Leuchtender Bahnsteig soll Stuttgarts S-Bahn pünktlicher machen

In Bad Cannstatt zeigen seit dem heutigen Montag Leuchtstreifen am Bahnsteig, wo sich die Türen der einfahrenden S-Bahn befinden. Dadurch sollen die Passagiere schneller einsteigen können.

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Leuchtender Bahnsteig soll Stuttgarts S-Bahn pünktlicher machen

(Bild: dpa / Sebastian GollnowFahrgäste)

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Um endlich pünktlicher zu werden, testet die Stuttgarter S-Bahn von Montag an eine deutschlandweite Innovation: die leuchtende Bahnsteigkante. Am Gleis 2 des Bahnhofs Bad Cannstatt zeigen im Boden eingelassene Leuchtsymbole vor der Einfahrt des nächsten Zuges, wo der Zug hält und wo genau sich die Türen befinden. Die Hoffnung der Bahn: Die Fahrgäste stehen damit am Bahnsteig immer an der richtigen Stelle, das Einsteigen geht zügiger. Normalerweise verteilen sich Fahrgäste nämlich an Bahnsteigen nicht immer gleichmäßig, sondern konzentrieren sich oft an den Bahnsteigzugängen, wie die Bahn erläutert.

Im Bahnsteig ist auf rund 200 Metern Lichtfaserbeton unmittelbar hinter dem Sicherheitsstreifen eingebaut, rund einen Meter von der Bahnsteigkante entfernt. Der Leuchtstreifen besteht aus 670 8 cm dicken und 30 cm × 30 cm großen Lichtfaserbeton-Platten, in die Lichtwellenleiter in spezieller Anordnung eingegossen sind. Vier Symbole können sie anzeigen, statisch oder pulsierend: Pfeile nach links oder rechts, Doppelpunktlinien und Kreuze.

Daten aus verschiedenen Quellen sollen ein Auslastungsbild ergeben.

(Bild: opencapacity.co)

Geplant ist, dass in den Wagen des jeweiligen Zuges unter anderem anonymisiert per Kamera erfasst wird, wo sich noch freie Sitzplätze befinden. Die Kapazitätsanzeige basiert auf einer Auslastungsmessung des englischen Start-ups OpenCapacity und berücksichtigt auch Daten von Tür- und Gewichtssensoren sowie zum Ticketverkauf.

Als ein Anlass für das Ganze gelten millionenschwere Strafen, die von der S-Bahn Jahr für Jahr unter anderem wegen chronischer Unpünktlichkeit gezahlt werden müssen.

Seit Ende 2013 werden am Hauptbahnhof in den Stoßzeiten schon S-Bahn-Helfer eingesetzt, die dafür sorgen sollen, dass sich die Abfahrten nicht durch im letzten Moment reinspringende Fahrgäste verzögert. Das habe sich bewährt und werde ausgebaut, hieß es.

Für blinde und sehbehinderte Menschen bietet die Bahn nach eigenen Angaben in Deutschland an gut 4800 der 9300 Bahnsteige ein ertastbares Leitsystem aus Bodenindikatoren. Zudem gebe es in einigen Bahnhöfen an den Treppen zu den Bahnsteigen Handlaufbeschriftungen mit Prismen- oder Brailleschrift sowie Tafeln mit ertastbaren Lageplänen. (mit Material der dpa) / (anw)