Querelen um Solaris-Repository Blastwave

Die Zukunft der von einer Community gepflegten Solaris-Paketquelle Blastwave ist ungewiss. Nach internen Streitigkeiten über die Ausrichtung des Projekts hat Dennis Clarke letzten Mittwoch alle Pakete auf dem Master Mirror gelöscht.

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Von
  • Andrea Müller

Nach einem Grundsatzstreit hat Dennis Clarke am vergangenen Mittwoch alle Pakete vom Master Mirror des Blastwave-Projekts entfernt. Das von einer Community aus Freiwilligen gepflegte Software-Repository stellt unzählige Open-Source-Programme für OpenSolaris bereit, die sich mit pkg-get ähnlich einfach installieren lassen wie Debian-Pakete mit apt. Da die Löschung der Pakete ohne vorherige Ankündigung erfolgte und die Startseite lediglich einen Trademark-Hinweis zeigte, brodelte es in der Gerüchteküche. Auf Blogs, Mailinglisten und im Usenet wurde darüber spekuliert, ob Blastwave wohl verklagt worden sei.

Hintergrund der Aktion waren jedoch Streitigkeiten über die generelle Ausrichtung von Blastwave, die schon länger schwelen. Dennis Clarke, seines Zeichens Eigentümer der Marke Blastwave, Admin und derjenige, der die Hardware-Infrastruktur des Projekts stellt, wollte vor allem Pakete für Solaris Express und OpenSolaris bereitstellen und hielt die Zeit für reif, die Solaris-8-Unterstützung zu beenden. Viele Maintainer jedoch, darunter auch pkg-get-Vater Philip Brown, hatten vor allem das Ziel, die auch von Sun offiziell unterstützten und stabilen Solaris-Versionen 8-10 mit Paketen zu versorgen. Das erste Mal eskalierte der Streit im Mai dieses Jahres, als Dennis Clarke den Account von Phil Brown für zwei Wochen sperrte. In dieser Zeit erschienen keine neuen Pakete, da nur Brown über den Schlüssel zum Signieren verfügte.

Um sowohl die moderne als auch die traditionelle Ausrichtung weiter zu verfolgen, einigten sich die Entwickler darauf, unter der Subdomain csw.blastwave.org die Pakete für Solaris 8-10 weiterzupflegen. Damit man dabei nicht erneut Gefahr läuft, in eine Situation wie im Mai zu kommen, wurde csw.blastwave.org auf einem Server in der Schweiz und nicht auf der Blastwave-Hardware gehostet. Das verärgerte Clarke, der erst kürzlich neue Hardware angeschafft hatte, so, dass er in einer Kurzschlussreaktion nicht nur alle Pakete, sondern auch das DNS Zone File von Blastwave löschte.

In der Folge verschwanden auch alle Solaris-Pakete von den Spiegelservern, die nicht im Override-Modus synchronisieren. Doch bereits gestern wurden die meisten Repositories wiederhergestellt. Dennis Clarke war allerdings auch nach seiner Löschaktion nicht zum Einlenken bereit und entzog den Maintainern die Nutzungsrechte an seiner Domain.

Die Entwickler werden das Projekt auf jeden Fall weiter führen, wenn auch unter einer anderen Domain. Wie der CSW-Paket-Maintainer Dagobert Michelsen gegenüber heise open erklärte, hat er heute bereits die Domain opencsw.org registriert. Wie es genau weitergeht, wird sich innerhalb der nächsten Tage entscheiden. Vorläufig wird es jedoch unter der neuen Domain keine IPS-Pakete (Image Packaging System) für OpenSolaris geben, sondern nur solche für die offiziell von Sun unterstützten Solaris-Versionen 8-10.

Seit ungefähr einer Stunde ist nun allerdings der Blastwave-Server wieder online und verteilt Pakete. Bislang ist unklar, ob sich die Entwickler einigen werden oder ob es künftig zwei große Community-Paketquellen für Solaris geben wird. (amu)