Radon, Mobilfunk, AKW: Deutsche schätzen Strahlungsrisiken falsch ein
Lieber das Handy in der Hand als den Mast auf dem Dach: In Deutschland werden die Strahlenschutzrisiken laut Umfrage häufig nicht richtig eingeschätzt.
Handy, Atomkraft oder Radon: Viele Deutsche wissen nicht, was die wichtigsten Quellen für Strahlung im Alltag sind und was für sie gefährlich sein könnte. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Auftrag gegeben hat.
Fast drei von vier Befragten gaben laut der Studie " Was denkt Deutschland über Strahlung? " an, dass sie das Thema radioaktive Strahlung durch Atomkraftwerke beunruhige. Mehr als jeder zweite macht sich Sorgen um Mobilfunkstrahlung. Dagegen sorgen sich nur knapp 23 Prozent über Radon in der Umwelt – obwohl es die größte Quelle für die durchschnittliche jährliche Strahlenbelastung ist und nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs.
Ergebnisse der BfS-Studie "Was denkt Deutschland über Strahlung? – 2019" (11 Bilder)
Wenig Vertrauen in den Staat
Insgesamt sorgt sich ein knappes Drittel der Bürger in Deutschland "in gewisser Weise" vor einer Belastung durch die hier vorherrschende Strahlung. 22 Prozent sind permanent wegen der gesundheitlichen Wirkungen von Strahlung beunruhigt, schreibt das BfS. Allgemein haben die Menschen das Gefühl, dass die Strahlenbelastung steigt, auch fühlen sich die Deutschen zum Thema Strahlung nicht gut informiert. Sie vertrauen mehrheitlich nicht der Schutzfunktion des Staates.
Auf die offene Frage, was ihnen spontan einfällt, wenn sie den Begriff "Strahlung" hören, gaben 23,2 Prozent "Mobilfunk-/Sendemasten/Handys/5G" an, 20,5 Prozent "Radioaktivität", 15,1 Prozent "Strahlung in der Medizin" und 13,8 Prozent "Kern- oder Atomkraft". "Atomreaktorkatastrophen" und "Elektrosmog" kamen jeweils auf 4,1 beziehungsweise 4 Prozent.
Unterschätztes Radon
"Die Studie zeigt, dass die Risiken der Atomkraft in der Bevölkerung überschätzt und die Gefahr von beispielsweise Radon unterschätzt werden", sagte die Präsidentin des Strahlenschutzamtes, Inge Paulini, der dpa. Der Umgang mit Technik sei ambivalent: "Einerseits gibt es den selbstverständlichen Umgang mit neuer Technik und andererseits eine gefühlte Bedrohung durch die damit einhergehende Strahlenbelastung." Nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten wisse, dass sie Handystrahlung stärker ausgesetzt seien als der von Sendemasten. Das entspricht auch Ergebnissen früherer Umfragen.
49,2 Prozent glauben, dass Handy-Strahlung das Erbgut schädigen kann – "fälschlicherweise", wie das Bundesamt betont. 48,7 Prozent fühlen sich durch staatliche Einrichtungen vor Mobilfunk-Anlagen "überhaupt nicht" und "eher nicht" gut geschützt.
"Überall Strahlung"
Generell gaben mehr als 35 Prozent an, es mache ihnen Sorgen, dass sie "überall von Strahlung umgeben" seien, fast jeder Dritte glaubt, die Strahlenbelastung sei zu hoch. Knapp 70 Prozent sind der Ansicht, die Strahlenbelastung in Deutschland sei in den letzten Jahren stark oder etwas angestiegen.
UV-Strahlung durch Sonnenlicht empfinden 56 Prozent der Deutschen der Umfrage zufolge als beunruhigendes Thema, über die Strahlung von Hochspannungsleitungen zeigten sich 38,5 Prozent beunruhigt.
Für die Studie wurden zwischen dem 11. Juli und dem 10. September 2019 2000 Personen im Auftrag des BfS telefonisch befragt. (anw)