RoboCup: Gestiegene Schwierigkeit durch Kunstrasen und gestörte Bildverarbeitung

Die Robocop German Open in Magdeburg sind eröffnet. In unterschiedlichen Disziplinen gibt es neue Herausforderungen. Roboter dürfen Menschen um Hilfe bitten.

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RoboCup: Schwankende Roboter kicken auf Kunstrasen

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

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  • Hans-Arthur Marsiske
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In Magdeburg sind am Freitag die diesjährigen RoboCup German Open eröffnet worden. Das Roboterturnier findet zum 19. Mal statt. Für viele der teilnehmenden 49 Teams von Universitäten und Firmen (Major Leagues) ist das Turnier eine wichtige Etappe bei der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft, die Anfang Juli in Sydney ausgetragen wird. Die Teilnehmer des Nachwuchswettbewerbs RoboCup Junior müssen sich dagegen in Magdeburg für die Weltmeisterschaft erst noch qualifizieren.

Selbst die Teilnahme an den RoboCup German Open musste von den Junior-Teams erst erkämpft werden. In acht regionalen Turnieren, an denen sich insgesamt 611 Teams beteiligten, wurden die besten 165 ausgewählt, die jetzt in verschiedenen Kategorien (OnStage, Rescue, Soccer) um die Reise nach Sydney kämpfen. Da für die RoboCup-WM nur noch ein Junior-Team pro Land und Wettbewerbskategorie zugelassen ist, gibt es für die Teams auf den Plätzen zwei bis fünf die Möglichkeit einer Teilnahme an der neu geschaffenen RoboCup Junior Europameisterschaft. Sie findet in diesem Jahr vom 21. bis 23. Juni in Hannover im Rahmen der IdeenExpo statt.

Die Major-Teams haben es da zunächst etwas leichter: Sie qualifizieren sich für die WM mit Videos und technisch-wissenschaftlichen Beschreibungen ihrer Systeme. Regionale Wettbewerbe wie die German Open, die auch an anderen Orten üblicherweise zwei bis drei Monate vor der Weltmeisterschaft ausgetragen werden, sind eine willkommene Gelegenheit, die Systeme unter realen Wettkampfbedingungen zu testen und Schwachpunkte zu identifizieren. Für manche Teams, die in diesem Jahr aus Kosten- oder Termingründen auf die Teilnahme an der WM verzichten, ist es allerdings das einzige Turnier.

Leicht haben es die Major-Teams allerdings nur mit der Qualifikation. Ansonsten ist der RoboCup darauf angelegt, es den Teilnehmern nach und nach immer schwerer zu machen. So laufen die humanoiden Roboter der Fußball-Ligen nicht mehr auf glatten Teppichen, sondern auf Kunstrasen. Die nachgiebigen Halme bringen die Zweibeiner auch drei Jahre nach der erstmaligen Einführung dieses neuen Untergrunds immer noch ins Schwanken. Doch bei den ersten Spielen am Freitag war schon zu erkennen, dass die Bewegungen sicherer geworden sind. Von Vorteil ist dabei sicherlich, dass die weißen Spielfeldmarkierungen diesmal mit Farbe aufgesprüht wurden. Bei der vergangenen RoboCup-WM waren die Linien dagegen aufgeklebt worden – was für die Roboter zu einer schwer zu überwindenden Stolperfalle wurde. Auch andere Unebenheiten im Boden hemmten den Spielfluss. „Wir hatten die Roboter schließlich so programmiert, dass sie den Mittelkreis nur noch aus einer bestimmten Richtung betraten“, erinnert sich Tim Laue vom Team B-Human aus Bremen. Die Bremer werden in Magdeburg einen ersten Eindruck bekommen, wie ihre Chancen stehen, den Weltmeistertitel in der Standard Platform League vom Team HTWK aus Leipzig zurück zu holen.

RoboCup German Open 2019 #1 (12 Bilder)

Das Team robOTTO (Uni Magdeburg) hat neben dem Arm auch die Räder übernommen…
(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

In anderen Ligen gehen ebenfalls amtierende Weltmeister an den Start. In der RoboCup@work League etwa wird sich zeigen, ob Titelinhaber AutonOHM (Technische Hochschule Nürnberg) seinen Vorsprung vor dem Vizeweltmeister b-it-bots (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg) halten kann. Zumal es auch hier schwieriger wird: Die Arena, in der die Roboter autonom navigieren, Bauteile greifen und gezielt wieder ablegen sollen, sei offener und damit komplexer geworden, sagt Ligenorganisator Sebastian Zug. „Außerdem werden wir mit reflektierenden Folien und anderen gezielten Störungen die Bildverarbeitung zusätzlich auf die Probe stellen.“ Da der bisher von den Teams verwendete Roboter Youbot nicht mehr hergestellt wird, kommt das Problem hinzu, eine neue Plattform beschaffen zu müssen. Viele Teams haben Prototypen mit nach Magdeburg gebracht, werden sie aber wahrscheinlich nur testen und noch nicht im Wettbewerb einsetzen.

Hochkarätig besetzt ist der Wettbewerb auch in der Logistics League, wo Weltmeister GRIPS (TU Graz) auf seinen Rivalen Pyro von der französischen Polytech Lille trifft. Hier geht es um die autonome Durchführung von Produktionsprozessen, bei denen Maschinen von mobilen Robotern mit den benötigten Ausgangsmaterialien beliefert werden müssen. Die produzierten Gegenstände können dann wiederum Ausgangsmaterial für die nächste Produktionsstufe sein und müssen von den Robotern entsprechend wieder abgeholt und weiter transportiert werden. In dieser Liga gibt es bei den German Open wenig Neuerungen. Der Wettbewerb befindet sich in einer Konsolidierungsphase, ähnlich der Rescue League für Rettungsroboter, bei der in Magdeburg auch keine neuen Testmethoden erprobt werden.

In der RoboCup@home League für Haushaltsroboter dagegen ist das Regelwerk neu geschrieben worden. „Die Teams haben jetzt mehr Wahlmöglichkeiten, welche Aufgaben sie in Angriff nehmen wollen“, sagt Ligen-Organisator Sven Wachsmuth. Insbesondere seien jetzt Eingriffe von Menschen gestattet, die sich allerdings negativ auf die Punktewertung auswirken. Voraussetzung sei dabei, dass der Roboter seinen Fehler selbst erkennt und den Menschen um Hilfe bittet. Die erstmalige Teilnahme dreier neuer Teams (aus Frankreich, Indien und Bremen) lässt zusätzlich auf einen interessanten Wettbewerb hoffen. (bme)