Qualcomm bringt neue Smartphone-Chips: Mehr Power für Fotos, Spiele und KI
Der für Gaming-Smartphones optimierte Snapdragon 730G verspricht neben mehr Spieleperformance, Anti-Cheat-Techniken und die Reduzierung von Rucklern.
Drei neue Smartphone-SoCs hat Qualcomm heute mit den Snapdragon 665, 730 und 730G in San Francisco präsentiert. Besonders die 700er-Plattform rüstet Qualcomm ordentlich auf und bringt weitere Features seines aktuellen High-End-Chips Snapdragon 855 in etwas günstigere Preisgefilde. Außer schnelleren und gleichzeitig sparsameren Kernen verspricht Qualcomm eine deutlich verbesserte Kamera-Performance und mit dem Snapdragon 730G erstmals einen Chip, der sich explizit an Spieler richtet und spezielle Optimierung fürs Zocken enthalten soll.
Technisch sind Snapdragon 730 und 730G sehr nah beieinander: Beide nutzen acht der neuen Kryo-470-Kerne, zwei schnelle Kerne mit bis zu 2,2 GHz und sechs langsamer getaktete Kernen, vermutlich mit 1,7 GHz. Sie werden laut Qualcomm in 8-nm-Strukturbreite gefertigt, was dafürspricht, dass die Kerne bei Samsung produziert werden und nicht bei TSMC. Im Vergleich zum Snapdragon 710 sollen die neuen Kerne 35 Prozent schneller rechnen, was angesichts identischer Taktraten ein kräftiger Effizienzgewinn wäre.
Selbst die GPU Adreno 618 ist bei Snapdragon 730 und 730G die gleiche, liefert bei letzterem jedoch dank Übertaktung 15 Prozent mehr Performance. Zudem darf bei der G-Version das interne Smartphone-Display bis zu 3360×1440 Pixel ausgeben, statt nur einer gestreckten 1080p-Auflösung.
Exklusive Spieloptimierung für Snapdragon 730G
Von der schnelleren Grafikberechnung abgesehen bietet der 730G weitere Optimierungen für Gaming-Smartphones, die "Snapdragon Elite Gaming Features". So will Qualcomms internes Spielestudio mit Entwicklern zusammengearbeitet haben, um den 730G auf beliebte Spiele anzupassen. Vermutlich dürfte es aber, wie bei Nvidia und AMD, eher umgekehrt sein und Unterstützung bei der Anpassung auf die Plattform geflossen sein.
Zudem sollen nervige Hänger und Stotterer in Spielen verringert werden, bei Spielen in 30 fps will Qualcomm sie um 90 Prozent verringern. Eine nicht näher erläuterte Anti-Cheat-Technik verhindert laut Pressemitteilung unfaire Vorteile. Eine WLAN-Optimierung soll Latenzen beim Online-Spielen verringern. Die HDR-Unterstützung soll wie in der 8er-Serie für mehr und knalligere Farben sorgen, ein passendes Display vorausgesetzt.
Der neue Bildprozessor (ISP) Spectra 350 unterstützt höhere Kameraauflösungen bis 48 Megapixel und kann theoretisch sogar Schnappschüsse bis zu 192 Megapixel ausgeben. Dazu lassen sich nun 4K-Videos mit 60 Frames und das auch im Portrait-Modus aufnehmen, also mit scharfem Objekt im Vordergrund und Unschärfeberechnung für den Hintergrund. Zeitlupen können nun mit maximal 960 fps gedreht werden.
Mit dem Snapdragon-X15-Modem sind über LTE maximal 800 MBit/s im Downlink möglich. Neu ist die Unterstützung bis WiFi 6 (alias 802.11ax).
Die KI-Berechnung, unter anderem für die Foto-Nachbearbeitung wichtig, soll nun doppelt so schnell vonstattengehen wie beim Snadragon 710. Dafür dürfte hauptsächlich der neue Tensor-Beschleuniger im DSP verantwortlich sein, er war bisher der 800er-Serie vorbehalten. Zudem lauschen Smartphones mit Snapdragon 730 noch ein wenig besser, denn durch die KI können weiter entfernte Stimmen von Hintergrundgeräuschen unterschieden werden. Eine breitere Keyword-Erkennung soll die Zusammenarbeit mit Stimmassistenten verbessern.
Snapdragon 665 mit schnelleren Spezialkernen
Der ebenfalls neue Snapdragon 665 ist vor allem für die Mittelklasse optimiert. Die Unterstützung für gleich drei (rückwärtige) Kameras spricht Hersteller an, die mit vielen Linsen für wenig Geld Käufer anlocken wollen. Praktisch ist die Unterstützung für 5-fachen optischen Zoom, was in günstigeren Smartphones bisher nicht vorkommt. Theoretisch kann der neue Bildprozessor jetzt Fotos bis 48 Megapixel anfertigen, mit Rauschreduzierung und Bildstabilisierung sind es nur noch 25 MP. Videoframeraten bleiben bei 30 fps hängen, nur in Zeitlupe sind maximal 240 Bilder pro Sekunde drin.
Die acht CPU-Kerne entsprechen denen im Vorgänger Snapdragon 660: vier schnellere und vier sparsamere Kryo-260-Cores. Aufgewertet wurde dagegen die Grafikeinheit, der Adreno 610 ist nicht nur schneller, er unterstützt nun auch die effizientere Vulkan-1.1-Schnittstelle. Und auch der neue Hexagon-DSP rechnet doppelt so schnell wie der im 660. Damit werden etwa Bildoptimierung, Tiefenschärfe ohne zweite Linse oder Texterkennung flotter.
Qualcomm rechnet für Mitte 2019 mit Geräten, in denen einer der drei neuen Chips steckt. (asp)