Open Data: Microsoft will die zunehmende "Daten-Kluft" verkleinern

Der Konzern hat eine Open-Data-Initiative gestartet. Microsoft meint, Daten könnten im Kampf gegen Krisen wie Corona oder Klimawandel helfen.

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Open Data: Microsoft will die zunehmende "Daten-Kluft" verkleinern

(Bild: VDB Photos/Shutterstock.com)

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Microsoft sieht im Teilen von Informationen mit Behörden, Organisationen und anderen Unternehmen einen guten Weg, um das Potenzial datengetriebener Technologien wie Maschinenlernen besser ausschöpfen zu können. "Wir glauben fest, dass alle von der Nutzung und dem Austausch öffentlich zugänglicher Daten profitieren können", betont Jennifer Yokoyama, die bei dem IT-Konzern den Bereich Immaterialgüterrecht leitet. Dies sei ein wichtiges Mittel, um der drohenden "Daten-Kluft" entgegenzuwirken.

Mit einer am Dienstag angekündigten mehrjährigen Open-Data-Initiative will Microsoft die "dringend notwendige Debatte" über den verstärkten Austausch von Daten befeuern. Das US-Unternehmen hat dazu einen Leitfaden veröffentlicht, wie im eigenen Haus künftig Daten auch Dritten zur Verfügung gestellt werden sollen. Dazu gehören Prinzipien wie Offenheit, Nutzbarkeit, Sicherheit und Datenschutz. Wert legt die Firma auch darauf, andere Organisationen dabei zu unterstützen, ihre eigenen Daten im Interesse ihrer Unabhängigkeit nach ihren Vorstellungen zu nutzen und eigene KI-Experten einzusetzen und fortzubilden.

Zudem verpflichtet sich Microsoft, bis 2022 insgesamt 20 neue Datenpartnerschaften auf den Weg zu bringen. Dazu gehören sollen Kooperationen mit führenden Organisationen der Open-Data-Bewegung wie dem britischen Open Data Institute (ODI) und dem Governance Lab (GovLab) der New York University. Mit letzterem werde man ein Lab für offene Daten aufbauen, um Regierungen quasi in Echtzeit Regelwerke und bewährte Praktiken für Open-Data-Kampagnen an die Hand zu geben.

"Außerdem wollen wir selbst mit gutem Beispiel vorangehen, indem wir Daten aus unseren eigenen sozialen Initiativen für die Öffentlichkeit zugänglich machen", erklärte Yokoyama. Man beginne mit Messwerten aus der sogenannten Airband-Initiative, um zusammen auch mit der Initiative BroadbandNow weiße Flecken bei der Breitbandversorgung einfacher schließen zu können.

Auch den "datengestützten Kampf" gegen die Coronavirus-Pandemie will Microsoft beschleunigen und dazu etwa eine schon bestehende Zusammenarbeit mit der Firma Adaptive Biotechnologies erweitern. In diesem Rahmen werde erforscht, wie das Immunsystem auf Covid-19 reagiert. Geplant sei, die Ergebnisse über eine öffentliche Datenbank für Forscher zugänglich zu machen. Zuvor hatten sich die Redmonder bereits am Open Research Dataset zu Covid-19 beteiligt, das 47.000 wissenschaftliche Artikel zum Coronavirus in maschinell lesbarer Form öffentlich zugänglich macht.

Zudem hat sich Microsoft vorgenommen, die "datenbasierte Gesundheitsversorgung" generell zu fördern. Dazu sollen Informationen aus zahlreichen Quellen zusammengefügt werden, um mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine der weltweit häufigsten Todesursachen zu bekämpfen. Partner dabei sind die Novartis-Stiftung, die Apollo-Kliniken in Indien und Coala Life in Schweden. Herauskommen soll ein KI-Werkzeug, um das Risiko schwere Herz-Kreislauf-Problemen mit dem von Apollo Hospitals entwickelten AICVD-Score weiterzuentwickeln.

Die Initiative hält Microsoft für nötig, da sich Datenmengen und die damit angetriebenen KI-Technologien "zunehmend in den Händen einer kleinen Minderheit" konzentrierten: Nicht einmal 100 Unternehmen erfassten über die Hälfte aller durch Online-Interaktionen erzeugten Daten. Rund die Hälfte aller KI-Forscher seien im Technologiesektor beschäftigt. Berater gingen bereits davon aus, dass rund 70 Prozent des gesamten aus dem KI-Einsatz entstehenden wirtschaftlichen Werts auf das Konto der USA und Chinas gingen. (axk)