Mythos des Silicon Valley: 40 Jahre Homebrew Computer Club
Am 5. März 1975 trafen sich 32 junge Männer in einer Garage in Menlo Park (Kalifornien), um über Mikrocomputer zu sprechen. Daraus wurde eine Veranstaltungsreihe, die der neuen Technologie entscheidende Impulse gab.
Es war ein dunkler und regnerischer Abend, an dem am 5. März 1975 in Menlo Park südöstlich von San Francisco 32 computerbegeisterte junge Männer zusammenkamen, um sich über ihr Hobby auszutauschen. Das durch Flugzettel und Mundpropaganda vorbereitete Meeting fand in der Garage des Ingenieurs und Programmierers Gordon French statt. Nach intensiven Diskussionen beschloss man eine Fortsetzung vierzehn Tage später und schuf damit eine jahrelange Folge von Veranstaltungen, die als Homebrew Computer Club in die Technikgeschichte eingehen sollte.
Die Basis des Eigenb(r)au-Vereins bildete die wirtschaftliche Ausrichtung der Region, die durch Elektronik- und Halbleiterfirmen geprägt war und schon in den frühen 1970er Jahren den Spitznamen Silicon Valley erhielt. Die nahe Stanford-Universität und der lockere kalifornische Lebensstil führten daneben zu neuen Formen der Kommunikation wie dem People’s Computer Center, das Time-Sharing-Plätze und PDP-8-Minicomputer anbot, oder dem alternativen Technikverlag People's Computer Company.
Damals im Homebrew Computer Club (4 Bilder)
(Bild: Mark Richards)
Der Anstoß zur Gründung des Clubs war aber das Erscheinen des 8-Bit-Rechners Altair zur Jahreswende 1974/75, den sich auch normale Gehaltsempfänger leisten konnten. Nach dem Start in der Garage trafen sich die Computerfreunde jeden zweiten Mittwoch in einem Hörsaal des Stanford Linear Accelerator Center, einer Forschungsanlange der gleichnamigen Universität. Die Versammlung leitete in der Regel Lee Felsenstein, der später die Mikrocomputer Sol-20 und Osborne 1 entwickelte.
Erfahrungsaustausch mit Lochstreifen
Hauptteil einer Sitzung war der von Felsenstein mit Zeigestock gelenkte Erfahrungsaustausch, doch ebenso wichtig waren die Weitergabe von Software –man warf sich die aufgerollten Lochstreifen zu – und die Präsentation selbstgebastelter Hardware auf Tischen vor dem Hörsaal. Hier zeigten Steve Jobs und Stephen Wozniak im Jahr 1976 ihren Apple I. Die Teilnehmerzahl wuchs von Termin zu Termin, und am 19. Januar 1977 fanden sich schon 240 Hörer im Auditorium ein.
Der Homebrew Computer Club produzierte außerdem einen monatlichen Newsletter, von dem Anfang 1977 schon 1500 Exemplare verschickt wurden. Die Ausgabe vom Januar 1976 enthielt den berühmten offenen Brief an die „Hobbyists“, in dem sich der zwanzigjährige Bill Gates bitter über die illegale Nutzung seiner Software beklagte. Gates arbeitete damals mit wenigen Getreuen in Albuquerque (New Mexico) als Zulieferer des Altair-Herstellers MITS.
Das mit Mikrocomputern gutes Geld zu verdienen waren, zeigte die West Coast Computer Faire, die von Clubmitgliedern organisiert wurde. Sie lockte 1977 in San Francisco 180 Aussteller und mehr als 12000 Besucher an und stellte unter anderem den Commodore PET und den Apple II vor. Die unschuldigen Tage des Clubs waren vorüber, doch florierte er bis 1986 und zählt heute zu den Mythen des Silicon Valley. Das letzte Treffen von ehemaligen Mitgliedern fand 2013 statt und ist in voller Länge im Video überliefert.
(axk)