Microsoft-Forscher untersuchen Cyberchondrie

Forscher von Microsoft Research haben untersucht, welche negativen Auswirkungen die üblicherweise angewandten Methoden auf Suchen zu medizinischen Fragen haben und wie Suchmaschinenarchitekten diese verringern könnten.

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Von
  • Angela Meyer

Die Suche nach medizinischen Informationen im Web kann nicht nur hilfreich sein, sondern auch unbegründete, länger anhaltende Ängste auslösen. Dieses unter dem Stichwort Cyberchondrie schon länger bekannte Phänomen haben jetzt Ryen White und Eric Horvitz erstmals systematisch untersucht. Die beiden im Redmonder Microsoft Research Lab arbeitenden Forscher beschreiben in ihrem Bericht, wie sich die derzeit üblichen Suchmethoden auswirken und geben Empfehlungen, wie sich negative Auswirkungen vermeiden lassen. Sie gehen davon aus, dass ihre Erkenntnisse auch auf die Suche bei anderen Problemen beispielsweise mit dem Auto übertragbar sind.

White und Horvitz untersuchten Logs von Suchanfragen im Web und interviewten 515 Personen, um herauszubekommen, wie die ursprüngliche Suche nach Informationen zu gewöhnlichen Symptomen in Befürchtungen über seltene ernste Krankheiten umschlagen kann. Allein die große Menge an medizinischen Informationen überhaupt trägt danach hierzu bei. Verstärkt wird die Wirkung dadurch, dass sich Angaben zu seltenen ernsten Krankheiten viel häufiger finden, als ihrem Auftreten eigentlich entsprechen würde. Die Häufung ebenso wie beunruhigende Formulierungen auf einer der Websites lösen je nach Neigung entweder steigende Besorgnis oder die Suche nach wahrscheinlicheren Erklärungen aus und regen so zu weitergehenden Recherchen an, die ihrerseits dann wieder das Ranking der Suchergebnisse beeinflussen.

Nach Ansicht der Forscher haben aber Suchmaschinenarchitekten die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass Suchende durch die Ergebnisse der Rankingalgorithmen nicht unnötig beunruhigt werden. Hierfür müssten sie in angemessener Zeit vor allem verlässliche und vollständige, thematisch tatsächlich passende Informationen erhalten. Das Ziel, Cyberchondrie zu verringern, sei daher auch eine gute Gelegenheit, das verfügbare Fachwissen zur Informationsgewinnung und medizinischen Informatik wirklich nutzbringend einzusetzen. Die beiden Forscher schlagen dazu unter anderem vor, medizinische Abfragen gezielt herauszufiltern und getrennt so zu behandeln, dass Suchende umfassende Ergebnislisten erhalten, die mögliche Diagnosen nach Wahrscheinlichkeit anzeigen und bei der Interpretation der Informationen helfen. (anm)