Lidar-Archäologie: Laser enthüllen riesige Städte der Maya im Dschungel
Dank modernster Technik haben Archäologen unzählige bislang unbekannte Überreste der Maya-Zivilisation in Guatemala gefunden. Dort lebten wohl einst viel mehr Menschen, als gedacht. Die Archäologen erwarten noch viel mehr Funde.
Mit den Mitteln der noch vergleichsweise jungen Lidar-Archäologie haben Forscher im Dschungel Guatemalas bislang unbekannte Überreste der Maya entdeckt, die unser Bild der untergegangenen Zivilisation revolutionieren könnten. Wie National Geographic erläutert, haben sie im Rahmen des Projekts Pacunam 2100 Quadratkilometer Dschungel mit Lidar-Technik abgetastet und Anzeichen einer Hochkultur gefunden, die dort vor 1200 Jahren existierte und der im antiken Griechenland oder im alten China vergleichbar war. Bislang sei man davon ausgegangen, dass das Gebiet selbst zu Hochzeiten der Maya-Zivilisation vergleichsweise dünn besiedelt war und vor allem aus verstreuten Städten bestand. Die Lidar-Studie habe aber Zehntausende bislang unbekannte Strukturen, breite Straßen und komplexe landwirtschaftliche Flächen gefunden.
Laser entfernen quasi die Bäume und legen Boden frei
Die Lidar-Vermessungstechnik (Light Detection and Ranging) hilft Archäologen bereits seit Jahren bei ihrer Arbeit und hat schon mehrmals wichtige Entdeckungen ermöglicht. Angebracht an ein Flugzeug tasten die Laserscanner dabei den Boden ab und liefern präzise Karten der Oberfläche. Der Scanner misst dafür die Reflexionen der Laser an jeglichem Hindernis. Aus dem so gebildeten 3D-Modell lassen sich vergleichsweise einfach die von Bäumen stammenden Signale herausrechnen, so dass ein Abbild des baumlosen Untergrunds entsteht. In unzugänglichen Gebieten wie dem Dschungel Guatemalas enthüllen diese Karten Strukturen, die zuvor höchstens durch aufwendige, gefährliche und äußerst mühevolle Arbeit am Boden gefunden werden konnten. Während damit nur Stück für Stück ein Bild der versunkenen Maya-Zivilisation entstehen konnte, kommen Forscher nun deutlich schneller voran.
Durch die Kartographierung in dem mittelamerikanischen Land wurde ein "riesiges, miteinander verbundenes Netzwerk aus Städten, Befestigungen, Farmen und Straßen" entdeckt, wie National Geographic erläutert, das zu der Arbeit einen Dokumentarfilm produziert hat (der am 6. Februar ausgestrahlt werden soll). Eine künstlich angelegte Landschaft mit speziellen landwirtschaftlichen Nutzflächen habe eine gewaltige Bevölkerung versorgen können, auf einem Niveau, das "fast industrielles Level erreichte". Frühere Schätzungen zur Bevölkerungszahl der Maya müssten deswegen deutlich nach oben korrigiert werden. Sei man bisher von höchstens fünf Millionen Bewohnern der Tiefebenen ausgegangen, könnten dort 10 bis 15 Millionen gelebt haben. Das würde etwa der Hälfte der damaligen Bevölkerung Europas entsprechen – auf einem Gelände der Größe Italiens.
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Hoffnung auf noch viel mehr Entdeckungen
Die Lidar-Studie habe auch neue Erkenntnisse zur bekannten Maya-Stadt Tikal geliefert, die im Dschungel Guatemalas ein beliebtes Touristenziel ist. Eine bislang für natürlich gehaltene Erhebung im Zentrum der Stadt wurde demnach als weitere Pyramide erkannt. Außerdem sei die Stadt zu ihrer Blütezeit vier- bis fünfmal so groß gewesen, wie bislang angenommen. Von der geplanten Fortsetzung der Lidar-Vermessung erhoffen sich die Forscher auch deswegen noch jede Menge weiterer Entdeckungen. Der Archäologe Francisco Estrada-Belli etwa erwartet noch Hunderte Städte, die bislang vollkommen unbekannt seien. "Die Lidar-Daten schreiben die Geschichte der Maya neu", meint Albert Lin von National Geographic. (mho)