Münchener Sicherheitskonferenz: Ruf nach Debatte über Risiken der KI

Vertreter der US-IT-Branche waren auf der Münchner Sicherheitskonferenz geteilter Meinung, wie viel und wie schnell sich Gesetzgeber mit dem Thema Künstliche Intelligenz befassen sollten. Sofort, fordert Islands Piratenpolitikerin Birgitta Jónsdóttir.

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Münchener Sicherheitskonferenz: Ruf nach Debatte über Risiken der KI

(Bild: TheDigitalArtist)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Die großen Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz gehörten zu einer Reihe von Technikthemen auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Birgitta Jónsdóttir, stellvertretende Vorsitzende von Islands Piratenpartei, warnte gegenüber heise online vor zu viel Technik-Optimismus und forderte eine öffentliche und parlamentarische Debatte der Risiken. Politik und Private müssten sich schnell und jenseits von Grenzen um eine "globale Blaupause" für die Regulierung kümmern.

Jedes Parlament täte gut daran, einen Zukunftsausschuss zu etablieren, wie ihn das finnische Parlament hat, meinte Jónsdóttir. Sie hält es für bedenklich, wie wenig bislang an möglichen KI-Regeln gearbeitet wird. Die Kommentare von Eric Schmidt zur KI auf der Sicherheitskonferenz kritisierte Jonsdottir scharf: Für den ehemaligen eines so großen und massiv in KI investierenden Ladens wie Google sei das erschreckend wenig nuanciert. Wenn Schmidt KI-Skeptiker einen überzogenen Sci-Fi Konsum vorwerfe, sei das wohl eher ein Witz weil doch gerade viele Entwicklungen von Google aus alter Cyberpunk-Literatur schöpften.

Schmidt hatte in München sein Mantra vom Zeitalter der (künstlichen) Intelligenz wiederholt und von den Möglichkeiten der medizinischen Diagnostik geschwärmt. Daten sammeln, mit smarten Algorithmen auspressen und anschließend die Ergebnisse zu Geld machen – das erklärte er zum "kanonischen Geschäftsmodell". Zwar dürfe KI keine Entscheidungen über Leben und Tod treffen, von irgendeiner Regulierung will Schmidt aber nichts wissen. "Wir sollten das der Industrie überlassen", sagte er im Gespräch mit dem ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan.

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Etwas skeptischer gegenüber der Selbstregulierung hatte sich da Microsoft-Präsident Brad Smith geäußert: "Wir werden ein Gesetz für KI brauchen." Ein Industriekonsens sei schön und gut, aber: "Wollen wir, dass sich dann am Ende nur, die die sich ethisch verhalten, daran halten?" Allerdings sollte das Gesetz nicht gemacht werden, bevor es einen Konsens über die ethischen Prinzipien gebe. Zu den wichtigsten Herausforderungen gehören laut Smith Pluralität und Diversität: "Die Algorithmen sollten vorurteilslos sein."

Facebooks Chief Security Officer Alex Stamus meinte, werturteilsfreie Algorithmen gibt es nicht. Denn die Maschinen lernten auf der Basis der Daten, mit denen sie gefüttert werden. KI sei wie ein Zerrspiegel der Gesellschaft, "ein Pickel auf deiner Nase wird da zum Golfball" und "wenn man wie in den USA Ergebnisse eines rassistischen Systems einspeist, um Entscheidungen im Strafprozess zu automatisieren, werden Vorurteile perpetuiert und potenziert". Eine Aufsicht der KI-Programmierung der Unternehmen von außen sei unmöglich, Normen für die Tests von Algorithmen und Transparenz darüber aber könnten helfen.

Die Gefahr des Vorurteile in der KI ist auch für Jónsdóttir aktuell das dringlichste Thema für die Gesetzgeber. "Wir sind uns selbst oft unserer eigenen Vorurteile nicht bewusst", sagte sie gegenüber heise online. Ohne Qualitätskontrolle und Aufsicht könnten die sich "Mathe-Vernichtungswaffen" entwickeln. (mho)