie zu produzieren. Wenn das so einfach wäre, hätten das Displayspezialisten wie Boe aus China, das japanische Joint Venture Japan OLED oder eben LG Displays längst getan.

LGs Quartalszahlen sind im zweiten Quartal 2017 übrigens trotz Währungsverluste des koreanischen Won mit knapp 660 Millionen US-Dollar (737 Milliarden Won) Nettoeinkommen recht erfreulich ausgefallen. Im Vorjahr verzeichnete LG Displays noch ein Minus von rund 75 Millionen Dollar. (uk)